Liebe Leserin, lieber Leser, „So'n Mist!“ – denkt sich Eisbär Knut und schaut neidisch auf die fränkische Flocke. Kaum ist man ein Jahr alt, da gehört man schon zum alten Eisen und die Jungen heimsen den ganzen Ruhm ein. Und Flocke knurrt unzufrieden zurück, denn so ein Medienstar wie Knut einst war wird sie nimmermehr. Zweiter sein ist auch nix. Das ist ein echter Generationenkonflikt. Bei Eisbären.
Die Jungen stehlen den Alten die Show und die Alten bekommen mehr als die Jungen – fast wie bei uns Menschen. Wer werden die Gewinner und Verlierer der Rentnerdemokratie sein? Da lacht (hoffentlich noch) mancher Rentner bitter – und manch Junger auch.
Wie Eisbären das wohl lösen würden? Spielend – ganz bestimmt. Ich glaube, Flocke und Knut würden einfach miteinander spielen, ließe man sie einmal zueinander. Das hoffe ich zumindest. Dass einer den anderen schätzt, weil er Eisbär ist, wie ich – egal, ob jung oder alt. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Will ich auch nicht! Ich sehne mich nach Harmonie. Utopisch, was?
„Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen!“ (Gal 6,2) Aber ich glaube daran: dass die Älteren die Jüngeren schätzen und die Jüngeren die Älteren ehren und gemeinsam die Probleme unserer Gesellschaft lösen – vielleicht spielend? Ich glaube daran – und sehne mich danach, dass Menschen Menschen lieben wie sich selbst – weil ich mir gar nichts anderes vorstellen will.
Das könnte man aus der ganzen Geschichte von Knut und Flocke lernen. So hätte der Eisbärenrummel doch tatsächlich noch irgendeinen Sinn.
Pfarrer Lutz Mertten aus Bad Königshofen