"Aus die Maus - Lebewohl", die Uhr des Lebens tickt von unserem ersten Atemzug des irdischen Daseins an und irgendwann schlägt die Stunde unseres Todes. Wann, weiß keiner, aber auch danach tickt die Uhr weiter - für die Angehörigen des Verstorbenen.
Jeden zweiten Samstag im Oktober ist Welthospiztag. An diesem soll auf die wertvolle Arbeit der meist ehrenamtlichen Wegbegleiter Sterbender ins rechte Licht gerückt werden und die Aufmerksamkeit für hospizliche und palliative Belange erhöhen. Diesmal lud der Hospizverein Rhön-Grabfeld, der seinen Sitz am Marktplatz in Bad Neustadt hat, in das Sälzer Gemeindezentrum ein. Dabei wurde den zahlreichen Gästen ein besonderer Blick auf außergewöhnliche Traueranzeigen gewährt.

Wenn die Wahl der Worte schwerfällt
Traueranzeigen sind aus der Zeitungslandschaft nicht mehr wegzudenken. Der erste Vorsitzende des Hospizvereins, Richard Knaier, merkte an, dass die Wahl der Worte oft schwerfallen, denn diese sind eher im Trauer- statt im humoresken Bereich angesiedelt. 250 Mitglieder zählt der Verein und 60 Begleiter für den letzten Weg des Lebens seien im ganzen Landkreis aktiv. Sterben und Tod sind kein Tabuthema und ein selbstbestimmtes Leben und Sterben in Würde hat sich der Hospizverein groß auf sein Banner geschrieben.

Der Buchverlag Kiepenheuer und Witsch, der mittlerweile drei Taschenbücher mit ungewöhnlichen Traueranzeigen herausgebracht hat, animierte den Rundfunkjournalisten Christian Pfitzner, so manche Anzeige bis auf die Kernaussage zu reduzieren und als Lesung zu inszenieren. Aus 1800 Anzeigen wurden 97 herausgesucht, die nun gemeinsam mit Trauerrednerin Dagmar Madrenas präsentiert wurden. Doppeldeutig, voller Liebe und Hass, skurril, nachdenklich stimmend oder heiter.
Wenn beim Zahnarzt der Tod eine Lücke hinterlässt
"Das Wichtigste im Leben ist Ein- und Ausatmen, jetzt atmet Heinz nicht mehr", "Bin umgezogen, wohne jetzt auf dem Züricher Friedhof", "Meine Herren, jetzt ist Feierabend - Maria - Gastwirtin". Bei einem verstorbenen "Felix" stand "Die Ärzte waren ratlos, Gott nicht" und bei einer dahingeschiedenen Dame "Marianne wollte morgens aufwachen und Tod sein, es hat geklappt". Bei Horst, der Schädlingsbekämpfer war, stand in der Traueranzeige "Er hat gekämpft und doch verloren" oder bei Zahnarzt Klaus "Sein Tod hinterlässt eine Lücke".
Geht ein Graf in die ewige Heimat oder werden alle 50 Eigenschaften und gefundenen Synonyme für einen Dahingeschiedenen abgedruckt, dann kann die Traueranzeige schon einmal etwas größer ausfallen. Und der Prolog zwischen Christian Pfitzner und Dagmar Madrenas länger dauern. In den gefundenen Traueranzeigen nahmen Menschen aber nicht nur Abschied von Mitmenschen, sondern auch von geliebten Autos oder dem Führerschein. Für die musikalische Einstimmung zum Thema "Trauer und Abschied" sorgten Gabi Geier und Dr. Jörg Walden. Es war ein Abend, der zum Nachdenken anregte, aber auch Raum für so manchen "Schmunzler" lies.