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Mellrichstadt: Aus für einstige Kupsch-Märkte: Wehmut beim Personal und Ungewissheit bei Kunden in Mellrichstadt und Bad Neustadt

Mellrichstadt

Aus für einstige Kupsch-Märkte: Wehmut beim Personal und Ungewissheit bei Kunden in Mellrichstadt und Bad Neustadt

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    Martin Schlembach schließt nach 25 Jahren seine beiden Filialgeschäfte. Als Kupsch-Märkte und zuletzt unter dem Namen "nah & gut" gehörten die Supermärkte zum Stadtbild Bad Neustadts wie auch Mellrichstadts.
    Martin Schlembach schließt nach 25 Jahren seine beiden Filialgeschäfte. Als Kupsch-Märkte und zuletzt unter dem Namen "nah & gut" gehörten die Supermärkte zum Stadtbild Bad Neustadts wie auch Mellrichstadts. Foto: Gerhard Fischer

    Eine Ära geht zu Ende. In der ehemaligen Kreisstadt Mellrichstadt wie auch in der Kreisstadt Bad Neustadt schließen spätestens im September die letzten Supermärkte in den Altstädten. Die beiden einstigen Kupsch-Läden, die seit drei Jahren unter dem Namen "nah & gut" als Teil der Edeka-Gruppe firmieren, werden dann Geschichte sein. Ein wichtiger Pfeiler der städtischen Nahversorgung hauptsächlich auch für ältere Bürgerinnen und Bürger bricht dann weg.

    "Ich habe in der vergangenen Woche eine Betriebsversammlung abgehalten, tags darauf hatte sich die Nachricht schon verbreitet und die Bürgermeister Michael Kraus und Michael Werner haben schon bei mir angerufen", erzählt Filialleiter Martin Schlembach. Seitdem lautet die Frage der Kundschaft an ihn oder seine 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: "Ja, und wie soll es jetzt weitergehen?".

    Für Martin Schlembach sind das keine schönen Gespräche. "Es ist schon Wehmut dabei", sagt der Großwenkheimer im Blick auf das nicht allzu ferne Ende für seine beiden Lebensmittelgeschäfte. Im Münnerstädter Kupsch-Markt hatte er 1978 seine Lehre zum Kaufmann im Einzelhandel begonnen und war anschließend einige Jahre als Springer für die Filialleitung in verschiedenen Kupsch-Märkten tätig. 

    1989 übernahm er die Leitung des Kupsch-Marktes in Bischofsheim, später dann dort einen Edeka-aktiv-Markt. Im Jahr 2000 dann führte er zusätzlich noch die Kupsch-Märkte in Mellrichstadt und Bad Neustadt. "Das ist der Beruf, den ich schon immer machen wollte", sagt Martin Schlembach. Auch wenn für den Bischofsheimer Kupsch schon vor einigen Jahren das Ende kam: Die beiden anderen Märkte waren für die jeweiligen Städte wichtige Bestandteile der Infrastruktur. 

    Die "nah & gut"-Filiale in Mellrichstadt war viele Jahrzehnte als Kupsch-Markt ein wichtiger Teil der Infrastruktur von Mellrichstadt.
    Die "nah & gut"-Filiale in Mellrichstadt war viele Jahrzehnte als Kupsch-Markt ein wichtiger Teil der Infrastruktur von Mellrichstadt. Foto: Greta Hörnlein

    "Ein Schwerpunkt war schon ein eher älteres Publikum", weiß der Supermarkt-Betreiber. Für viele Kundinnen und Kunden waren die "nah & gut"-Märkte auch ein geselliger Treffpunkt. "Manche kommen sogar zwei- oder dreimal am Tag", schmunzelt Martin Schlembach. Der eine oder andere Plausch mit anderen Kunden oder ein netter Wortwechsel mit dem Verkaufspersonal gehört für diese Kundschaft einfach zum Tag, weiß der Kaufmann. "In Bad Neustadt haben wir sogar eine kleine Bank nach der Kasse, auf der man sich unterhalten kann", erzählt Schlembach. Im Mellrichstädter Markt sei dafür leider kein Platz.    

    "Es ist halt schon familiär bei uns", sagt Martin Schlembach ohne einen falschen Werbe-Ton. "Wir nehmen auch schon einmal für die Kunden Bestellungen auf, die dann am Freitag von einem Taxifahrer oder einem Bekannten abgeholt werden", erzählt der Filialleiter. Viele Kundinnen und Kunden des Hauses kenne man mit Namen, entsprechend könne man die Leute auch grüßen.   

    Froh ist Schlembach, dass es schon für einige seiner Angestellten eine Perspektive gibt. So möchten benachbarte Märkte Teile des Personals übernehmen, wie er sagt. Und besonders freut er sich, dass die Bürgermeister von Mellrichstadt und Bad Neustadt, Michael Kraus und Michael Werner, bereits intensiv nach einer Nachnutzung Ausschau halten. "Das muss ich sagen, sie haben sich sofort um das Thema gekümmert", will sich Schlembach nicht am üblichen Politiker-Beschimpfen teilnehmen. 

    Kann die Stadt die Entwicklung lenken? Auf jeden Fall bemühen sich Bürgermeister Michael Werner und die Stadträte in Bad Neustadt, eine Perspektive für die einstige Kupsch-Filiale in der Spörleinstraße zu finden.
    Kann die Stadt die Entwicklung lenken? Auf jeden Fall bemühen sich Bürgermeister Michael Werner und die Stadträte in Bad Neustadt, eine Perspektive für die einstige Kupsch-Filiale in der Spörleinstraße zu finden. Foto: Gerhard Fischer

    Was aus den beiden Märkten wird, werde die Zukunft zeigen. Die Ideen vom 24/7-Laden bis hin zu einem Inklusionsprojekt unter Beteiligung von Menschen mit Behinderung klingen auch für Martin Schlembach interessant, der noch eine Zeit lang Mieter der Objekte ist.

    Die Gründe für das Ende der beiden Märkte hat er schon genannt. Es sind zum einen gestiegene Energie-Preise. Satte 42.000 Euro mehr als in den Vorjahren musste Schlembach 2024 für Heizung und Strom berappen. Und das, obwohl mit der Umfirmierung in "nah & gut"-Märkte auch neueste Kühltechnik Einzug gehalten habe. Was Mellrichstadt betreffe, so hätten Supermarkt-Neueröffnungen keine erhöhte Konkurrenz bedeutet. "Von der Konzentration der Supermärkte in das nördliche Stadtgebiet haben wir sogar profitiert, weil es am Hainberg zeitweise keinen Lebensmittelhändler mehr gab", so Schlembach. 

    Dazu kommt geändertes Kaufverhalten. "Am Anfang waren die Märkte noch rentabel", so Schlembach. Aber der Trend zum Großeinkauf auf der Grünen Wiese habe sich verfestigt. Und von den Älteren, die ihre kompletten Einkäufe bei ihm im Haus getätigt hätten, gebe es schlicht immer weniger.  

    Am Schluss hat Martin Schlembach die Erklärung, die die Schuld nicht der großen Politik oder irgendeiner globalen Entwicklung zuschreibt: "Am Ende ist es doch der Kunde, der entscheidet", schließt der erfahrene Unternehmer.  

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