Zu den neuen Gesetzen und Verordnungen, die ab Januar 2023 in Kraft getreten sind, gehört die Pflicht für Caterer, Bistros, Lieferdienste und Restaurants, Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegbehältern bei "To-go-Geschäften" anzubieten.
Nachdem bereits seit Juli 2021 europaweit Wegwerfprodukte aus Plastik wie Besteck, Wattestäbchen, Trinkhalme und Rührstäbchen verboten wurden, soll durch diese Maßnahme noch mehr Plastikmüll vermieden werden. In einer Kleinstadt wie Bad Königshofen greift das Gesetz kaum, viele Betriebe fallen unter die Ausnahmeregel.
Das geänderte Verpackungsgesetz nimmt kleine Betriebe mit einer Ladenfläche von maximal 80 Quadratmetern und solche, die weniger als fünf Angestellte haben, von der Mehrwegpflicht aus. Eine Umfrage in Bad Königshofen ergab, dass bisher lediglich ein Anbieter das Mehrweggebot so umgesetzt hat, wie es der Gesetzgeber gern hätte: das Café Heintz, betrieben vom Ehepaar Katharina Weber und Akmal Songaryan. Sie haben sich dem deutschlandweit größtem System Recup für Getränke zum Mitnehmen und Rebowl für Suppen und Gerichte angeschlossen.
Dabei wird auf jedes Gefäß Pfand erhoben, beim Becher ist es ein Euro, bei der Schüssel mit Deckel sind es fünf Euro. Die Gefäße können überall in den an das System angeschlossenen Cafés und Restaurants abgegeben werden und man erhält das Pfand zurück. "Wer in Bad Königshofen vergisst, seinen Kaffeebecher abzugeben, kann das auch in München nachholen", sagt Songaryan. Seine Frau und er bieten schon länger Mehrwegbecher für den "Coffee-to-go" an, jetzt sind die Schüsseln dazugekommen. Das Mehrwegsystem werde vor allem von jungen Leuten bevorzugt, zum Beispiel von den Schülern aus der Berufsfachschule für Musik.
"Wer in Bad Königshofen vergisst, seinen Kaffeebecher abzugeben, kann das auch in München nachholen."
Akmal Songaryan, Café-Betreiber
Die umweltfreundlichen Schalen und Becher in verschiedenen Größen sind microwellengeeignet und müssen gespült zurückgegeben werden. Das Cafe spült dann noch einmal mit der eigenen Spülmaschine nach. "Das klappt gut", findet Songaryan. Wer den Becher oder die Schüssel gar nicht mehr abgeben will, hat das Teil für den Pfandbetrag gekauft – auch kein Verlust. Eine Rebowl kann im Laufe ihres Lebens bis zu 500 Einwegverpackungen ersetzen, verspricht der Hersteller.
Für das Café Auszeit und Häckers Café und mehr ist die neue Verordnung nicht zutreffend. Dunja Gilmore, Betreiberin des Café Auszeit, bietet umweltfreundliche Einwegbecher an, Kuchen außer Haus verkauft sie nicht. Da sie keine fünf Angestellte hat, fällt ihr Café nicht unter die Verordnung, bei Herbert Häcker und seiner Familie ist es die Ladengröße, die weniger als 80 Quadratmeter beträgt. "Wir befüllen aber gern mitgebrachte Tortenboxen, eigene Schüsseln oder Becher" sagt Herbert Häcker. "Alles, was sauber ausschaut, machen wir voll."
"Wir haben keinen To-go-Betrieb, das ist nicht unser Geschäft."
Klaus Ebner, Hotelier
Was während der Corona-Pandemie nicht gestattet war, nämlich eigene Behältnisse mitzubringen, ist jetzt wieder erlaubt und sogar erwünscht, denn auch das spart Einwegbehälter und vermeidet Müll. Auch beim Metzger oder an der Supermarkt-Fleisch- und Wursttheke kann man wieder eigene Behälter mitbringen und befüllen lassen, sie dürfen nur nicht von der Verkäuferin über die Theke genommen werden.
Bei den größeren Beherbergungsbetrieben der Stadt, dem Hotel Vierjahreszeiten und Hotel Ebner greift die neue Verpflichtung ebenfalls nicht. "Wir haben keinen To-go-Betrieb, das ist nicht unser Geschäft", sagt Klaus Ebner. Er bedauert, dass besonders in Pandemie-Zeiten der Verbrauch von Einweg-Behältern rasant gestiegen ist. "Da ist viel Plastik unterwegs", stellt er fest. Von Volker und Christine Salzinger vom Hotel Vierjahreszeiten ist Ähnliches zu hören. "Wir liefern nicht aus und Gerichte außer Haus werden so gut wie gar nicht verlangt", war zu erfahren. Sollte doch jemand Speisen bestellen, muss er eigene Behälter mitbringen.
Das Restaurant und Hotel Schlundhaus hat den Außer-Haus-Verkauf fast auf Null heruntergefahren, aber nicht wegen des neuen Gesetzes. "Ich habe so viel zu tun, das hält mich zu sehr auf. Bei uns ist es immer voll, da kann ich nicht noch Bestellungen bearbeiten. Nur einige ältere Stammgäste holen sich Essen und bringen eigene Behälter mit", berichtet Christian Fischer.
Zu den größeren Restaurants gehört das Storchennest in der FrankenTherme. Die Mitnahme von Speisen und Getränken ist nicht ihr Hauptgeschäft, aber in Bezug auf das Mehrwegangebot hat sich die Familie Hillenbrand noch nicht für ein System entschieden. Auch dort kann man die mitgebrachten Behälter befüllen lassen.
Egal wie die Abfallvermeidung umgesetzt wird, die Müllberge sollen durch das stufenweise eingeführte Abfallvermeidungsprogramm des Bundes und der Länder reduziert werden. Dazu braucht es die Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern, Gewerbetreibenden, Unternehmen, Vereinen und anderen Institutionen.