Roland und Hedi Schmöger haben unternehmerischen Mut bewiesen und vor zehn Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Und sie haben es bis heute nicht bereut. Jetzt erst recht nicht, da ihre Kinder Alisia (24) und Marius (20) inzwischen den elterlichen Betrieb "Kfz-Service Schmöger GmbH" verstärken und damit die nächste Generation schon fest integriert ist. Mehr noch: Obwohl noch so jung, sind die Geschwister frisch gebackener Kfz-Meister. Beide haben die Prüfungen mit Erfolg abgeschlossen.
Blaumann, die Hände ölverschmiert, am Auto schrauben – ein Männerberuf? Für Alisia nicht, zumal der Beruf des Kfz-Mechatronikers bzw. Mechatronikerin einen großen Wandel vollzogen hat. Der HighTech-Bereich mit elektronischen Prüfsystemen für die modernen Kommunikationssysteme im Fahrzeug nimmt inzwischen einen breiten Raum ein. "Ich wollte nicht studieren und nicht in die Industrie", sah sie sich auf einem anderen Weg. Das Handwerk übte einen großen Reiz auf sie aus. Als sie ihren Vater als 17-Jährige mit "Ich will auch Kfz'lerin werden", überraschte, war er erstaunt und erfreut zugleich.
Alisia Schmöger sieht es ganz entspannt
Da kam ihr nach dem Abitur das Ausbildungsprojekt "Abi und Auto" wie gerufen. Für sie genau die richtige Alternative zu einem Hochschulstudium. In dem Projekt werden die schulischen Vorkenntnisse der Abiturienten genutzt, um in einer verkürzten Ausbildungszeit den Berufsabschluss als Kfz-Mechatronikers zu erwerben. Als Frau unter vielen Männern, wie ist Alisia damit zurechtgekommen? Das sieht sie ganz entspannt. "Klar kam da mal ein Macho-Spruch oder ein skeptischer Blick." Das steckte sie aber mit einem "Na klar" augenzwinkernd und selbstbewusst weg. Und schon wurde wieder gelacht.
Der berufliche Werdegang ihres Bruders zeichnete sich indes sehr früh ab. Marius wurde, "erblich vorbelastet" durch seinen Vater, quasi hineingeboren. "Er hat schon früh Hammer und Ratsche in die Hand genommen und damit geschraubt und gearbeitet", erinnern sich seine Eltern. Nach der Schule verwirklichte Marius ebenso zielstrebig wie seine Schwester – beide absolvierten ihre Ausbildung in verschiedenen VW-Vertrags-Werkstätten – seinen Berufswunsch. Die Kfz-Techniker-Meisterprüfung legten sie an der Fahrzeug-Akademie in Schweinfurt ab.
Vor zehn Jahren selbstständig gemacht
Roland Schmöger hatte vor dem Sprung in die Selbstständigkeit über 29 Jahre bei einer Marken-Werkstatt gearbeitet und sich dort nach seiner Ausbildung zum Kfz-Mechaniker bis zum Serviceberater hochgearbeitet und zudem, 1993, die Meisterprüfung abgelegt. Im Januar 2011 gründete er auf seinem Anwesen in Herschfeld seinen eigenen Betrieb, anfangs unterstützt durch einen Mitarbeiter und seine Frau Hedi im Büro. Im Laufe der Jahre vergrößerte sich der Betrieb zusehends. Jeder Quadratmeter, auch auf angemieteten Flächen, wurde benötigt.
2017/18 war die Kapazitätsgrenze definitiv erreicht. Überlegungen reiften, sich einen anderen Standort zu suchen. Zunächst ohne Erfolg. Bis zu dem Tag, als das Peugeot-Autohaus am Rudolf-Diesel-Ring, in exponierter Lage am Stadteingang, seinen Betrieb einstellte. Die Schmögers kamen mit dem Besitzer ins Gespräch und freuten sich, dass sich dieser für sie entschied. So wurde am 7. Januar 2020 aus dem Autohaus eine freie, markenunabhängige Kfz-Werkstatt. Mittlerweile sind die Schmögers über ein Jahr in den neuen Räumlichkeiten – ein Familienbetrieb mit 14 Mitarbeitern. Die Pläne, das 10. Jubiläum mit ihren Kunden entsprechend zu feiern, hat zu ihrem Bedauern die Corona-Pandemie durchkreuzt.