Ende Oktober des vergangenen Jahres wurde in Bastheim ein Erdbeben amtlich mit einer Stärke von 2,5 auf der Richterskala gemessen. Kaum einer aus der Bevölkerung hatte davon damals was mitbekommen. Ein viertel Jahr später gab es nun ein Nachbeben: Und wie. In der ersten Prunksitzung ließen es die Bastheimer Narren rund um die beiden Sitzungspräsidenten Jutta Fatt und Sebastian Landgraf mächtig krachen.

Mehr als fünf Stunden lang bebte die "Besengau-Scheuer" unter der ausgelassenen Fröhlichkeit, dem Witz, den verrückten Sketchen und mitreißenden Tanzdarbietungen der Akteure auf der Narrenbühne. Da passte das diesjährige Motto der BA-KA-GE "Boste bebt" wie die Faust aufs Auge. Zumal auch das von Frank Lochner wieder einmal beeindruckend gestaltete Bühnenbild einen gewaltigen Vulkanausbruch erwarten ließ.
Besengau hat sein Prinzenpaar wieder
Der Besengau hat es wieder. Im vergangenen Jahr war es doch sehr vermisst worden: Das Prinzenpaar der BA-KA-GE, das zum Bostemer Fasching einfach dazu gehört, wie der Elferrat oder der Auftritt der Tanzgarden. Musikalisch umrahmt und begleitet von seiner "Hofkapelle" – die Prinzeneltern Albrecht und Erika Euring hatten die ganze Musikerfamilie (Geschwister, Schwiegersohn und Enkelkinder) auf die Beine gestellt – wurden "Markus I., Freiherr zu Franconia" und "Isabell I vom Gestade der Streu" feierlich auf den Narrenthron gehievt.

In ihrer Antrittsrede betonte die Faschingsprinzessin, dass sie als "Mellerschter Mädel für den Bostemer Hochadel auserkoren" wurde und nun hier den Fasching verkünde, während ihr Prinzgemahl stolz auf die Fortsetzung der Narrendynastie verwies und trocken feststellte: "Die Erde bebt – der Bostemer Fasching lebt" In launigen Worten und in Anspielung auf die erst vor kurzem von ihr vollzogene Trauung der beiden überreichte Bürgermeisterin Anja Seufert, die "Landesmutter des Besengaus" und "Regentin der Rohrbrüche", den Ratshausschlüssel an das Prinzenpaar, das nun bis Aschermittwoch über das närrische Volk im Besengau regieren wird.
Eine Reise um die Welt mit der Kindergarde
Nach einem fulminanten Marschtanz der "Großen Garde" war der junge Lukas Dölling der erste, der die Lachmuskeln der Besucher strapazierte. Dass in ihm das närrische Blut seines Vaters, des Urgesteins des Bostemer Faschings, Klaus Scheuring fließt, war dabei weder zu übersehen noch zu überhören. In geschliffener Sprache und witziger Form berichtete er über seinen Lebenslauf und seine Erlebnisse im Ort und in der Familie, wobei er an die 80 Ortsnamen in seinen Vortrag einzubinden wusste ("Vater simuliert ein Langenleiten und verlangt nach Schonungen").

Die Kindergarde nahm in ihrem bezaubernden Shwotanz die Besucher mit auf eine bunte Reise um die Welt. 16 Mädchen und ein Junge tanzten in wunderschönen Kostümen und unter dem begeisterten Beifall zu den Rhythmen unter anderm aus Irland, USA oder Südafrika. Ihrem Ruf als "zwei freche Gören" wurden Paula Ortloff und Selina Greier vollauf gerecht. Die eine als "Töchterlein des Bostemer Bauhof-Chefs" – die andere als "der feine Pinkel aus die Neuscht" zofften sich anfangs auf amüsante Art, bevor sie sich auf die gemeinsame Suche nach dem perfekten Mann aus Boste machten, doch dabei schnell einsehen mussten, dass es den hier nicht gibt. 15 junge Mädels fegten beim fetzigen Marschtanz der Junioren-Garde über die Bühne.

Wenn der Vater starke Nerven braucht
Wenn der langjährige Sitzungspräsident und das "Gehirn" des Bostemer Faschings die Bühne betritt, dann weiß das Publikum, dass einer der Höhepunkte das Abends ansteht. Klaus Scheuring benötigt kein besonderes Drumherum, kein ausgefallenes Kostüm. Ganz nüchtern, aber mit viel Wortwitz und -spielerei weiß er, die Narrenschar zu begeistern.
Mit vielen Witzen, aber auch ganz viel Spott, den Vater Dietmar ertragen muss, garnieren die beiden Zwillingsschwestern Selina und Tanja Erhard zusammen mit ihrem Papa Dietmar Erhard ihren Auftritt. Da braucht man als Vater ganz schöne dicke Nervenstränge, wenn man selbst gerade von einem Date mit der russischen Spitzenathletin Ana Bolika kommt.
"Nach der Wurscht hobb ich Durscht"
Durch fünf Jahrzehnte tanzten sich 23 Mädels und ein Junge der Juniorengarde mit ihrem Showtanz, der bei der rockigen Musik von Elvis Presley begann, über Abba führte und schließlich bei der Musik endete, die heute in ist.

Tränen in die Augen treiben Florian Dahinten, Tobias Happel und Christoph Karl vom "Alten Lager" mit ihrem einfach köstlichen Versuch, einen Werbespot auf die Füße zu stellen, der mit "Nach der Wurscht hobb ich Durscht" beginnt und beim "Zuzler-Schnaps – da geht´s mir gut" enden soll, aber schließlich doch beim "Seitenbacher Müsli" landet. Eine herrliche Blödelei, die im Sketch des "Neuen Nachwuchsleistungszentrums (NLZ)" der BA-KA-GE seine Fortsetzung findet.
Jungseniorengruppe verabschiedet sich nach 30 Jahren
Martin Maier, Bernd Waizmann, Tobias Schrenk, Markus Behringer und Nico Zimmer zeigen sich bei Pediküre, Massage und schließlich auch im feuchten Nass von ihrer "besten Seite". Nach einjähriger Abstinenz von der Bostemer Narrenbühne war Tobias Happel alias Paul Panzer wieder einmal der Kracher. Ob beim Beschreiben des Erdbebens als "unterirdische Eruption", dem Vergleich des Einkaufens im neuen Dorfladen mit der griechischen Mythologie, der Feststellung "Ich kaufe, also bin ich" oder der Suche nach "Was ist Glück ?" und dem Ergebnis eines Deeskalationskurses – der ganze Saal kam bei dem Auftritt aus dem Lachen kaum noch heraus.
Die Rolle als Paul Panzer ist Tobias Happel auf den Leib geschnitten. In die Fröhlichkeit und Ausgelassenheit mischte sich am Ende des Abends vor dem faszinierenden und mitreißenden Showtanz der "Großen Garde" auch ein wenig Wehmut und Abschiedsschmerz. Nach 30 Jahren, in denen Heiko Dickas, Horst "Giovanni" Johannes, Thomas Fromm (vertreten diesmal von Christian Lochner), Michael Sturm, Tobias Fatt, Harald Fatt, Dietmar "Schmied" Erhard und Theo Behringer als "Jungseniorengruppe" immer wieder für tolle Einfälle und echte Brüller gesorgt hatten, sagten sie unter "standing ovations" und dem Schwenken weißer Tücher nun "Goodbye und Adieu".

Zuvor hatten sie noch einmal einige Höhepunkte ihrer "Karriere" als "Rampensäue" der BA-KA-GE, wie die "Hymne an den Simonshof" oder auch das "Kesselfleischessen", Revue passieren lassen. Mit dem kunterbunten Finale und dem dreifachen bebenden "Helau" setzte die erste Prunksitzung der 68. Session einen grandiosen Schlusspunkt.
