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STOCKHEIM: Bei Ruth in Beirut und anderswo

STOCKHEIM

Bei Ruth in Beirut und anderswo

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    Sie sind Meister der Wortakrobatik und des schwarzen Humors: Stefan Klucke (links) und Dirk Pursche. Zusammen sind sie das Musikkabarett-Duo „Schwarze Grütze“.
    Sie sind Meister der Wortakrobatik und des schwarzen Humors: Stefan Klucke (links) und Dirk Pursche. Zusammen sind sie das Musikkabarett-Duo „Schwarze Grütze“. Foto: Foto: Astrid Hagen-Wehrhahn

    „Ich wär so gern bei Ruth in Beirut, in Beirut bei Ruth, doch da ist jetzt Knut, Knut bei Ruth in Beirut, der der Ruth in Beirut jetzt wohl beiruht…“,

    So versiert wissen Stefan Klucke und Dirk Pursche mit Worten zu jonglieren und das auch noch in schwindelerregendem Tempo. Sie sind Meister des Schüttelreims und Sprachakrobaten. Ihre Texte und Lieder sind schnell, frech, intelligent und gespickt mit rabenschwarzem Humor. Nach eigenem Bekunden sind die beiden Musikkabarettisten „einzeln zu nichts nütze, zusammen Schwarze Grütze“, so denn auch der Name des Duos aus Potsdam.

    In diesem Jahr feiern Klucke und Pursche 20-jähriges Bühnenjubiläum, sind erfolgreich und im Laufe dieser beiden Jahrzehnte mit vielen Kabarettpreisen ausgezeichnet worden. Ein Grund mehr für Wolfgang Klösel, selbst Musiker und Kabarettist, als Initiator der Rhöner Kultur- und Oldtimertage in Stockheim das Duo in die Rhön einzuladen. Am Freitag gastierte „Schwarze Grütze“ mit seinem Programm „Das Besteste aus 20 Bühnenjahren“ im Stockheimer Gemeindesaal und begeisterte das Publikum mit zwei Stunden Dauerbeschuss auf die Lachmuskeln.

    Böser Humor

    Sie nahmen ihre Zuhörer mit auf eine Achterbahnfahrt aus scharfsinnigem und bitterbösem Humor, so schon bei einem der ersten Songs „Hochhaus“, der von einem von den Medien als Live-Event ausgeschlachtetem Suizid handelt. Oder auch beim Lied vom „Schüttelkind“ oder „Ich habe den Weihnachtsmann erschossen“ gab „Schwarze Grütze“ Einblicke in die erbarmungslosen Bosheiten des Lebens, verpackt in Satire. Zudem sind sie Vollblutmusiker, die ihr Können an Gitarre, Bass, E-Piano oder Flöte unter Beweis stellen und mal Reinhard Mey, mal Herbert Grönemeyer oder Udo Lindenberg zu parodieren wissen.

    Unwillkürlich hält das Publikum den Atem an, wenn sie mit grandiosen Sprachspielereien, wie bei der „Rhabarber-Bar-Ballade“, oder der Wortakrobatik-Nummer vom Tag im Trabi und vom zähneklappernden Zacharias, der zögernd, zaudernd, zitternd zum Zahnarzt Zucklmayr zog, bestens unterhalten.

    Dann wiederum sprudeln wasserfallartig geniale Schüttelreime aus ihnen heraus: „Ich trink? aus Bayernfässer, dann geht?s Feiern besser“, „Das sind die engsten Verwandten mit verwandten Ängsten“, „Was woll?n die Scheintoten mit ?nem Totenschein, die Scheinheiligen mit ?nem Heiligenschein?“ und „War der Ofen in Schuss, oder war es ein Schuss in den Ofen?“

    Eines der Highlights des Abends war sicher die musikalische Story von der „Lache (Rache) des Chinesen“. Bekanntlich haben Chinesen Schwierigkeiten mit dem R – in der „del Tigel glll, glll, glll knullt“ und „keinel einel Schimmel hat“, die den Zuschauern die Lachtränen (keine Rachtränen) in die Augen trieb. Zum Brüllen komisch auch die dahingehauchte Anmache in sächsischem Dialekt zur Melodie von „Je t'aime“.

    Klucke und Pursche wissen aber auch den alltäglichen Wahnsinn kräftig auf die Schippe zu nehmen mit bissigen Liedern über die deutsche Hausfrau, über „Ritalin“ oder die Gema als „Stasi der Musik“. Immer schwingt auch ein kräftiger Schuss Selbstironie mit, etwa wenn sie zu dem Schluss kommen: „Ich lasse mir das Hirn absaugen und seh' die Welt mit and?ren Augen. Die Welt wird schön wie noch nie – das ist auch eine Art von Schönheitschirurgie.“

    Tosender Beifall

    Natürlich bekamen auch die Stockheimer und Mellrichstädter ihr Fett weg: „Hier in dieser Gegend braucht man wohl eine Menge schwarzen Humor“. Krumm nahm ihnen das jedoch keiner im Gemeindesaal. Vielmehr gab es am Ende tosenden Beifall von einem begeisterten Publikum. Schließlich regnete es sogar Rosen (aus Plastik) auf die Bühne, die das Duo vorsorglich schon zu Showbeginn an die Frauen im Saal verteilt hatte.

    Nein, „Schwarze Grütze“ ist „keine Band für eine Nacht“, kein „Wegwerf-Taschentuch“ und auch kein „One Way-Ticket in die Uckermark“, wie das Duo anfangs ihres „Besteste“-Programms singt. Klucke und Pursche sind vielmehr zwei herausragende Meister ihrer Zunft, die Lust auf noch mehr ihrer Kabarett-Kunst machen. Kompliment auch an Wolfgang Klösel, der mit dem Engagement des Duos wieder einmal einen guten Riecher für erstklassiges Kabarett bewiesen hat.

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