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HASELBACH: Beim Missio-Camp: Vom Islamisten zum evangelischen Theologen

HASELBACH

Beim Missio-Camp: Vom Islamisten zum evangelischen Theologen

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    Yassir Eric: Vom Islamisten und Christenhasser zum evangelischen Theologen und Brückenauer zwischen den Religionen. Im Missio-Camp berichtete er über sein Leben und beantwortete Fragen zum Islam.
    Yassir Eric: Vom Islamisten und Christenhasser zum evangelischen Theologen und Brückenauer zwischen den Religionen. Im Missio-Camp berichtete er über sein Leben und beantwortete Fragen zum Islam. Foto: Foto: Marion Eckert

    Voll besetzt war das große Versammlungszelt beim Missio-Camp und es herrschte eine gespannte Erwartung. Denn bereits in der Vorankündigung wurde Yassir Eric mit den wichtigsten Eckpunkten seiner Lebensgeschichte angekündigt: Er war militanter Islamist und verachtete Christen und Juden. „In der Koranschule, der Moschee und zuhause wurde ich dazu erzogen, zu hassen. Ich schaute auf Andersgläubige herab und war bereit, sie zu töten.“ Heute ist der gebürtige Nordsudanese evangelischer Theologe und ruft zu einem respektvollen Umgang mit Muslimen auf, kritisiert aber dessen konservative Variante energisch.

    Drei Herausforderungen

    Von drei Herausforderungen durch den Islam sprach Yassir Eric: die theologische, die politische und die demografische. Denn der Islam sei nicht nur eine Religion, sondern auch eine politische Macht. „Die Moschee ist ein Ort, in dem regiert wird. Es gibt im Islam keine Trennung zwischen Staat und Kirche.“ Hinzu komme der unbedingte Zusammenhalt der islamischen Gesellschaft. „Was wir Christen nicht praktizieren. Jeder lebt für sich, individualistisch. Wenn wir den Islam besiegen wollen, müssen wir als Gesellschaft wieder Glauben und Gemeinschaft leben“, ist Yassir Eric überzeugt und fährt fort: „Es darf uns nicht egal sein, wie Muslime ihre Kinder hier bei uns erziehen. Moscheen müssen beobachtet werden. Wenn Kindern beigebracht wird, dass sie sich nicht in die Gesellschaft integrieren sollen und müssen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Kinder später Probleme bereiten werden. Vor der Indoktrinierung muslimischer Kinder darf unsere Gesellschaft die Augen nicht verschließen.“

    Irreführend sei die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre. Yassir Eric ist der Ansicht, dass sie weder mit Ja noch mit Nein zu beantworten sei. Zunächst müsse definiert werden, von welchem Islam die Rede sei. „Ein Islam, der Andersgläubige abwertet und Gewalt legitimiert, darf keinen Platz in Deutschland haben.“ Es müsse außerdem geklärt werden, was unter dem Begriff „gehört“ zu verstehen sei. „Die Menschen, die hier geboren worden sind, die das Gesetz respektieren und hier so leben wie Sie und ich. Selbstverständlich, sie gehören zu Deutschland.“ Und schließlich müsse definiert werden, von welchem Deutschland die Rede sei. „Deutschland ist kein homogenes Land mehr, das hat sich längst verändert und ist nicht mehr zu stoppen.

    Falsch verstandene Toleranz

    Eindringlich warnt er vor falsch verstandener Toleranz: „Der Islam als Dogma, als konservative Ideologie gehört nicht zu dieser Gesellschaft. Denn dieser dogmatische Islam war noch niemals Teil von etwas. Er ist nicht integrierbar in eine offene, liberale Gesellschaft.“

    Immer wieder werde er gefragt, ob Deutschland islamisch werde. Seine Antwort fiel eindeutig aus: „Deutschland ist schon islamisiert worden.“ Die wahre Islamisierung beginne, wenn aus falschem Harmoniebedürfnis heraus die Probleme eines konservativen Islamverständnisses für unsere Gesellschaft nicht angesprochen werden. „Wer den Islam kritisiert, braucht Personenschutz, muss seinen Namen ändern und umziehen. Kritische oder herabsetzende Berichte über Jesus Christus, das interessieren niemand.“

    Wichtig ist Yassir Eric, die Diskussion nicht nur „den Rechtsradikalen und Extremisten“ zu überlassen. Viel wichtiger sei, Brücken zu bauen, miteinander ins Gespräch zu kommen und Respekt zu zeigen ohne zu bewerten. Wir glauben unterschiedlich und doch können wir als Bürger dieses Landes in Deutschland zusammenleben. Und dann heißt Brücken bauen auch, von meinem Glauben zu erzählen, von dem Frieden in meinem Herzen ohne jemanden zu zwingen, dass er meinem Glauben nachfolgt. Wir leben in dieser Vielfältigkeit“.

    Irreführender Gedanke

    Und schließlich die Frage, ob Christen und Muslime an denselben Gott glauben? Hierzu gab Yassir Eric eine umfassende Antwort. Vom Islam werde als abrahamitische Religion gesprochen, die sich wie Judentum und Christentum auf Abraham als Stammvater beziehe. „Das sind islamische Gedanken. Weder die Bibel noch der Koran belegen dies. Die Geschichte hat keinen Halt. Der Gedanke führt in die Irre.“

    Yassir Eric fährt fort: „Wir sollten nicht über Begriffe diskutieren, sondern darüber wer Gott ist. Selbst als überzeugter Moslem war Allah früher für mich ein unberechenbarer Gott. Ich wusste nie, ob ich gut genug war. Als Moslem bin ich ein Knecht Gottes, als Christ bin ich ein Kind Gottes. Dieser Glaube trägt mich.“

    Die wundersame Wandlung Yassir Eric wurde 1972 im Nordsudan geboren. Aufgewachsen ist er in einer strenggläubigen und einflussreichen muslimischen Familie, in der Andersdenkende nicht toleriert wurden. Als Achtjähriger kam er für zwei Jahre in eine Koranschule fernab von seiner Familie und bekam dort Hass eingeimpft, vor allem gegen Juden und Christen. Sein Großvater war Mitbegründer der Moslembruderschaft im Sudan, einer fanatischen Gruppe. „Als ich Kind war, habe ich davon geträumt für Allah zu sterben. Ich wollte in den Dschihad.“ Der Großvater war ein enger Freund von Bin Laden, den die Familie einige Zeit beherbergte. „Er war damals für mich ein Held.“ Sich selbst bezeichnete er als einen sehr gläubigen Menschen. „Ich habe fünf Mal am Tag gebetet, doch ich habe Gott nicht gekannt.“ Eindrucksvoll berichtete er über die Wende in seinem Leben: Fouad, ein Cousin, lag todkrank im Krankenhaus, da kamen zwei ägyptische Christen und beteten für dessen Heilung. Das Wunder geschah und Fouad wurde vollständig gesund. Bis in die frühen Morgenstunden sprach Yassir Eric mit einem der Christen über den Glauben. Nach diesem Schlüsselerlebnis wurde er selbst Christ. Die Folgen waren für ihn verheerend. Die Familie enterbte ihn und beerdigte den „verlorenen Sohn“ symbolisch. Es folgen Gefängnisaufenthalte und Yassir Eric musste schließlich den Sudan verlassen, denn auf „Abfall vom Glauben“ steht laut dem islamischen Scharia-Gesetz die Todesstrafe. 1995 reiste er aus, studierte in Kenia Theologie, heiratete und kam nach Deutschland. Hier gründete er das Europäische Institut für Migration, Integration und Islamthemen (EIMI), dessen Leiter er ist. Heute reist er regelmäßig in den Nahen Osten, um sich für Menschenrechte und die Glaubensfreiheit von Minderheiten einzusetzen.

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