Gut 100 Gläubige waren zum Kreuzberg gekommen, um mit Bischof Franz Jung im Rahmen der Kilianiwoche einen regionalen Pontifikal-Gottesdienst zu feiern. Das Wetter meinte es gut, denn nach dem Regen des Tages klarte es am späten Nachmittag auf zum Segen gab es sogar Sonnenschein.
Dass Kiliani nicht nur in Würzburg gefeiert wird, sondern mit Gottesdiensten im gesamten Bistum, ist Corona zu verdanken. Bereits zum zweite Jahr in Folge wird das Gedenken an die Bistumspatrone Kilian, Kolonat und Totnan, die vor über 1300 Jahren im Frankenland den christlichen Glauben verkündet haben, nicht mehr nur im Würzburger Dom gefeiert. So freute sich auch der Guardian des Klosters Kreuzberg, Korbinian Klinger, Bischof Jung auf dem Heiligen Berg der Franken begrüßen zu können.
Besinnung auf den Ursprung
"Wenn es nicht möglich ist, dass die Menschen nach Würzburg kommen, dann muss der Bischof raus gehen zu den Menschen", begrüßte der Bischof die Vertreter aus Politik und den Pfarrgemeinden. Der Gottesdienst richtete sich speziell an Menschen, die sich für den Glauben und das Christentum engagieren. Mit der Kilianiwoche werde sich Jahr für Jahr auf den Ursprung besonnen und dafür gedankt, dass die Saat, die Kilian, Kolonat und Totnan ausgesät haben, bis zum heutigen Tage Früchte trage.
Gemeinsam mit dem Bischof feierten die Dekane Armin Haas (Dekanat Hammelburg), Stephan Hartmann (Dekanat Bad Kissingen) und Dr. Andreas Krefft (Dekanat Rhön-Grabfeld) den Gottesdienst, den Bischof Jung unter das Leitwort der diesjährigen Kiliani-Wallfahrtswoche: "Wir aber wollen, von der Liebe geleitet, die Wahrheit bezeugen und in allem auf ihn hin wachsen. Er, Christus, ist das Haupt" stellte.
Den Neuanfang wagen
In der Predigt sprach der Bischof über die Umbruchsprozesse im Bistum und die neu konzipierten Pastoralen Räume. "Wir versuchen uns neu aufzustellen, weil wir als Kirche einen Neuanfang wagen wollen. Wir wollen wachsen, weil es dem Auftrag Jesu Christi entspricht." Doch wie könne dieses wachsen gelingen, in Anbetracht immer weniger Mitglieder, Finanzen und Personal? Sich die eigenen "Armut" einzugestehen, das werde in den Seligpreisungen der Bergpredigt vorgestellt. Dazu gehöre auch Trauer. Trauer darüber, dass Kirche nicht mehr so funktioniere, wie sich mancher Kirche wünsche oder zurückwünsche.

Dabei dürfe man nicht in der Trauer verharren und zurückschauen auf das was mal war aber nicht mehr ist. Vielmehr ermutigte der Bischof, neu zu beginnen, nicht am Bestehenden mit Gewalt festzuhalten, sondern bereit zu sein, neu hinzuhören. "Das Reich Gottes ist größer als die Kirche", betonte er und verwies auf die Notwendigkeit, den Blick zu weiten, sich von fremder Not anrühren zu lassen. Der "furchtbare Vorfall in Würzburg" warf Fragen nach Gerechtigkeit und dem Standort von Kirche auf: "Kümmern wir uns genug um diese Menschen? Haben wir ein mitfühlendes Herz mit den Familien?"
Den Blick nicht verlieren auf die ganze Welt
Ein anderes Thema sei Corona. "Wir fragen uns, wie ist das mit der Impfung? Machen wir uns Gedanken um die weltweite Impfgerechtigkeit oder kreisen wir nur um unser Land?" Gerade auch im Blick auf die Partnerbistümer Óbidos (Brasilien) und Mbinga (Tansania). Oder Kirchenasyl. "Ist das ein widersetzliches Handeln oder geht es hier tatsächlich um Menschen in tiefster Not, für die wir uns einsetzen müssen?" Kirche sei gefragt, Position zu beziehen. Letztlich gründe Frieden auf Gerechtigkeit. "Wer Frieden stiften will, der muss Ungerechtigkeiten benennen und sich um einen gerechten Ausgleich mühen."

Dass man mit solch einer Haltung auch anecke und auf Widerstand stoße, damit müsse man rechnen und dürfte die Auseinandersetzung nicht scheuen. Aber auch die Vorbilder Kilian, Kolonat und Totnan haben kein Blatt vor den Mund genommen, habe Unrecht aufgezeigt und sich eingesetzt, schloss die Predigt.