Es ist ein kühler Märzmorgen, der Himmel strahlt in einem makellosen Blau. Ein leichter Wind weht über die Höhen der Rhön und lässt die Gräser sanft tanzen. Inmitten dieser friedlichen Szenerie liegt die Kissinger Hütte – oder das, was von ihr übrig ist. Die Überreste der einst so beliebten Hütte sind ein eindrucksvoller, jedoch trauriger Kontrast zur idyllischen Umgebung.

Einige Arbeiter sind damit beschäftigt, einen Schutzzaun um die einsturzgefährdeten Ruinen zu errichten. Sicherheit geht nun vor, denn die Gefahr lauert in den instabilen Mauern. Vor Ort ist auch Manfred Egert. Der Vorsitzende des Rhönklub-Zweigvereins Bad Kissingen, dem die Hütte gehört, gibt kurz Auskunft, dass der Fokus aktuell auf der Sicherung des Brandortes liegt. Später am Tag soll ein Brandsachverständiger die Stätte untersuchen.

"Guten Morgen", ruft Egert einem älteren Herrn zu, der seinen Hund mit sich führt. Es ist Hans-Günther Keßler aus Waldberg, der von dem verheerenden Brand gehört hat und nun die Überreste betrachtet. "Schlimm", sagt der 75-Jährige, der früher als Mitglied der Bergwacht oft hier oben war. Keßler erinnert sich an viele Besuche. Mit der Bergwacht habe er hier oft Mittag gemacht. "Ob die Hütte wohl je wieder aufgebaut wird?", fragt er sich leise. Er hofft es sehr.
Wanderer aus Sömmersdorf erinnern sich
Kurz darauf trifft eine Gruppe von Männern mit Wanderstöcken am Brandort ein. Die vier Wanderer aus Sömmersdorf sind regelmäßig in der Gegend unterwegs und machen oftmals Halt an der Kissinger Hütte. "Wir laufen Richtung Kreuzberg, und die Hütte liegt schön auf dem Weg", erzählen Thomas Keller, Roland Büttner, Rainer Pfeuffer und Reinhold Seißinger.

Dass die Kissinger Hütte abgebrannt ist, haben sie natürlich gewusst – das sei ja überall Gesprächsthema. Deshalb haben sie auch ihre eigene Brotzeit mitgebracht. Sonst haben sie hier meistens Zwischenstopp gemacht, eine Currywurst oder Bratwurst gegessen und ein kühles Bier getrunken, das sie in höchsten Tönen als "bestes Bier weit und breit" loben.
Die Männer hoffen, dass sie eines Tages hier wieder einkehren können. Doch heute bleibt ihnen nur die Erinnerung an viele schöne Stunden bei Currywurst und "Pilgerstoff". Ihre mitgebrachten Brote lassen sie sich trotzdem schmecken.
Auch Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann ist am Mittwochmittag auf dem Feuerberg vor Ort, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen und mit den Beteiligten zu sprechen. "Es hat viele Menschen emotional getroffen, auch mich persönlich", erzählt er. Habermann sei "halb" in Waldberg aufgewachsen und hat viele Teile seiner Kindheit und Jugend in den Walddörfern und deren Umgebung verbracht.

Landrat: "Es war einfach eine berühmte Hütte"
"Die Menschen dort haben über Generationen ein ganz enges Verhältnis zur Kissinger Hütte gehabt", sagt er. "Das ist nicht irgendeine Kneipe – die Kissinger Hütte hat eine ganz besondere Identifikationsfunktion in unserer Heimat."

Auch für ihn persönlich. "Ich erinnere mich daran, wie der Lift auf dem Feuerberg eingeweiht worden ist", erzählt er. "Ich erinnere mich auch an alle Hüttenwirte oben, von Horst Hildmann über den legendären "Heiner" aus Oberbach. Es war einfach eine berühmte Hütte."

Auch für Kardinal Döpfner sei die Kissinger Hütte ein permanenter Anlaufpunkt gewesen, wenn er auf den Kreuzberg gelaufen ist, so der Landrat. Zudem sei es die Lieblingshütte von Weihbischof Helmut Bauer, der das Kissinger Hüttenlied geschrieben hat, gewesen und grundsätzlich ein zentraler Anlaufpunkt für den ganzen Rhönklub, so Habermann: "Das Gebäude war über 110 Jahre alt und hatte eben ein Flair, das einzigartig war."
Erinnerungen an die Kissinger Hütte: Liebe Leserinnen und Leser, Sie haben Fotos und Erinnerungen an schöne Momente auf der Kissinger Hütte? Schicken Sie uns diese gerne zusammen mit Ihren Kontaktdaten per Mail an: redaktion.rhoen-grabfeld@mainpost.de