Auf der Veste Heldburg gibt es eine neue Attraktion: Seit vergangenen Donnerstag zeigt das dort seit 2016 beheimatete Deutsche Burgenmuseum das älteste Gemälde, das sich in einem deutschen Museum befindet.
Professor Dr. Ulrich Großmann, der Gründer des Burgenmuseums und Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, war die Freude anzumerken, als er das neue Exponat der Öffentlichkeit präsentierte. Er bezeichnete es trotz seines fragmentarischen Zustandes als ein „herausragendes Bild und eine große Chance für das Deutsche Burgenmuseum.“
20 Quadratmeter Ritterschlacht
Dargestellt ist auf dem über 20 Quadratmeter großen Gemälde eine blutige Ritterschlacht ,die vor rund 800 Jahren gemalt wurde. Es stammt aus den Kunstbeständen der Bundesrepublik Deutschland und wurde mit Mitteln der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung, des Freistaates Thüringen und des Bundes mit einem Kostenaufwand von 120 000 Euro umfassend restauriert.
In Anwesenheit von Elke Harjes-Ecker, Abteilungsleiterin für Kultur in der Thüringischen Staatskanzlei, Martin Hoernes vom Ernst-von-Siemens-Kunstfonds und weiteren Vertretern aus Politik und Kultur erläuterte Großmann, wie es dazu kam, dass eines der ältesten weltlichen Gemälde in Europa nun seinen Platz im Deutschen Burgenmuseum gefunden hat. Längere Zeit habe es im Depot der Kunstsammlungen der Veste Coburg gelegen, in deren Ausstellungskonzept sich das Werk jedoch nicht habe einbinden lassen. Daher habe der dortige Direktor der Kunstsammlungen die Übergabe an das Deutsche Burgenmuseum im nahegelegenen Heldburg vorgeschlagen. „Für die Restaurierung unter Leitung von Professor Christoph Merzenich war dann die Fachhochschule Erfurt zuständig“, informierte Ulrich Großmann.
Lokalisierung nicht möglich
Parallel zur Restaurierung sei nach der Herkunft der Wandmalerei geforscht worden. „Eine genauere Lokalisierung ist bis heute jedoch nicht möglich, da das Bild offenbar vor seiner Abnahme und dem Verkauf im frühen 20. Jahrhundert nicht dokumentiert wurde“, so der Initiator des Deutschen Burgenmuseums. „Im Jahr des Europäischen Kulturerbes dürfte es eine der bedeutendsten Entdeckungen überhaupt sein, denn bislang waren Größe, Alter, Darstellung und Bedeutung des Gemäldes völlig unbekannt“, meinte Großmann.
Planungen für Lokal gehen weiter
Auch Katja Kieslich, die Bürgermeisterin von Bad Colberg-Heldburg, äußerte sich sehr erfreut über die neue Attraktion auf der Heldburg, bevor sie eine weitere interessante Mitteilung machen konnte: Auf der Heldburg wird es in absehbarer Zeit eine gastronomische Einrichtung geben. „Die Planungen für den Bau eines Lokal gehen weiter und wir hoffen, dass wir schon im nächsten Jahr mit den Bauarbeiten beginnen können“, meinte Katja Kieslich, die auch Vorsitzende des Fördervereins des Deutschen Burgenmuseums ist.
Rittersleute auf hellen und braunen Pferden Das 800 Jahre alt Gemälde im Deutschen Burgenmuseum auf der Veste Heldburg zeigt einen Reiterkampf. Mehrere mit Kettenhemden, Helmen und Schilden gerüstete Krieger zu Pferde bekämpfen sich mit Lanzen und Schwertern. Die Ritter reiten auf hellen oder braunen Pferden, die Rüstungen heben sich in blaugrauer Farbe deutlich ab und in den Händen halten sie dreiecksförmige Schilde mit Fantasiedarstellungen, so dass die Szene vermutlich keinem konkreten Ereignis zuzuordnen ist. Eine Entstehung des Gemäldes in den Jahrzehnten um 1200 ergibt sich sowohl aus der Form der Rüstung und der Waffen als auch aus der Darstellung der Pferde und der Kämpfer. Für ein profanes Wandgemälde ist eine solche Entstehungszeit von außerordentlicher Bedeutung, die einzigen älteren Malereizyklen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, die gegenwärtig in Mitteleuropa bekannt sind, befinden sich in Rodenegg bei Brixen in Südtirol sowie als Wandgemälde in Schmalkalden in Thüringen.