Nach der Silvesternacht ist die alljährliche Debatte rund um ein Böllerverbot wieder voll entbrannt. Der Grund: Bundesweit starben fünf Menschen beim Zünden von teils selbstgebauten Böllern. Zahlreiche Menschen mussten in Krankenhäusern behandelt werden und vereinzelt wurden Einsatzkräfte angegriffen. Dennoch sprachen die Behörden vielerorts von einem relativ friedlichen Silvester. Die Bilanz des Polizeipräsidiums Unterfranken fiel positiv aus. Rund 130 Mal musste die Polizei ausrücken. Zu größeren Vorfällen kam es nicht.
Trotzdem fordern nun viele ein bundesweites Verbot von Böllern und Feuerwerk. So auch die Gewerkschaft der Polizei und die Deutsche Umwelthilfe. Die von beiden gestarteten Petitionen für ein Böllerverbot haben mittlerweile fast 2 Millionen Menschen unterschrieben. Was sagen die Menschen in der Innenstadt von Mellrichstadt dazu? Sind sie für oder gegen ein bundesweites Böllerverbot? Und was sind ihre Gründe?
1. Hans-Georg Link (67) aus Mellrichstadt: "Wenn man sieht, wie viel Schindluder damit getrieben wird, muss man einfach mal an der Leine ziehen"

"Mittlerweile bin ich für das Böllerverbot. Natürlich habe ich als Kind selbst genauso gerne geböllert. Keine Frage. Ich glaube, das Ganze ist so ein bisschen eine Alters- und Entwicklungssache. Wenn man sieht, wie viel Schindluder damit getrieben wird, muss man einfach mal an der Leine ziehen. Dass das für bestimmte Wirtschaftsbereiche in Deutschland nicht so toll ist, ist ganz klar. Es passiert einfach viel zu viel. Die Leute sind sich der physikalischen Faktoren gar nicht bewusst, wissen nicht was passieren kann und handhaben das Zeug falsch. Dann kommt noch der Einfluss von Alkohol mit dazu und dann geht das Ganze in die Hose. Wenn irgendwelche Chaoten sich selbst damit verletzen, mag das vielleicht noch ok sein, aber wenn andere Unbeteiligte zu Schaden kommen, ist das echt doof."
2. Michaela Herbert (63) aus Hausen: "So wie es aktuell stattfindet, sollte es nicht mehr sein"

"Ich habe noch nie Geld für Böller ausgegeben, weil ich davon nichts halte. So ein Feuerwerk an sich finde ich zwar schon schön anzusehen, aber es muss im Rahmen bleiben. Ich habe dieses Jahr das zweite Mal Silvester in Bremen miterlebt und das, was dort abging, war für mich inakzeptabel. Manche haben schon nachmittags um 16 Uhr angefangen zu böllern und das ging dann früh bis 4 Uhr. Einmal muss auch etwas Größeres dabei gewesen sein. Man hat die Explosion in der Wohnung auf dem Sofa gespürt. Wenn ich jetzt so Berlin betrachte, wo sogar Wohnungen zerstört wurden, muss sich etwas ändern. Inwieweit man das regulieren kann, weiß ich nicht, aber so wie es aktuell stattfindet, sollte es nicht mehr sein."
3. Helmut Ress (66) aus Mellrichstadt: "Lieber legal, anstatt illegal und im Verborgenen"

"Ich habe grundsätzlich nichts gegen das Böllern an Silvester. Nur weil ein paar Chaoten Blödsinn machen, muss nicht gleich die ganze Bevölkerung darunter leiden. Es gibt Menschen, die das Geld dafür haben und die daran auch Spaß haben. Ich finde, denen sollte man es nicht verbieten. Lieber legal, anstatt illegal und im Verborgenen. An bestimmten Plätzen sollte es erlaubt sein."

4. Astrid Schallenkammer (58) aus München: "Wenn überhaupt organisiert oder wegen Umweltverschmutzung gleich gar nicht"

"Ich bin ganz klar für ein Verbot. Mir selbst ist schon mal eine umgefallene Rakete an den Fuß geflogen. Zum Glück hatte ich damals einen festen Schuh an, sonst hätte ich mich vielleicht schwer verletzt. Ich bin schon oft an Silvester in Italien gewesen. Da gibt es in vielen Städten schon seit Jahren organisierte Feuerwerke. Privatpersonen dürfen dort nicht böllern und daran halten sich auch alle. Die Leute treffen sich dort trotzdem alle an einem zentralen Ort und schauen gemeinsam das Feuerwerk an. Von daher bin ich der Meinung: Böllern – wenn überhaupt – organisiert oder wegen Umweltverschmutzung gleich gar nicht."
5. Dominik Wukowojac (50) aus Mellrichstadt: "Was an dem einen Tag an Dreck und Staub produziert wird, ist schon verrückt"

"Grundsätzlich kann ich beide Seiten verstehen. Ich verstehe die Jüngeren und die Kinder, die Spaß daran haben und für die der Abend dadurch etwas Besonderes wird. Aber wenn es übertrieben wird – und es wird stellenweise übertrieben – dann macht das für mich keinen Sinn. Wenn Freiheiten zu stark ausgenutzt werden, dann muss sich etwas ändern. Was wir dabei der Umwelt antun, das ist nochmal eine ganz andere Geschichte. Was an dem einen Tag an Dreck und Staub produziert wird, ist schon verrückt. Wenn man sich mal auf der anderen Seite überlegt: Wir haben uns berechtigterweise vom Plastikstrohhalm verabschiedet und auch von anderen Dingen, aber da ist es dann wiederum scheißegal. Klar rettet man die Umwelt nicht in einer Nacht, aber es wäre ein Anfang."
6. Michaela Köller (52) aus Hendungen: "Es braucht kein allgemeines Böllerverbot"

"Wir selbst zünden keine Raketen oder Böller. Auch meine Kinder machen das nicht mehr. Wer das Ganze aber braucht, der soll es auch machen dürfen. Es braucht kein allgemeines Böllerverbot. Aber was ich mir wünschen würde, wäre eine Beschränkung auf bestimmte Plätze. Das gibt es mancherorts bereits jetzt schon und so finde ich, sollte es auch hier bei uns sein."