Der Bund Naturschutz (BN) hat seine bislang weitgehende Ablehnung der Tötung von Wölfen gelockert: "Nach sorgfältiger, fachlicher Prüfung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass in bestimmten Fällen Wölfe leichter entnommen werden sollen", sagte der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner. Am generellen Schutzstatus des Wolfes werde aber nicht gerüttelt.

Konkret unterscheidet der BN zwischen Rinderhaltung und der Haltung von Schafen und Ziegen – und hat vor allem die Almwirtschaft in den Alpen im Blick. Bei Rissen von über einjährigen Rindern soll demnach eine Tötung des Wolfes möglich sein. Risse an Rindern aller Altersgruppen sollen zudem vom Freistaat entschädigt werden.
BN will staatliche Förderung von besserem Herdenschutz, der die Kosten ausgleicht
Halter von Schafen und Ziegen sollen zudem für besseren Herdenschutz künftig "überall in Bayern eine Förderung bekommen, die die tatsächlichen Kosten ausgleicht". In einer Umstellungsphase von fünf Jahren sollen zudem auch Wölfe, die Schafe oder Ziegen gerissen haben, getötet werden können. Danach soll ohne Herdenschutz keine Wolf-Entnahme mehr möglich sein, fordert der BN.
"Der Wolf ist in Bayern Teil der Biodiversität,man kann auch sagen der Schöpfung."
Richard Mergner, Vorsitzender vom Bund Naturschutz in Bayern
"Bayern ist ein Wolfsland – von der Rhön bis in die Alpen", findet Mergner: "Der Wolf ist in Bayern Teil der Biodiversität, man kann auch sagen der Schöpfung." Anders als von der Bayerischen Staatsregierung suggeriert, gehe vom Wolf auch keine Gefahr für Menschen aus. Der BN verstehe jedoch die Sorgen der Nutztierhalter und hoffe auf eine Versachlichung der Debatte, beteuerte der Verbandschef.
"Das Gewehr allein ist keine Lösung", warnt der BN-Vorsitzende Mergner
Als letzte Maßnahme müsse es deshalb möglich sein, Wölfe, die sich an Herdentiere als Nahrung gewöhnt haben, zu töten. "Das Gewehr allein ist aber keine Lösung", warnte Mergner. Bei zunehmender Wolfpräsenz in Bayern sei besserer Herdenschutz unabdingbar.

Dies gelte auch für Franken, wo sich von der Fränkischen Schweiz über die Rhön bis in den Spessart Wölfe ansiedeln. Etwa in Rhön-Grabfeld zahlten sich intensive Bemühungen von Landkreis und Nutztierhaltern zum Herdenschutz mit Hunden und Zäunen bereits aus, findet Mergner: "Das kostet Geld, aber der Freistaat könnte sich dies leisten."
Bislang habe die Söder-Regierung den Wolf jedoch nur "als billiges Wahlkampfopfer missbraucht", kritisiert Mergner. Die vor rund einem Jahr beschlossene "Wolfsverordnung", die Abschüsse erleichtern sollte, sei aber "in keiner Weise geeignet, Konflikte zu lösen" – und bisher kein einziges Mal angewendet worden. Der BN will deshalb an seiner Klage gegen diese Verordnung festhalten. Laut BN gibt es in Bayern derzeit acht Wolfsrudel mit maximal 80 Tieren.