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Carolin Fritz-Reich: „Hier muss niemand einsam zu Hause sitzen“

Mellrichstadt

Carolin Fritz-Reich: „Hier muss niemand einsam zu Hause sitzen“

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    Kulturmanagerin am Start: Carolin Fritz-Reich an ihrem neuen Arbeitsplatz.
    Kulturmanagerin am Start: Carolin Fritz-Reich an ihrem neuen Arbeitsplatz. Foto: Foto: Linda Denner

    Mellrichstadt Eines haben sie alle gemeinsam: Sie leben gerne in Rhön-Grabfeld. Sonst hätten sie anderweitigen Lebensoptionen den Vorzug gegeben. Haben sie aber nicht: Nach Monaten, wenn nicht Jahren Rhön-Grabfeld-Abstinenz, sind sie letztendlich doch in die Heimat zurückgekehrt, häufig aus ganz bewussten Überlegungen heraus. Gemeint ist die Gruppe der „Rückkehrer“. In einer kleinen Serie stellt die Main-Post Rückkehrer aus dem Landkreis vor.

    Die heutige Kandidatin ist Carolin Fritz-Reich aus Mellrichstadt, die erst kürzlich wieder in den Landkreis zurückkehrte. Ende letzten Jahres trat die 31-Jährige die Stelle als Kulturmanagerin in der Kulturagentur im Landratsamt an.

    Frage: Warum und wie lange haben Sie zwischenzeitlich den Landkreis verlassen?

    Carolin Fritz-Reich: Ich habe nach dem Abitur in Erlangen Musikwissenschaft und Romanistik studiert und erste berufliche Erfahrungen gesammelt. Anschließend lebte ich drei Jahre in Jena und war an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar als wissenschaftliche Mitarbeiterin am gemeinsamen Institut für Musikwissenschaft tätig. Von Zu Hause ausgezogen bin ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits habe ich mich darauf gefreut, selbstständig zu werden, andererseits habe ich aber gerne Zu Hause gelebt. Rückwirkend bin ich froh darüber, dass ich mal für eine Weile weg war. Ich hatte eine gute Zeit, habe viele liebe Freunde kennengelernt, interessante Kontakte geknüpft, habe mich weiterentwickeln können und wichtige Erfahrungen gesammelt, die ich nicht missen möchte.

    Warum sind Sie zurückgekehrt?

    Fritz-Reich: Ich habe eine Zeit lang sehr gerne in größeren Städten gelebt und bin neugierig auf die Welt. Trotzdem stand für mich schon immer fest, dass ich irgendwann nach Hause zurückkommen möchte. Die Frage war nur, wann. Bei der Wahl meiner Studienfächer habe ich mir gar nicht so viele Gedanken darüber gemacht, wie es um meine späteren Berufsaussichten in der Heimat stehen könnte, dabei liegt es in der Natur der Sache, dass in Ballungszentren im kulturellen Bereich einfach mehr Stellen angesiedelt sind.

    Was gab letztlich den Ausschlag für die Rückkehr?

    Fritz-Reich: Als mein Mann sich entschieden hat, in den heimischen Familienbetrieb einzusteigen, haben wir unseren gemeinsamen Wohnsitz wieder nach Mellrichstadt verlagert, unter der Woche habe ich jedoch noch in Jena gewohnt und gearbeitet. Seit November 2013 bin ich nun als Kulturmanagerin in der Kulturagentur Rhön-Grabfeld im Landratsamt Bad Neustadt tätig und lebe wieder ausschließlich in Mellrichstadt. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich eine solch interessante und reizvolle Anstellung in der Heimat gefunden habe. Und natürlich sind wir froh, dass die anstrengende Zeit des Pendelns damit ein Ende hat.

    Was gefällt Ihnen hier?

    Fritz-Reich: Meine Familie lebt hier genauso wie viele liebe Freunde. Ich fühle mich hier einfach wohl, mag den Menschenschlag, schätze die Bodenständigkeit und die Gelassenheit der meisten Rhön-Grabfelder. Die Vielseitigkeit unserer Landschaft ist klasse und als Anhänger von alten Gemäuern mit Geschichte bekommt man hier auch einiges geboten. Toll finde ich die Vereinskultur in Rhön-Grabfeld. Hier muss niemand einsam Zu Hause sitzen, wenn er das nicht will. Man kennt sich und man hilft sich. Ich selbst hatte hier eine tolle Kindheit und habe mir schon immer gewünscht, dass meine eigenen Kinder irgendwann einmal hier aufwachsen dürfen. Wir haben hervorragende Schulen und ein breites Freizeitangebot. Was wir nicht direkt vor Ort haben – ein Opernhaus oder eine große Sportarena etwa – ist durch unsere gute Lage und Verkehrsanbindung relativ schnell zu erreichen. Was ich beeindruckend finde, ist die Entwicklung, die unsere Gegend momentan nimmt. Man spürt, dass viele Leute hier etwas bewegen wollen und sich nicht einfach mit dem zufriedengeben, was wir schon haben.

    Was würden Sie hier ändern, wenn Sie es könnten?

    Fritz-Reich: Auch wenn die meisten Rhön-Grabfelder offen für Veränderungen sind und wirklich etwas voranbringen wollen, gibt es natürlich immer noch einige Bewohner, die sich und uns allen zu wenig zutrauen. Ganz nach dem Motto: „So etwas geht hier eh nicht, das brauchen wir gar nicht probieren.“ Ich meine aber, wenn man nie etwas probiert, kann man auch nicht weiterkommen. Meine Devise also: Ein bisschen mehr Mut Neues zu wagen und, ganz wichtig: zusammenhalten und an einem Strang ziehen! Ach ja und ganz konkret: Die Kneipen- und Café-Dichte könnte in unserer Gegend noch ein wenig höher sein, in dieser Hinsicht bin ich aber durch meine Zeit in Studentenstädten auch wirklich etwas verwöhnt (lacht).

    Bitte beenden Sie den Satz: Rhön-Grabfeld ist für mich...

    Fritz-Reich: ......meine Heimat, ein Ort, an dem es sich gut leben lässt. Diese Antwort ist vielleicht nicht besonders originell, aber sie trifft völlig zu.

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