Die dramatisch negative Corona-Entwicklung im Landkreis setzt sich fort. Am Freitag meldete des Robert Koch-Institut schon wieder mehr als 100 Neuinfektionen. Mit den 103 festgestellten Fällen stieg die Sieben-Tage-Inzidenz in Rhön-Grabfeld auf den bislang noch nicht erreichten Wert von 549,6. Gleichzeitig meldete das Landratsamt einen neuen Todesfall. Damit sind in Rhön-Grabfeld nun 100 Menschen im Zusammenhang mit Corona gestorben.

In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen richtete Landrat Thomas Habermann deutliche Worte an die Mitglieder des Ausschusses für Jugendhilfe und soziale Angelegenheiten. Für die kommenden Monate befürchte er weitere steigende Zahlen und vor allem auch weitere Tote durch die Corona-Pandemie. Sein eindringlicher Appell lautete daher: "Lassen Sie sich impfen und überzeugen Sie all diejenigen, die die Impfung ablehnen."
Keine aufschiebbaren Operationen im Campus
Den Ernst der Situation verdeutlichte Habermann mit dem Hinweis, dass im Rhön-Klinikum Campus inzwischen sehr viele Corona-Betten belegt sind. "Wir gehen dramatischen Zeiten entgegen, vor allem, wenn keine Patienten mehr aufgenommen werden können und deshalb in andere Einrichtungen verlegt werden müssen." Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die aktuelle Anweisung der Regierung von Unterfranken, dass in Kliniken, die für die Corona-Versorgung wichtig sind, keine aufschiebbaren stationären Behandlungen mehr möglich sind. Dazu zähle auch der Rhön-Klinikum Campus.
Der Landrat ging auch auf den Nachbarlandkreis Schmalkalden-Meiningen ein. Landrätin Peggy Greiser spreche dort ebenfalls von einer zunehmenden Belastung der Kliniken mit vornehmlich ungeimpften Patienten und bezeichne die Lage in den Krankenhäusern als dramatisch. "Die Intensivstationen in Schmalkalden und Meiningen sind im Prinzip voll, Verlegungen in andere Kliniken sind kaum möglich."
Leichensäcke als Thema im Krisenstab
Bislang funktioniere das System zur Verlegung von Covid-Patienten überregional nicht wirklich und bei der Verlegung sei der Rettungsdienst stundenlang gebunden. Derzeit seien nach den Informationen aus den Kliniken alle Covid-Intensiv-Patienten unter 75 Jahren ungeimpft. Impfdurchbrüche mit schweren Verläufen habe man ausschließlich bei Älteren."

Der Landrat berichtete auch von Gesprächen der unterfränkischen Landräte, bei denen für besonders betroffene Landstriche in Unterfranken komplette Lockdowns in der Diskussion waren. Man sei sich einig gewesen, dass die Situation sehr bedenklich ist. "Wir steuern auf eine äußerst schwierige Zeit zu." Das Problem seien die schweren Erkrankungen der Ungeimpften. "Die Geimpften werden weitgehend glimpflich davon kommen".

Viele Wissenschaftler hätten für diesen Winter eine Pandemie der Ungeimpften vorausgesagt. "Und sie ist eingetreten, und zwar heftiger als wir es erwartet haben." Im Krisenstab, so Habermann, seien jetzt auch wieder die Leichensäcke Thema gewesen, die schon im vergangenen Jahr geliefert wurden. "Die haben wir zum Glück bei uns nicht gebraucht." Wenn die Zahlen sich weiterhin so entwickeln würden, stehe zu befürchten, dass man sie eventuell nun doch benutzen müsse.
Aufrufe zur Boosterimpfung
Der Landkreis tue weiterhin alles, so Habermann, um den notwendigen Impfstoff zu beschaffen. Man könne es sich nicht leisten, dass nicht genügend der Vakzine zur Verfügung stehe. Ein Hauptproblem sei doch, dass der Impfschutz der zweifach Geimpften nach einigen Monaten nachlasse. Daher sei es sehr wichtig, nun die dritte Impfung konsequent durchzuführen. Möglichst jeder solle sich an den Boosterimpfungen beteiligen. Der Landkreis werde in nächster Zeit dazu entsprechende Impfaufrufe starten.
Bei der Impfkampagne in Deutschland habe man es in den vergangenen eineinhalb Jahren versäumt, eine seriöse, emotionsfreie und beratende Impfaufklärung zu betreiben, kritisierte der Landrat. Wichtig sei es, die Situation klarer und drastischer darzustellen. Notwendig wäre daneben auch der Überblick über Geimpfte und Nichtgeimpfte für Betriebe und öffentliche Einrichtungen. "Es kann doch nicht sein, dass ich nicht weiß, wer in meinen Betrieb geimpft, oder ungeimpft ist."
Aus seiner Sicht, so der Landrat, sei die aktuelle Situation ein Ergebnis eines eklatanten Versagens der Bundespolitik - sowohl der noch amtierenden Regierung als auch der zukünftigen.
Corona-Lage in Rhön-Grabfeld am 19. NovemberDas Robert Koch-Institut meldet für Freitag 103 neue Infektionsfälle für Rhön-Grabfeld. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg damit von 513,8 am Donnerstag auf 549,6. Seit Beginn der Pandemie wurden damit 5218 Coronafälle im Landkreis registriert. Als infiziert gelten derzeit 739 Personen, was knapp einem Prozent der Kreisbevölkerung entspricht. Das Landratsamt meldete am Freitagmittag einen weiteren Todesfall. Somit sind leider aktuell in Rhön-Grabfeld insgesamt 100 Menschen im Zusammenhang mit COVID-19 gestorben. Nach Angaben des Deutschen Intensivregisters waren am Freitag 14 Intensivbetten am Rhön-Klinikum Campus nicht belegt. Von den 140 Betten (inklusive Wachstation) waren 14 mit Covid-19-Patienten belegt. Acht von ihnen mussten invasiv beatmet werden.TOP