Der neuerliche Lockdown beeinflusst ein weiteres Mal das Leben der Menschen massiv. Er dürfte sich auch auf das Einkaufsverhalten in Bad Neustadt auswirken. Und das, nachdem der Einzelhandel nach dem Lockdown im Frühling zumindest einen Teil der Ausfälle im Laufe des Jahres wieder reingeholt hat. Doch die Flinte ins Korn werfen kommt für die meisten Geschäftstreibenden in der Stadt nicht in Frage. Stattdessen besinnt sich der Einzelhandel in der Krise auf seine Stärken: Viel Beratung und ein schönes innerstädtisches Ambiente.
Läden dürfen offen bleiben
Es grenzt schon an Ironie des Schicksals, dass just in der Stunde, in der Vertreter des Stadtmarketings, des Einzelhandels und der Gastronomie in der Stadthalle in einem Pressegespräch ihre Erfahrungen während der Coronazeit austauschten, zeitgleich Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin den nächsten Lockdown ausrief. Ausgerechnet jetzt, ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit. Im Gegensatz zum ersten Lockdown dürfen die Geschäfte des Einzelhandels in Bad Neustadt wie in ganz Deutschland aber weiterhin im November ihre Ladentüren öffnen.
Dass sich der "Lockdown light" dennoch auf das Kaufverhalten auswirken wird, steht für die meisten Bad Neustädter Einzelhändler außer Frage. Zumal verkaufsfördernde Maßnahmen wie Eisbahn und Alm erst mal aufgeschoben sind. Einen Weihnachtsmarkt gar wird es in Bad Neustadt in diesem Winter ganz bestimmt nicht geben. Erste Geschäftsschließungen wie "Bonita" am Marktplatz stimmen ebenfalls nachdenklich.
In den Köpfen der Käufer präsent bleiben
Doch trotz der für den Einzelhandel rundum schwierigen Lage gibt die überwiegende Zahl der Gewerbetreibenden nicht auf. In Konkurrenz zum übermächtigen Onlinehandel ist es für Bernd Titius wichtig, in den Köpfen der Käufer präsent zu bleiben. Der Geschäftsführer der Pecht Shoppingwelt setzt traditionell auf ein breites Angebot für seine Kundschaft. Deren Weg in die Shoppingwelt hat sich dennoch gewandelt. "Wer kommt, der braucht auch etwas", sagt Titius. Und bezüglich dessen, was die Kundschaft wünscht, muss auch ein großes Haus wie Pecht flexibel sein.
Keinen einzigen Hochzeitsanzug verkauft
"Wir haben in diesem Jahr keinen einzigen Hochzeitsanzug verkauft", sagt Bernd Titius, "dafür aber eine Menge Fahrradbekleidung". Durch das breite Sortiment der Shoppingwelt eröffnen sich so immer wieder neue Chancen. Zumal aktuelle Regelungen wie Hygienekonzepte, Abstände etc. vom Einzelhandel penibel umgesetzt wurden und werden. Der Sicherheit der Kundschaft vor einer möglichen Infektion wird in allen Läden eine besondere Bedeutung eingeräumt. Wohl dem, der wie Bernd Titius in der Pecht Shoppingwelt genügend Platz zwischen den Regalreihen aufweisen kann. Auch für ihn ist Sicherheit oberstes Gebot.
Doch auch wenn die Kundschaft in die Läden strömen würde, eine Unsicherheit wie es im nächsten Jahr weiter gehen soll, bleibt. Das wirkt sich im Falle der Shoppingwelt bereits heute aus, schließlich müssen die Waren für 2021 schon jetzt bestellt und eingekauft werden. Doch was ist angesagt im kommenden Jahr? Welche Mode, welche Waren überhaupt? Ein nicht wirklich kleines unternehmerisches Risiko schwingt in diesen Zeiten immer mit.
Punkten mit kurzen Wegen
Chancen für den Einzelhandel in Zeiten der Coronakrise neu zu definieren, das ist auch für die Tourismus und Stadtmarketing GmbH gar nicht so einfach. Für Geschäftsführer Michael Feiler kann Bad Neustadt vor allem mit der Altstadt, mit kurzen Wege und – wenn sie nicht gerade schließen muss – mit der Gastronomie punkten. Eben das, was Bad Neustadt auch in der Vor-Coronazeit ausgemacht hat. Was eben fehlt, und das wird im November kaum besser werden, ist die Kundenfrequenz. Die war auch ohne Krise in Bad Neustadt nicht so überwältigend, doch Corona verstärkt den Trend noch einmal zusätzlich. Für den Einzelhandel würde es auch besser aussehen, wenn besondere und den Verkauf ankurbelnde Events wie die Einkaufsnacht, der Mittelaltermarkt oder das Foodtruck-Festival stattfinden könnten. Doch auch die wurden in diesem Jahr ersatzlos gestrichen.
Die Events fehlen
"Die Events fehlen halt", bedauert auch Martina Koch-Voll vom Schuhhaus Koch. Auch sie fürchtet, dass im November das Geschäft rund um die Winterschuhe nicht so gut laufen wird, wie in "normalen" Jahren. Das Schuhhaus hat, wo immer es möglich war, ebenfalls auf das sich verändernde Kaufverhalten der Kundschaft reagiert. "Bei uns waren es halt mehr Outdoorschuhe statt Pumps", sagt Martina Koch-Voll. Ihr Motto für das Schuhhaus wie für die ganze Stadt formuliert sie ganz klar: "Attraktiv bleiben und damit Gäste und Kunden anlocken." Und, wie Bernd Titius auch, den Fokus auf kompetente Beratung legen. "Die Stadt muss lebenswert bleiben", fordert Bernd Titius. "Jede Mitbürgerin und jeder Mitbürger kann mit seinem Einkauf dazu beitragen!"