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"Das ist doch die Regina von Habsburg!"

Bad Königshofen

"Das ist doch die Regina von Habsburg!"

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    Birgit Hennig sammelt wirklich alles über die Urenkelin von Herzog Georg
III. und die Habsburger.
    Birgit Hennig sammelt wirklich alles über die Urenkelin von Herzog Georg III. und die Habsburger. Foto: FOTO KATJA SEMLEIT

    Es weht ein kalter Ostwind an diesem Tag. Vom Frühling im Heldburger Unterland keine Spur. Während Amsel und Meise sich im Warmen ein Plätzchen gesucht haben, wird es auf dem Burgberg geschäftig. Immer mehr Menschen strömen auf den Hof der Veste und sind im Handumdrehen im Kommandantenbau verschwunden. Auch Birgit Hennig ist gekommen, trotz der Kälte. Und sie ist sehr aufgeregt, denn heute ein ganz besonderer Tag für sie. Für die Kühndorferin ist es überhaupt das erste Mal, dass sie so viele Mitglieder der Familie von Habsburg auf einmal sieht. Mit Regina von Habsburg habe sie schon geplaudert, auch mit deren Tochter Gabriela. Doch heute sind sie alle da, auf der Heldburg. Birgit Hennig sammelt alles, was sie von Regina von Habsburg und ihrer Familie findet - im Internet, in Zeitschriften, Zeitungen und Büchern.

    Doch Regina von Habsburg ist ihr besonders ans Herz gewachsen. "Für mich ist sie interessant, weil sie ein Nachkomme von Georg II. von Sachsen-Meiningen, unserem Theaterherzog, ist." Birgit Hennig lächelt. Sie denkt an ihren Großvater, der sein Meiningen, die Residenzstadt derer von Sachsen-Meiningen, über alles geliebt hat. "Er war im Juni 1914 bei der Trauerfeier für Herzog Georg II. dabei", erzählt sie stolz. "Und ich bin jetzt bei der Umbettung von Georg III., seinem Enkel, dabei." Ihre Augen funkeln. Es stimmt: Die Adeligen haben sich auf dem Burgberg versammelt, um Herzogin Clara von Sachsen-Meiningen, Reginas Mutter, und ihren Bruder Prinz Anton Ulrich noch einmal die letzte Ehre zu erweisen. Regina von Habsburgs Vater, Georg III. wird heute ebenfalls umgebettet. Symbolisch. Seine sterblichen Überreste sind in Russland. Doch auch er wird nach Hause kommen, auf seine Veste Heldburg. Genau dahin, wo Birgit Hennig, wie viele andere, gerade aufgeregt auf die Blaublütigen wartet.

    Es ist ihr nicht einerlei, was auf der Burg passiert. "Es ist Wahnsinn." Ein ähnliches Gefühl hatte sie schon einmal - und das ist noch gar nicht so lange her. Im vergangenen Sommer war es, erzählt sie. "Wir waren in Kroatien im Urlaub und die Rückfahrt führte über München. Dort kam mir eine Idee." "Ich hab' zu meinem Mann gesagt: Jetzt sind wir hier - ich würde gern mal nach Pöcking fahren und die Villa Austria sehen." Gesagt - getan. Es war der 8. August. Das Eisentor zum Anwesen derer von Habsburg war weit geöffnet. Trotz des seltsamen Kribbelns in der Magengegend fasste sie Mut und spazierte der Villa entgegen. Da sah sie plötzlich einen Sportwagen auf sich zukommen. Gabriela von Habsburg hielt vor ihr. "Ich habe mich entschuldigt und gesagt, ich wolle nur einen Blick auf das Haus werfen und fotografieren. Sie war sehr freundlich zu mir." Wieder lächelt Birgit Hennig. Heute hat sie ihr Foto, bewahrt es bei den vielen anderen auf, die sie bekommen, ersteigert oder ergattert hat.

    Regina von Habsburg sei sie damals nicht begegnet, doch einen Monat später traf sie zufällig auf die Erzherzogin. Wo sonst, als auf der Veste Heldburg. "Am 3. September 2005 war ich zufällig mit meiner Schwester hier", erzählt sie. Plötzlich sah sie Ihre kaiserliche Hoheit: "Mensch, das ist doch Regina von Habsburg", habe sie zu ihrer Schwester gesagt. Es dauerte nicht lange, und Birgit Hennig kam mit der Prinzessin von Sachsen-Meiningen ins Gespräch. "Wir haben uns bestimmt zehn Minuten unterhalten", schätzt sie. Die Urenkelin von Georg II. ist sehr sympathisch, normal und auf dem Teppich geblieben. "Eine von uns eben", sagt Birgit Hennig, die gemeinsam mit ihrer Schwester den über 60 Kilometer langen Weg von Kühndorf bis Heldburg auf sich genommen hat, nur um dabei zu sein. Mittlerweile kennt sie sich sehr gut aus in der Familie Sachsen-Meiningen und auch bei den Habsburgern. Namen sind kein Problem für die interessierte Frau. Auch weiß sie, die Familienmitglieder zuzuordnen. Und das ist wahrlich nicht so einfach. Wenn sie die Adeligen nicht persönlich sehen kann, dann greift Birgit Hennig auf ihre gut bestückte Fotosammlung zurück. Eigentlich hat sie fast alles: Familienfotos, ein Bild von Queen Victoria und auch eines von Victoria und Kaiser Friedrich III. Und zu jedem Bild weiß sie eine Geschichte. Beispielsweise hat sie erfahren, dass Georg II. die "Vicky" gern geheiratet hätte, aber Victoria hat sich dann doch für Friedrich entschieden. "Wissen Sie, dass Clara nach der Hochzeit weiterhin Gräfin war - sich erst Prinzessin nennen durfte, nachdem ein Gesetz verabschiedet wurde, das dies zuließ?" Birgit Hennig könnte sich ununterbrochen ihrem Hobby zuwenden. "Wenn ich mich für etwas interessiere, dann setze ich alles daran, möglichst viel zu erfahren."

    Plötzlich ist sie still. Konzentriert. Endlich - sie kommen. Der Moment, dem Birgit Hennig entgegengefiebert hat, ist da. Und während der kalte Ostwind weht, ziehen die Blaublütigen zu ihren verstorbenen Verwandten in die Gruft.

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