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Unsleben: Der Energiekrise zum Trotz: Die Gärtnerei Förster aus Unsleben setzt auch künftig auf Weihnachtssterne

Unsleben

Der Energiekrise zum Trotz: Die Gärtnerei Förster aus Unsleben setzt auch künftig auf Weihnachtssterne

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    Albrecht Förster brachte einst das Wissen um die Weihnachtssterne nach Unsleben. Die Familiengärtnerei Förster kultiviert seither jedes Jahr rund 5.000 Weihnachtssterne.
    Albrecht Förster brachte einst das Wissen um die Weihnachtssterne nach Unsleben. Die Familiengärtnerei Förster kultiviert seither jedes Jahr rund 5.000 Weihnachtssterne. Foto: Benjamin Brückner

    Sie ist ein echtes Sensibelchen: Warm mag sie es, aber nicht heiß. Eine gleichmäßige Bewässerung braucht sie, aber keine Staunässe. Zugluft hasst sie, genauso wie Umzüge. Sie in unseren Breiten zu kultivieren, ist energieintensiv. Nichtsdestotrotz ist sie der Star unter den Weihnachtsblumen – auch in Zeiten der Energiekrise.  Die unter dem Namen Advents- oder Christstern bekannte Pflanze ist nach Orchideen der Deutschen zweitliebste blühende Zimmerpflanze. Rund 30 Millionen Weihnachtssterne kaufen die Bundesbürger pro Jahr.

    Zurecht, findet der Unslebener Albrecht Förster, der aus der Familiengärtnerei Förster in Unsleben stammt. "Schönste unter den Wolfsmilchgewächsen" – Euphorbia pulcherrima – wird die Pflanze genannt. Förster, der die Pflanze 1986 in ihrem natürlichen Umfeld, im mexikanischen Regenwald, erleben durfte, findet den Namen mehr als treffend. "Sie ist unglaublich schön."

    Mit grünem Daumen auf die Welt gekommen

    Der heute 62-Jährige ist als Gärtner-Sohn mit grünem Daumen auf die Welt gekommen. Vater Erich Förster gründete 1962 die Gärtnerei in Unsleben, dessen drei Söhne wuchsen quasi im Betrieb auf. Nach einer Ausbildung studierte Albrecht Förster Gartenbau in Weihenstephan. Ein studentisches Arbeitsprogramm führte ihn 1986 mehrere Monate auf die Paul-Ecke-Ranch nach Südkalifornien, zum weltgrößten Züchter von Weihnachtssternen. Dort setzte er sich intensiv mit der Geschichte der Weihnachtssterne auseinander.

    Zuhause sind die in ihrer Urform in Mittel- und Südamerika. Im Regenwald finden sich Weihnachtsstern-Sträucher von fünf bis sechs Metern Höhe. Schon die Azteken, weiß Förster, verehrten die Pflanze. Aufgrund der prachtvollen roten Blätter galt sie ihnen als "Symbol für Reinheit". Die leicht giftige Pflanzenmilch verarbeiteten die Azteken zu einer Medizin gegen Fieber. 

    Vom Stern der Azteken zum Weihnachtssymbol

    Spätestens seit Albrecht Förster den Weihnachtsstern in natura im Regenwald erlebte, hat die Pflanze für ihn jegliches altbackene oder gar spießige Image verloren. "Da läufst du durch den tiefgrünen Regenwald, an Flußläufen entlang und riesigen Felsen vorbei und stehst plötzlich vor einem meterhohen Weihnachtssternstrauch." Noch heute erinnere er sich an die zierlichen, roten, filigranen Hochblätter der Pflanze. Sie sind es, die die Kolibris anlocken. Jene kleine Vögel, die fürs Bestäuben der gelbgrünen Blüten zuständig sind. 

    Zur typischen Weihnachtspflanze wurde der Weihnachtsstern über Umwege, berichtet Förster. Ihren Weg in die USA fand die Pflanze über Hobby-Botaniker Joel Roberts Poinsett, der als erster US-Botschafter in Mexiko die Pflanze in Amerika verbreitete. Ihm verdankt sie auch den Bei-Namen "Poinsettia". Ein Immigrant aus Deutschland, Albert Ecke, verpasste ihr dann Anfang des 20. Jahrhunderts ausgehend von Südkalifornien den Stempel Weihnachtsblume. Weil er die roten Blätter so weihnachtlich fand, verkaufte Albert Ecke "Poinsettia"-Sträucher zur Weihnachtszeit. Und hatte damit riesigen Erfolg.

    So kam das Wissen um die Weihnachtssterne aus Kalifornien nach Rhön-Grabfeld

    Womit sich der Kreis schließt: Auf ebendieser Ecke-Ranch, inzwischen geführt von Albert Eckes Sohn Paul, lernte Albrecht Förster Anfang der 80er alles über den Weihnachtsstern. Er kam verändert nach Unsleben zurück. "Seitdem haben wir intensiv Weihnachtssterne kultiviert", berichtet Förster. Im Gepäck hatte der Gärtnerei-Sohn neue Sorten und Farben sowie andere Vermarktungskonzepte. 

    Der Verkaufsraum beweist's: Den Weihnachtsstern gibt es inzwischen in allen Farben und Formen.
    Der Verkaufsraum beweist's: Den Weihnachtsstern gibt es inzwischen in allen Farben und Formen. Foto: Benjamin Brückner

    Als bewurzelte Stecklinge kommen die Pflanzen, je nach angestrebter Endgröße zwischen Mai und September aus Spezialbetrieben zu den Försters. In Rhön-Grabfeld angekommen, würden sie biologisch kultiviert. "Konventionell angebaut werden sie sehr stark mit chemischem Pflanzenschutz behandelt", so Förster. Daher rühre auch der "teilweise schlechte Ruf" der Weihnachtssterne. 

    Nützlinge statt chemischer Pflanzenschutz: Bio-Weihnachtssterne aus Unsleben

    Bei ihnen hingegen kämen Nützlinge wie Schlupfwespen zum Einsatz, die etwaige Schädlinge wie die weiße Fliege bekämpfen sollen. Auch nutze die Gärtnerei eine umweltfreundliche Ebbe-Flut-Bewässerung , die garantiere, dass kein Wasser oder Teile der Nährstofflösung ins Grundwasser gelangen.

    Weihnachtssterne ganz ohne Chemie: Jede Woche werden rund um die Pflanzen Schlupfwespen ausgebracht. Die Nützlinge halten etwaige Schädlinge fern.
    Weihnachtssterne ganz ohne Chemie: Jede Woche werden rund um die Pflanzen Schlupfwespen ausgebracht. Die Nützlinge halten etwaige Schädlinge fern. Foto: Benjamin Brückner

    Energieintensiv bleibt die Kultivierung der Sterne dennoch. Insbesondere in den letzten Wochen vor Verkauf. Dann ist es traditionell draußen ordentlich frisch. 20 bis 22 Grad hat es in den Aufzuchträumen der Förster-Gärtnerei, 15 bis 18 Grad im Verkaufsraum. Albrecht Förster weiß von Betrieben, die aufgrund der derzeitigen Energiepreise auf Weihnachtssterne verzichten. "Durch die Biogasanlage haben wir da einen gewissen Wettbewerbsvorteil." Seit über zehn Jahren werde die Gärtnerei über die Biogasanlage Unsleben mit Abwärme aus der Stromproduktion versorgt. "Die nutzen wir dann genau für solche Kulturen."

    Energieintensive Kultivierung: Wettbewerbsvorteil durch die Biogasanlage

    Geringfügig teurer ist der Weihnachtsstern dennoch geworden. Albrecht Förster spricht von acht bis zehn Prozent Preissteigerung im Vergleich zum Vorjahr. Ab 3,30 Euro bis über 50 Euro könne man für einen Weihnachtsstern bei den Försters ausgeben. Preise, die laut Förster, noch "sehr verträglich" seien. Man wolle den Kunden eben auch den Bonus der Biogasanlage weitergeben.

    Prinzipiell bezeichnet er den Weihnachtsstern für die Gärtnerei Förster als wichtigen Bestandteil des Sortiments und "Schwerpunktpflanze" für den Übergang in die Winterzeit. Auch wenn Frühjahr und Sommer, allein aufgrund der Menge der verkauften Pflanzen, Umsatz-entscheidender seien. Die Gärtnerei Förster inklusive Weihnachtsstern-Sortiment übrigens wird inzwischen von Albrechts Bruder Christian geführt. Er selbst habe sich auf den Bereich Landschaftsbau und da insbesondere auf das Anlegen von Schwimmteichen spezialisiert. Gehe es aber um sein Spezialgebiet Weihnachtssterne, stehe er der Familie nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite.

    Warum der Weihnachtsstern für die Försters kein Wegwerfprodukt ist

    Verkauft werden die 5.000 bis 6.000 Weihnachtssterne der Försters ab November bis zum Weihnachtsfest ausschließlich an Privatkunden. "Eine sehr kurze Verkaufszeit." Nach Weihnachten gehe kein Weihnachtsstern mehr über die Ladentheke. Deshalb gelte es die Menge gut zu kalkulieren. "Unser Ziel ist es, sehr wenig zu kompostieren", so Förster. Blieben trotzdem Pflanzen übrig, würden die zurückgeschnitten und weiterkultiviert, um im nächsten Jahr als Weihnachtssterne besonderer Größe auf Kunden zu warten.

    Weihnachtssterne in allen Farben und Formen. 6.000 Weihnachtssterne im Einzelverkauf, das ist ordentlich für einen Betrieb im Landkreis Rhön-Grabfeld. Auf dem, inzwischen häufig industriell ausgerichteten Weihnachtsstern-Markt, ist die Gärtnerei Förster aber tendenziell eher ein kleines Licht. Familienbetriebe dieser Art sind inzwischen zur Seltenheit geworden.
    Weihnachtssterne in allen Farben und Formen. 6.000 Weihnachtssterne im Einzelverkauf, das ist ordentlich für einen Betrieb im Landkreis Rhön-Grabfeld. Auf dem, inzwischen häufig industriell ausgerichteten Weihnachtsstern-Markt, ist die Gärtnerei Förster aber tendenziell eher ein kleines Licht. Familienbetriebe dieser Art sind inzwischen zur Seltenheit geworden. Foto: Benjamin Brückner

    "Der Weihnachtsstern ist nämlich kein Wegwerfprodukt", stellt Förster klar. Auch wenn er in vielen Haushalten nur wenige Wochen halte und oft spätestens nach Weihnachten im Müll lande. "Das ist nicht unser Ziel, wir bieten hochwertige Produkte an, an denen unsere Kunden hoffentlich lange ihre Freude haben." An und für sich sei der Weihnachtsstern mehrjährig. Auch in Deutschland könne die Pflanze, bei entsprechender Pflege und Düngung, auch beim nächsten Weihnachtsfest noch Freude schenken. "Der Weihnachtsstern ist eine Pflanze, die weiterleben will."

    So lebt der Weihnachtsstern langeDer Weihnachtsstern braucht Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad Celsius.Wichtig sind eine gleichmäßige Wasserversorgung, aber keine Staunässe.Der Weihnachtsstern möchte einen hellen Standort ohne Zugluft. Vorm Lüften die Pflanze unbedingt vom Fensterbrett auf den Boden retten. Nicht in Heizungsnähe positionieren!Nach der Blüte gleichmäßig ein Mal pro Woche düngen. Im Sommer darf er gerne ins Freie. Aber Vorsicht! Rechtzeitig vor Frost zurück nach drinnen holen.Weihnachtssterne sind Kurztagspflanzen. Wer Weihnachten wieder eine blühende Pflanzen möchte, muss bei seinem Stern ab September das Tageslicht reduzieren. Dies gelingt, indem man  täglich etwa zwischen 19 und 7 Uhr einen großen Karton über den Weihnachtsstern stülpt oder die Pflanze in einen komplett dunklen Raum bringt, beziehungsweis in einen Schrank stellt. Infos: Gärtnerei Förster

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