Schon in den Anfängen der E-Mobiltätsmesse in Bad Neustadt zählten die Radhäuser zu den Stamm-Ausstellern. Auch in diesem Jahr bauen sie nach der Pandemie-Pause ihre Stände auf. Und das mit mehr Angebotsdetails als noch vor zehn Jahren. Das E-Bike erlebt eine ungebremste Nachfrage. Das sind die Trends für 2023:
1. Wenn das Rad zum Ersatz-Auto wird: Das SUV-E-Bike

Inspiriert vom Auto bekommt man bei einem SUV-E-Bike einen Allrounder mit Extraschub. Diese Art von E-Bikes werde derzeit sehr stark nachgefragt, heißt es von allen Händlern. "Es ist optimal für den Alltag und für das leichte Gelände ausgerichtet. Für den Komfort sorgen Federungen und breite Reifen wie beim MTB, aber auch Schutzbleche, Gepäckträger und Lichtanlage wie beim Citybike", sagt Roland Geisler vom gleichnamigen Radgeschäft in Unsleben. Vor allem das "Mittelalter" fühle sich auf diesen Bikes am sichersten, weiß der 62-Jährige. Er hat aber auch festgestellt, dass die E-Unterstützung auch von Eltern für ihre Kinder nachgefragt werde. Er hält einen 20- und einen 22-Zöller in seinem Geschäft vor.
2. Damit der Akku auch in der Rhön durchhält: Reichweitenstärke ist gefragt

Ein Verkaufsargument für E-Bikes sind die Reichweiten der Akkus. "Wir sehen bei uns in der Rhön viele Kunden, die das E-Bike für die Freizeit nutzen. Da spielt Reichweite eine große Rolle", berichtet Walter Raab vom gleichnamigen Radhaus in Bad Neustadt. "Vielfach werden bei uns Mountainbikes mit einem 750 Watt/Stunden-Akku nachgefragt", sagt er. Er beobachtet auch, dass mittlerweile alle Altersgruppen auf E-Bikes umsteigen.
"Kein Wunder, eines der ersten reinen E-Bike-Unternehmen, Flyer aus der Schweiz, wird heuer 25 Jahre alt. Das ist eine ganze Radfahrer-Generation, die mit E-Unterstützung aufgewachsen ist", so Raab. Sein Kollege Geisler erklärt, welcher Akku zu welchen Anforderungen passt: "Für Strecken zur Arbeit oder für die Stadt reicht ein 400 Wh-Akku völlig aus. Ein 500er ist ideal für Touren im leichten Gelände, in der Rhön ist ein 625 Wh-Akku angemessen." Er selbst fährt "Bio-Bike": "Wenn ich 300 Watt in den Beinen habe, muss ich keine 250 Watt mit mir herumschleppen."
3. Wendig soll es sein: Bei den E-MTBs sind Leichtgewichte beliebt
Jürgen Gaul von E-Bike Pro in Bad Neustadt macht Bedarfsermittlung bei und für seine Kunden. "Klar, bei 750- bis 900 Watt-Stunden sind hohe Reichweiten möglich. Das ist nach wie vor ein großes Thema. Aber: Es kommen immer mehr Kunden, die auf ein leichtes und wendiges Bike mit E-Motor Wert legen." Nie gab es mehr Light-MTBs auf dem Markt als zu dieser Saison. "Wir haben ein Bike im Programm, da siehst du nicht, ob das ein E-Bike ist. Es wiegt 15,8 Kilo", so Gaul. "Diese Art von E-Bikes ist für Sportlich-Ambitionierte gedacht, die bei ihren Touren nicht auf das reine MTB-Gefühl verzichten wollen. Sie nehmen dafür in Kauf, dass sie weniger Wumms und weniger Akku-Kapazitäten haben. Eines ist aber auch klar: Für diese Bikes, meist mit Carbon-Rahmen und hochwertiger Komponenten-Ausstattung, muss tief in die Tasche gegriffen werden."
4. Trekking-, Rennrad und Mountainbike in einem: Gravelbikes sind auf dem Vormarsch

Eine kleine Markt-Nische wächst zusehends: die Gravelbiker. Und natürlich gibt es diese Räder auch mit Motor. Das Gravel E-Bike ist eine Kombination aus E-Rennrad, Trekking E-Bike und E-MTB. Es rollt flott auf Asphalt und auf Schotter- und Waldwegen gibt es keine Probleme. "Gerade für unsere sportlich aktiven Kunden ist das der Renner", erzählt Bernhard Wolf von "Der Wolf" in Bad Neustadt. Sein Sohn Benedikt ergänzt, dass sich in der Altersgruppe um die 50+ der Trend zum Zweit-E-Bike festmachen lässt. "Ja, wir haben Kunden, die sich ein E-MTB fürs Gelände leisten und ein E-Rennrad für die Straße."
5. Auto stehen lassen, Rad nehmen: Lastenräder als nachhaltige Mobilitätsalternative

Wer Mobilität neu denken will, der komme um Lastenräder nicht herum, sagt Jürgen Gaul. Er hat sich speziell für die diesjährige E-Mobilitätsmesse ein Lastenrad bestellt. Das will er bei der Veranstaltung präsentieren. "Das Ca Go ist das sicherste Lastenrad Deutschlands. Es setzt mit der wetterfesten Passagierkabine neue Maßstäbe in Sachen Sicherheit und Design", sagt er. Und: "Das ist ein heißer Trend für Familien." Natürlich sei das kein billiges Rad, zumal es mit einer Naben-Schaltautomatik ausgerüstet ist. "Aber dafür haben wir ein Fahrrad-Abo aufgelegt, das wir aus dem Auto-Markt abgeguckt haben. Da kann man wählen zwischen drei und 18 Monaten", erklärt er.
6. Mieten statt kaufen: Die Nachfrage nach Rad-Leasing wächst
Wenn es aber einen Mega-Trend gibt im E-Bike-Markt, dann sind es Leasing-Programme, die die jeweiligen Unternehmen mit den Radgeschäften abgeschlossen haben. Viele Händler in und um Bad Neustadt bieten diese Kauf-Alternative an, ob sie nun Jobrad, Businessbike oder Dienstrad genannt wird. Bernhard Wolf erklärt: "Der Arbeitgeber least Dienstfahrräder für seine Mitarbeitenden. Die können die Räder auch privat nutzen, müssen sich aber an den Kosten beteiligen – in Form einer Gehaltsumwandlung." Häufig würden die Radhändler auf diese Form des Kaufs angesprochen. "Ich war schon bei vielen Firmen in Rhön-Grabfeld, um die Leasing-Möglichkeiten zu erklären", sagt Jürgen Gaul. "Und die meisten haben mitgemacht. Schließlich geht es um eine nachhaltige Mobilität für die gesamte Gesellschaft und um die gute Gesundheit für die Mitarbeitenden."