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Mellrichstadt: Was Olivia Hofmann mit 102 Jahren alles erlebt hat

Mellrichstadt

Was Olivia Hofmann mit 102 Jahren alles erlebt hat

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    Bei ihrem Gratulationsbesuch zum 102. Geburtstag von Olivia Hofmann entspann sich eine lebhafte Gesprächsrunde zwischen der geistig fitten Seniorin, Bürgermeister Michael Kraus (Mitte) und dem stellvertretenden Landrat Josef Demar über eine breit gefächerte Themenpalette aus Vergangenheit und Gegenwart.
    Bei ihrem Gratulationsbesuch zum 102. Geburtstag von Olivia Hofmann entspann sich eine lebhafte Gesprächsrunde zwischen der geistig fitten Seniorin, Bürgermeister Michael Kraus (Mitte) und dem stellvertretenden Landrat Josef Demar über eine breit gefächerte Themenpalette aus Vergangenheit und Gegenwart. Foto: Georg Will

    Sie hat mit über hundert Jahren noch Freude am Leben und ist dankbar dafür, dass sie im Kreise ihrer Familie leben kann, dass alle zusammenhalten und ihre Kinder und Enkel sie häufig besuchen. Olivia Hofmann lebt schon seit 60 Jahren in ihrem Haus in der Uhlandstraße in Mellrichstadt zusammen mit Sohn Michael Hofmann, ihrer Tochter Maria Höppe und deren Ehemann Otto und feierte dort am Donnerstag ihren 102. Geburtstag.

    Zum Gratulieren kamen auch Bürgermeister Michael Kraus und der stellvertretende Landrat Josef Demar. Die zweitälteste Mellrichstädterin ist noch mobil, geistig sehr rege und am Zeitgeschehen interessiert. Es entwickelte sich ein interessantes Gespräch mit der aufgeschlossenen Seniorin über Ereignisse aus der Vergangenheit, aber vor allem über aktuelle Themen wie die Lebensgewohnheiten von heute, die Corona-Beschränkungen und die bevorstehende Bundestagswahl. Olivia Hofmann diskutiert gerne und nennt ihre Devise: "Miteinander reden statt streiten". Und was hat sie so fit gehalten? "Arbeiten und für die Familie mitdenken", sagt die rüstige Seniorin.

    Die Kriegsjahre in Schweinfurt miterlebt

    Olivia Hofmann kam am 16. September 1919 im Haus ihrer Eltern Sofia und Oswald Haag in Unterwaldbehrungen zur Welt, wuchs dort mit zwei Schwestern und einem Bruder auf, ging zur Volksschule und half mit in der elterlichen Landwirtschaft. Selbstbewusst ging sie mit 16 Jahren nach Schweinfurt an das städtische Krankenhaus, um den Beruf der Hauswirtschafterin zu erlernen.

    1937 lernte sie dort den Schweinfurter Kaspar Hofmann kennen. Die beiden heirateten nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1940 und bezogen eine Wohnung im Stadtteil Oberndorf. Noch im gleichen Jahr kam Sohn Gerd zur Welt, 1942 folgte Tochter Gerlinde. Ehemann Kaspar musste als Soldat an die russische Front, und die junge Familie lebte in steter Angst und Ungewissheit. Als Schweinfurt 1943 ausgebombt wurde, flüchtete Olivia mit ihren beiden kleinen Kindern nach Unterwaldbehrungen. Ihre Habseligkeiten und Möbelstücke schnürte sie an ihr Fahrrad und transportierte so alles ins über 50 Kilometer entfernte Elternhaus. Die Kinder durften bei einem Bekannten mitfahren.

    Die Familie war stets der Lebensmittelpunkt 

    Als Kaspar aus der Gefangenschaft zurückkam, lebte die junge Familie noch bis 1957 in Unterwaldbehrungen, dann zogen sie nach Unsleben. Weiterer Familienzuwachs führte zur Entscheidung, ein Haus zu bauen. Dabei stieß man auf ein Angebot der Baugenossenschaft Mellrichstadt im neu erschlossenen Baugebiet Uhlandstraße am Hainberg und schloss Freundschaft mit dem damaligen Bürgermeister  Oskar Herbig. Ihr 1961 bezogenes Eigenheim war damals das erste Wohnhaus in dieser Lage am äußersten Stadtrand. Dort wuchs die Familie auf sieben Kinder an, vier Jungs und drei Mädchen. Vier ihrer Kinder hat Olivia Hofmann inzwischen bereits überlebt. Dazu sagte sie: "Ich habe gute und schlechte Zeiten erlebt. Man muss die Situation nehmen, wie sie ist."

    Nachdem die Kaserne in Mellrichstadt Ende 1962 den Betrieb aufnahm, fand Kaspar Hofmann dort Arbeit als Heizer und Betriebshandwerker. Nebenher engagierte er sich ehrenamtlich im Vorstand der im Aufbau befindlichen Lebenshilfe Bad Neustadt-Mellrichstadt. Später hat er ein Jahrzehnt lang den Pensionistenbund geleitet, bis zu seinem Tod 1996. Olivia Hofmann hat ihm bei allen seinen Vorhaben den Rücken gestärkt und die Familie umsorgt. Haus und Garten waren ihr Reich. Mit selbst angebautem Gemüse, Salat und Obst bereicherte sie den Speiseplan. Noch heute arbeitet sie trotz eingeschränkter Gehfähigkeit gerne in ihrem Gewächshaus.

    Sie vertreibt sich heute die Zeit gerne mit dem Ausmalen von Mandalas, mit Zeitunglesen und Fernsehen, und am allerliebsten mit den Urenkeln Sofia und Luca sowie weiteren sieben Enkelkindern, die sie gerne besuchen. Sie ist glücklich, dass sie Teil der Familie von Tochter Maria ist, die sie als gelernte Altenpflegerin bestens bei ihren alltäglichen Verrichtungen unterstützen kann. Und so sind die beiden Lokalpolitiker guten Mutes, sie in einem Jahr erneut besuchen zu können.

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