Im Leben geht es eigentlich immer um die Wurst. Das gilt erst recht für Franken, wo die Bratwurst sofort eine Heiligsprechung erhielte, wenn es denn die Kirchengesetze zuließen. Die Bratwurst ist so etwas wie ein Vorscheinen des wahren Sozialismus, denn bei der Bratwurst sind alle sozialen Schranken überwunden. Vor der Bratwurst sind alle Menschen gleich. Und jeder weiß etwas zu ihr zu sagen.
Der Hafensommer und die Rhön
Nicht nur erhitzt sich die Bratwurst an der Grillkohle. An der Bratwurst erhitzen sich auch die Gemüter. Zum Beispiel beim Würzburger Hafensommer, einer beliebten Konzertreihe, der man allerdings in diesem Jahr die fleischhaltigen Pausensnacks verbieten und auf rein vegetarische Gerichte setzen wollte.
Da hat Rhön-Grabfeld offensichtlich ganz andere Probleme. Die Bratwurst ist fester, besser gesagt saftig-knackiger Bestandteil der Ernährung, namentlich bei Festivitäten aller Art vom Maibaumaufstellen bis zum Stadtwerke-Jubiläum. Die Bratwurst füllt oftmals die Pausen zwischen zwei halben Bieren und erfüllt allein schon dadurch ihren Daseinszweck.
Stadtwerke-Jubiläum
Allein, die Weltgeschichte zieht auch an der Bratwurst nicht spurlos vorbei. Die Globalisierung hier, die Energiekrise da, und dort auch noch die Inflation: Auch die Bratwurst ist teurer geworden. Beim großen Stadtwerke-Jubiläum im Triamare waren drei Euro fällig. An den Bratwurstgrills standen ehrenamtliche Vereinsmitglieder. So wie überall im Landkreis, wo sich kleine Vereine ihr Überleben mit einem Festwochenende sichern, das wieder Geld in die klammen Kassen bringt.
Trotzdem wurde Kritik laut, nicht ganz zimperlich in der Wortwahl, mit Begriffen wie "Gier" und "Abzocke". Der Rhönkauz muss sich da, schon aus eigenem Überlebensinstinkt, auf die Seite derjenigen stellen, die den langen Grilldienst bis Festende haben. Zuallererst bekommt man bis heute bei jeder Fest-Bratwurst in Rhön-Grabfeld den Senf gratis dazu. Bei McDonalds muss jedes Tütchen extra am Display bestellt werden.
Eine Bratwurst ist und bleibt familienfreundlich
Man kann eine Bratwurst für drei Euro als familienunfreundlich bezeichnen. Aber das ist auch nur oberflächlich betrachtet. Denn aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist eine ordentlich lange fränkische Bratwurst imstande, Vater und Mutter ausreichend mit Kohlehydraten zu versorgen, eine zweite Wurst Sohnemann und Tochter. Mit sechs Euro ist das Überleben also eigentlich gesichert.
Die Politik muss also noch nicht reagieren mit einer Deckelung des Bratwurstpreises oder einem Bratwurstkostenzuschuss wie bei den Heizkosten.
Aber der Rhönkauz will nicht zu allem seinen Senf dazu geben, was sich die Leute so an Gedanken machen. Zum Skandal wird die Bratwurst nämlich erst dann, wenn sie mit Ketchup serviert wird!