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BAD KÖNIGSHOFEN: Die Jugend ist nicht unpolitisch

BAD KÖNIGSHOFEN

Die Jugend ist nicht unpolitisch

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    Im Leben eines jungen Erwachsenen ist bekanntlich Einiges los. Man beginnt eine Ausbildung oder ein Studium, sucht sich eine eigene Wohnung, verliert alte Freunde aus den Augen, findet neue, lernt, dass man in den Kühlschrank erst etwas hineinstellen muss, wenn man etwas herausnehmen möchte, man übernimmt Verantwortung, kurz: man stürzt Hals über Kopf in einen neuen Lebensabschnitt.

    Interesse ist da

    Alles ist plötzlich spannend und aufregend. Ist es da etwa verwunderlich, dass junge Leute für so langweilige Sachen wie Politik kaum mehr Interesse aufbringen? Oder ist die Politikverdrossenheit gerade in der jüngeren Generation vielleicht doch gar nicht so ausgeprägt, wie man vielleicht zunächst vermutet?

    550 000 Erstwähler

    Wir haben uns zur Bundestagswahl am 24. September gefragt, mit welchem Antrieb sich die diesjährigen jungen Erstwähler, von denen es in Bayern immerhin rund 550 000 gibt, mit dem Thema Politik auseinandersetzen, ob sie sich für die Wahlen überhaupt interessieren und welche Parteien die frisch gebackenen Wahlberechtigten am meisten ansprechen.

    Bürgerpflicht

    Der 19-jährige Nils Fischer aus Bad Königshofen beispielsweise weiß genau, dass er auf jeden Fall wählen wird. Seiner Meinung nach gehört es nämlich zu den Pflichten eines Bürgers, der in einer Demokratie lebt, wählen zu gehen. Das System funktioniere nämlich nicht, wenn es zu wenige Wähler gibt. Mangelnde Wahlbeteiligung verzerre das Wahlergebnis und spiele nicht selten extremen Gruppierungen in die Hände.

    „Natürlich will ich auch meine Zukunft ein Stück weit mit formen.“, sagt Fischer. Zum Beispiel ist es ihm ein großes Anliegen, wie mit der aktuellen Flüchtlingskrise umgegangen wird. Er würde sich wünschen, dass mehr Wert auf Integrationsmaßnahmen gelegt wird, wie beispielsweise vom Staat finanzierte Sprachkurse. Zudem sieht der Student ein Problem in dem wachsenden Zulauf zu rechten Parteien. Durch seine Wahl will er einen Gegenpol zu diesen Stimmen setzen.

    Gegenpol zu rechten Stimmen

    Dies ist auch dem 18-jährige Kilian Wirsing ein wichtiges Anliegen. Ein weiteres Thema, das ihn bei seiner Wahl beeinflusst, ist der Stellenwert des Umweltschutzes in den Parteiprogrammen. „Ich finde es wichtig, dass die Energiewende so schnell wie möglich vonstatten geht und man größtenteils auf umweltfreundliche und nachhaltige Energiequellen umstellt“, findet Wirsing.

    Darüber hinaus sieht er die Nachsichtigkeit, die die deutsche Regierung der Türkei entgegenbringt, höchst kritisch. Er findet, dass man dem türkischen Staatschef deutliche Grenzen aufzeigen sollte, vor allem in Bezug auf die Journalisten, die mit fadenscheinigen Begründungen eingesperrt werden.

    Auch auf nationaler Ebene gibt es Probleme, gegen die man vorgehen sollte, findet der 19-jährige Felix Hanika aus Bad Königshofen. Er meint, dass ungleiche Bildungsstandards in Deutschland bundesweit ausgeglichen werden sollten, um faire Bedingungen, beispielsweise bei der Vergabe von Studienplätzen zu schaffen.

    Innere Sicherheit

    Ein Anliegen der 18-jährigen Schülerin Carina Weigand aus Aidhausen ist die innere Sicherheit in Deutschland. Um weiteren Terrorakten vorzubeugen, sehe sie keinen anderen Weg als die Festlegung einer Obergrenze für Flüchtlinge, erklärt sie. Auf die Frage, ob auch zu Hause Politik ein Thema sei und sich mit den Eltern beraten wird antwortet sie, dass sie natürlich nach der politischen Meinung ihrer Eltern frage, sich jedoch selbst eine Meinung bilden wolle.

    Eine besonders fundierte Sichtweise auf das politische Geschehen in Deutschland hat Kilian Zuber, ein Medizinstudent aus Hof. Er hat viel an der aktuellen politischen Lage auszusetzen. Vor allem hält er den Einfluss, den die Industrie – beispielsweise durch Lobbyismus - auf die Politik nimmt, für höchst bedenklich.

    Auch findet er, dass die Unehrlichkeit bei Politikern Überhand nimmt, und man die Parteivorsitzenden zum Beispiel bei gebrochenen Wahlversprechen kaum zur Rechenschaft ziehen kann. Wenn er sofort etwas verändern könnte, würde er das Verbot von extrem rechten Parteien wie der AfD oder der NPD durchsetzen wollen.

    Politik ist Thema

    Er diskutiert auch privat über Politik, sowohl in der Familie, als auch im Freundeskreis. Selbst in die Politik zu gehen, indem er einer Partei beitritt, kann er sich jedoch momentan nicht vorstellen. Aber er hat vor, sich auf der Straße oder in der Uni politisch zu engagieren.

    Wie man sieht, beschäftigen sich die jungen Leute heutzutage doch mehr mit Politik als man denkt. Vielleicht hat das Wahlergebnis des US-Wahlkampfes und die Brexit-Entscheidung den jungen Leuten ausgelöst und ihnen klar gemacht, dass jede Stimme zählt.

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