Dass Marion Scheuplein heute eine besondere Tätigkeit ausübt – daran hat ihre Katze Gina Schuld. „Durch sie bin ich auf die Katzenpsychologie gekommen“, sagt sie. Mit acht Wochen hat sie das Kätzchen bekommen. „Viel zu früh und nicht sozialisiert“, sagt die Frau aus Brendlorenzen. Irgendwann fing Gina an ihrer Besitzerin Nachts in den Fuß zu beißen.
Keine Informationen gefunden
Die 40-Jährige war ratlos. In Büchern über Katzenhaltung fand sie nicht die richtigen Infos. „Es stand immer nur beschrieben, wie die Stimmung der Katze zu erkennen ist, aber nicht warum sie so handelt“, erzählt sie. Schließlich holt sie ihre zweite Katze Lia von einer anderen Züchterin. „Ihr musste ich nichts mehr beibringen. Das war ein Glücksgriff.“ Und durch Lias richtiges Verhalten verschwanden auch die Probleme mit Gina schnell.
Aber das Thema lässt sie nicht los. „Es gibt sicherlich mehr Menschen, die Probleme mit ihren Katzen haben und wissen wollen was dahinter steckt. Ihnen wollte ich helfen“, erzählt sie. Nach einer Internetrecherche meldet sich sich für einen 13-monatigen Fernlehrgang für Katzenpsychologie an der Akademie für Tiernaturheilkunde in Wangen in der Schweiz an.
Viel Lernstoff
Ab da an hieß es für die 40-Jährige, die bei Preh im Schichtdienst arbeitet: büffeln. Auf dem Stundenplan steht neben Biologiegrundkenntnissen über Tiere wie Bienen oder Hunde, alles rund um die Katze. „Vom Skelett über die Sinnesorgane bis zum zoologischen System der Wildkatze war alles dabei“, sagt Scheuplein. Zudem Themen wie Mimik, Spielarten und Beutefang.
In ihrem Regal stapeln sich die Unterlagen. 13 Skripte mit Lernstoff, Textpassagen sind in verschiedenen Farben angestrichen, bunte Post-Its markieren die wichtigsten Seiten. Dazu Filme, in denen sie das Verhalten der Katzen beobachten und analysieren musste. „Ich habe täglich drei bis vier Stunden in meiner Freizeit gelernt“, sagt sie.
Nach ihrer Abschlussprüfung im Juni vergangenen Jahres fing sie langsam an. „Ich wollte erst Erfahrung sammeln“, sagt Scheuplein. Heute hat sie neben ihrer Schichtarbeit etwa sechs Ortstermine im Monat bei Haltern und ihren Vierbeinern. Dazu kommt ihre telefonische Beratung.
Kunden aus der ganzen Region
„Meine Kunden sind Studenten, Familien oder Rentner. Es sind aber hauptsächlich Frauen“, so die Katzenpsychologin. Im Moment kommt Scheuplein in der Region viel herum: „Ich fahre nach Bad Kissingen, Würzburg, Schweinfurt oder Meiningen.“ Denn die nächsten Katzenpsychologen befinden sich in Fürth, München, Saarbrücken oder Köln. „Auf dem Land ist das eher selten“, sagt sie.
Vor ihren Besuchen schickt sie den Besitzern einen Fragebogen, um Informationen zu sammeln. Vor Ort sind die meisten Halter überrascht, wie schnell ihre Katzen auf Scheuplein zukommen. „Man muss auf die Katze hören, welche Signale sie aussendet“, erklärt sie. Sie bespricht die Probleme mit Herrchen und Frauchen und analysiert das Verhalten der Tiere. „Ich erkläre ihnen, was ihre Katze eigentlich sagt“, so die Katzenpsychologin.
Nach ihren Terminen vor Ort ist für Scheuplein aber noch lange nicht Schluss. „Ich setze mich daheim an den Schreibtisch und schreibe dem Kunden auf, wie er die Probleme mit seiner Katze in den Griff bekommen kann“, sagt sie. Oft müsse sie auf ganz alltägliche Dinge hinweisen, wenn Katzen ein auffälliges Verhalten an den Tag legen. „Dass sie zum Beispiel auch ihre Streicheleinheiten brauchen oder eben nicht nur Trockenfutter bekommen dürfen“, erklärt sie.
Humbug?
Ein Problem haben jedoch die meisten Halter: „In 80 Prozent der Fälle uriniert die Katze neben das Katzenklo“, sagt sie. Eine einfache Lösung gebe es aber nicht. „Das kann verschiedene Ursachen haben, manchmal genügt es schon das Einstreu zu wechseln.“ Sie erkundigt sich aber auch nach den Lebensumständen der Halter. „Ein Umzug oder ein Todesfall in der Familie kann sich auch auf das Verhalten der Tiere auswirken“, sagt Scheuplein.
Ohne die Mitarbeit der Halter kann dieKatzenpsychologin jedoch nichts verändern. „Umso mehr Infos ich von allen Familienmitgliedern habe, umso besser“, sagt sie. Sie weiß, dass viele es auch für Humbug halten, was sie tue. „Wenn ein Halter nicht mitmacht, sind meine Grenzen gesetzt. Dann kann ich nur bis zu einem gewissen Grad helfen.“
Balsam für die Seele
Für Scheuplein zählt am Ende, dass sie den Menschen und Tieren helfen konnte: „Mir ist es wichtig, dass ich dazu beitragen kann, dass es ein schönes Zusammenleben gibt.“ Sie selbst kann sich ein Leben ohne ihre Katzen nicht mehr vorstellen: „Eine Katze zu haben ist Balsam für die Seele.“