Manchmal sind es scheinbare Nichtigkeiten, die die Gemüter der Welt bewegen. Die Leute dazu bewegen, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und in der Redaktion anzurufen oder eine Mail zu verfassen. So passiert in Folge meines Selbstversuchs als Müllfrau.
Ein gewichtiges Thema
Nicht, dass die Einblicke in den Arbeitsalltag der Müllwerker kein gewichtiges Thema gewesen wären. Schließlich sind es diese Männer, die sich um unser aller Dreck scheren. Und nach acht Stunden Restmüll-Tour mit den Jungs der Kommunalen Abfallwirtschaft Rhön-Grabfeld weiß ich, was sie leisten.
Für Aufregung allerdings sorgte nicht das Thema an sich, sondern ein kleiner Hinweis am Rande. Danach befragt, was ihm den Job erleichtern würde, hatte Müllwerker Reiner Englert erklärt: „Wenn die Menschen die Tonne mit den Griffen nach vorne zur Straße drehen.“
Diverse Rückmeldungen
Dass sich nun diverse Rückmeldungen zu besagtem Artikel mit der Richtung der Griffleiste beschäftigten, erschien zunächst einfach nur kurios. Schnell wurde aber klar, weshalb das Thema manche Bürger so erregte: „Auf unserer Mülltonne befinden sich Aufkleber, die die genau andere Richtung vorschreiben“, klagten sie. „Was stimmt denn nun?“
Tonnen mit Aufklebern sind „Restbestände“
Eine Nachfrage bei dem Geschäftsführenden Vorstand des Kommunalunternehmens Gerald Roßhirt ergibt: Bei den Tonnen mit den „falschen“ Aufklebern handle es sich um „Restbestände“. Diese stammten noch aus Zeiten, in denen die Firma Sita im Landkreis für die Müllabfuhr zuständig war.
Damals wurde zeitweise mit Seitenladerfahrzeugen geleert. Das waren Einmannlader, die nur mit Fahrer unterwegs waren. Zum Laden der Tonnen wurde ein Seitenarm ausgefahren, der die Tonnen packte. Aber eben nur Tonnen, bei denen sich der Deckel zur Straßenseite hin öffnete. Letztlich habe sich aber diese Art der Leerung als „nicht wirtschaftlich dargestellt“, so Roßhirt.
Keine Seitenladerfahrzeuge mehr im Einsatz
In der hiesigen Region sei diese Form der Müllabfuhr weder effektiv noch praktikabel gewesen. Schwierig war der Einsatz von Seitenladerfahrzeugen vor allem in der Innenstadt aber auch an bergigen Stellen, weil die Tonnen dann häufig dem Greifarm entglitten und umkippten. Aktuell sind im Landkreis wieder nur klassische Fahrzeuge mit Fahrer und Lader unterwegs.
„Jeder darf selbst aktiv werden.“
Viele dieser Tonnen mit veralteten Aufklebern sind mittlerweile ausgetauscht, weil sie sowieso irgendwann einmal im Laufe der Jahre defekt waren. Da die Tonnen Eigentum des Landkreises sind, ist das Kommunalunternehmen dafür zuständig. Bei den restlichen Tonnen habe man die Kleber „teilweise schon runternehmen“ wollen. Bislang sei es dazu noch nicht gekommen. Wen es stört, der dürfe aber gern selbst aktiv werden, sagt Roßhirt. „Jeder darf die Aufkleber selbst entfernen“, erteilt er die Freigabe.
So ist's richtig
Die Anweisung von Seiten des Kommunalunternehmens lautet: Mülltonnen bis spätestens sechs Uhr morgens mit den Griffen nach vorne an den Straßenrand stellen. Und: Nassabfälle gehören verpackt in die Tonne. Festgefrorener Abfall könne nicht entleert werden und gehe zu Lasten des Mülltonnenbenutzers.