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Die Trenn- oder Komposttoilette ist "doch kein Plumpsklo"

Mellrichstadt

Die Trenn- oder Komposttoilette ist "doch kein Plumpsklo"

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    Meiningen (IT) Im Rahmen des Umweltstammtisches - einer Gemeinschaftsveranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen und des BUND Schmalkalden-Meiningen - wurde über ein ganz besonderes Thema gesprochen: Die Trenntoilette, auch Kompost-Toilette genannt.

    Ein Mensch scheidet pro Jahr etwa 50 Kilogramm Fäkalien und 500 Liter Urin aus. Um diese wegzuspülen, müssen rund 10 000 Liter Trinkwasser verwendet werden. Der Diplom-Wasserwirtschaftler Karsten Holzapfel, der einst studierte, "um die Elbe zu reinigen" und der sein Büro in Kirchheim bei Arnstadt hat, referierte zum Thema "rund um die Kacke".

    Sein Team befasst sich seit Jahren damit, wie Haushalte Wasser sparen können. Das Projekt Trenntoilette ist nicht etwa das herkömmich "Plumpsklo". Gemeinsam ist dem "Plumpsklo" und der Trenntoilette nur Eines: Es wird kein Wasser zum Spülen verwendet.

    Während im ,Plumpsklo" Fäkalien und Urin vermischt aufbewahrt werden und vor sich hin stinken, werden bei der intelligenten Variante Trenntoilette - wie es der Name sagt - durch eine unauffällige Konstruktion im Toilettenstuhl Fäkalien und Urin getrennt. Ein Vier-Personen-Haushalt spart im Jahr 80 000 (!) Liter Wasser, wie Karsten Holzapfel versicherte.

    Die Entlüftung erfolgt durch den natürlichen Kamin-Effekt oder zwangsweise durch einen 0,6 Watt-Lüfter, der im Toilettenstuhl eingebaut ist. Diskret natürlich, ohne viel Wind zu machen. Betrieben werden kann er über ein Netzgerät, eine kleine Solarzelle oder über eine Autobatterie. Die Anschlüsse der Entlüftungsleitung sind für 70 Millimeter Standardwasserrohr vorgesehen. Gerüche werden vollständig vermieden, garantiert Holzapfel.

    In einem Ein-Familienhaus muss ein Sammelbehälter von zwei Metern Länge und zwei Metern Breite aufgestellt werden. Die Fäkalien werden durch natürliche Abbauprozesse zum Kompost umgewandelt. Wie der Diplomingenieur erklärte, ähnele der fertige Kompost der Humus reichen Muttererde und kann im Garten verwendet werden. Der Urin kann mit Wasser verdünnt zur Düngung auch im Garten ausgebracht werden. Wer keinen Garten hat, kann den Urin in Kanalisation leiten. Das sei aus biologischer Sicht auch Verschwendung, aber es werde wenigstens kein Wasser benötigt.

    In Thüringen, so Holzapfel, gibt es noch Unklarheiten, ob die Fäkalien als Klärschlamm oder Abfall angesehen werden. Die Differenzen sollten in naher Zukunft aus der Welt geschaffen werden.

    Die Forschungen beziehen sich selbstverständlich auch auf die Problematik der übrigen Inhaltsstoffe. Denn in den Fäkalien sind natürlich auch Hormone und Rückstände von Medikamenten enthalten, die die Menschen täglich schlucken. Es gebe aber bereits Technologien zum Abfiltern, erklärte der Wissenschaftler.

    Mit der Projektierung solcher modernen Kloos beschäftigt sich in Schmalkalden das Architekten-Büro Bießmann und Büttner. Wie Jens Büttner beim Stammtisch erklärte, hätten die Interessenten aber immer Vorbehalte, weil sie sich nicht vorstellen können, "dass es eben kein Plumpsklo ist".

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