In Deutschland ist Carrom bis jetzt vor allem in Ballungsräumen bekannt. Und in der Rhön und der Oberpfalz, wo die beiden Stockheimer im Freundeskreis spielen.
Gemeinsame Freunde hatten vor einigen Jahren vom Urlaub auf Sri Lanka das erste Carrom-Brett mitgebracht, das beim Besuch in Stockheim natürlich gleich ausprobiert wurde. Und so gut ankam, dass es nicht lange dauerte, bis sich in der Rhön immer mehr Carrom-Begeisterte mehr oder weniger regelmäßig zum Spielabend trafen.
Gespielt wird Carrom im Grunde ähnlich wie Billard. "Nur mit den Fingern", erklärt Martin Dietz und schnippt den Striker, den Spielstein, routiniert mit einer Bandenkombination quer über das Brett, um einen seiner weißen Steine in der Ecke im Loch zu versenken. Gewonnen hat am Ende, wer alle seine Steine und die rote Queen versenkt hat. Treten nicht zwei Spieler gegeneinander an, sondern drei oder vier, dann zählt nicht die Farbe, sondern es wird nach Punkten gewertet.
"Die Zeit geht dabei vorbei wie im Flug", finden Münch und Dietz gleichermaßen, "das macht Spaß - egal, ob man gewinnt oder verliert". Außerdem stellen sich recht schnell Erfolgserlebnisse ein, auch wenn der Durchschnitts-Europäer wohl nie die Fingerfertigkeit asiatischer Profis erreichen wird. "Eine gewisse Geschicklichkeit braucht man ja schon und man muss die Tricks kennen, wie man welche Position am besten anspielt." Eine Herausforderung, die Dietz neben Entspannung und Abschalten vom Alltag genauso schätzt.
Seit dem Frühling spielt er auf seinem eigenen Brett. Oder, besser gesagt: auf einem Carrom-Tisch. Der stammt ausnahmsweise nicht aus der Werkstatt eines asiatischen Handwerkers, sondern direkt aus der Rhön. Vier Wochen lang hat der gelernte Schreiner immer wieder an dem kleinen Kunstwerk gearbeitet, das kanadische Ahorn, gemaserte Birke, Kirschbaum und Esche harmonisch vereint.
Nur die kleinen Säckchen in den vier Ecken des Tisches, die die versenkten Spielsteine auffangen, die hat die Schwiegermutter von Dietz' Schwester aus Wollresten gehäkelt und als kleinen Beitrag gestiftet.
Diesmal ist das Spielbrett schnell. Verdammt schnell. Das liegt an einem speziellen Gleitpulver, das Bekannte direkt aus Indien mitgebracht haben. Mit dem Puder wird das Holz glatt wie Eis. Die Finger nicht weniger. "Da muss ich mich erst noch daran gewöhnen", grollt Martin Dietz. Sonst kommen nämlich Babypuder oder Kartoffelmehl zum Einsatz. Sie leisten fast genauso gute Dienste. "Aber beim Kartoffelmehl gibt's auch verschiedene", hat Münch herausgefunden. Die Tücken der einzelnen Marke zu kennen, kann beim Spiel entscheidend sein.


Immerhin geht es einmal im Jahr, meist um Weihnachten herum, wenn sich die Carrom-Spieler aus der Rhön und der Oberpfalz treffen, um die Wurst. Beim letzten Mal hatte Andreas Münch das kleine Turnier im Freundeskreis gewonnen. In diesem Sinne drücken wir diesmal den Rhöner Carrom-Spielern wieder feste die Daumen. Ihren eigenen brauchen die nämlich zum Spielen.