Rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Bürgermeister, Gemeinderäte, Interessierte an neuen Dorfläden sowie bereits aktive Betreiberinnen und Betreiber trafen sich beim dritten Dorfladen-Workshop-Tag zum Austausch und informierten sich über Neuigkeiten und Beispiele aus der Praxis. Weniger aus der Region und mehr aus der ferneren Umgebung wie Würzburg, Kassel, Gotha oder Fürth kamen sie in die Günter-Burger-Halle nach Strahlungen.
Die Herausforderungen scheinen an allen Orten die gleichen zu sein. Wie kann die Nahversorgung erhalten werden, ohne dass die Kosten für Gemeinden oder Betreiber explodieren? Eines der Haupt-Probleme ist der Personalmangel. "Die Zeiten, in denen Dorfläden wie früher von einer Person alleine und sechs Tage die Woche, geführt werden, sind vorbei. Da findet sich schlichtweg niemand mehr, der das machen möchte", sagt Dorfladenberater Volker Hahn. Wie solch ein Dorfladen mit einem Projekt-Team funktionieren kann, zeigten die Betreiberinnen des Krämerladens in Wiesenbronn, in der Nähe von Kitzingen.
Einfach zu nutzende Technik für die Kunden
Denn anders als noch zu Tante Emmas Zeiten sind die Dorfläden von heute mit moderner Technik bestückt. Hybridkonzepte ermöglichen dabei einen 24/7-Betrieb. Neben den regulären, personalbesetzten Öffnungszeiten steht heute der Kundschaft eine technisch einfach umsetzbare Lösung zur Verfügung, um flexibel einkaufen zu können.

Der Zugang funktioniert mit EC-Karte, ohne vorherige Anmeldung. Das gibt auch Laufkundschaft und Touristen die Möglichkeit, in den Dorfläden einzukaufen. "Für mich ist der wichtigste Punkt, dass wir die Läden allen zugänglich machen, ohne Kundenkarte und vorherige Registrierung. Eben auch für Touristen und Durchgangsverkehr", sagt Igros-Geschäftsführer Johannes Graf aus Salz, der 13 solcher Hybridläden betreibt und beliefert.

Self-Checkout-Kasse und Kamera-Überwachung
In den letzten Jahren hat sich so einiges getan. Das System der 24/7-Dorfläden hat sich dahingehend entwickelt, dass es relativ einfach umsetzbar ist. Mit Einlass-Systemen, sprechender Self-Checkout-Kasse, Kamera-Überwachung und allem, was im Hintergrund an Technik laufen muss, damit auch alles funktioniert. Dazu gehören etwa auch Smart-Store-Systeme, welche die gesetzlich vorgeschriebenen Temperaturaufzeichnungen, die zweimal täglich erfolgen müssen, automatisch erstellen und auch online via App kontrollierbar machen.

Dem überarbeiteten Bayerischen Ladenschlussgesetz, welches in den kommenden Tagen im Landtag zur Abstimmung steht, kann Graf selbst ruhiger entgegensehen. Schließlich müssten sich nur Läden Sorgen machen, deren Größe 150 Quadratmeter Verkaufsfläche übersteigen. "Keiner der Dorfläden, die wir beliefern, ist größer als die gesetzliche Höchstverkaufsfläche. Der neue Gesetzesentwurf ist gemacht worden für die Grundversorgung auf dem Land, nicht für große Supermärkte oder Discounter-Ketten." Betroffen könnten hingegen Tante-Enso-Läden in der Region sein. Diese überschreiten die derzeit vorgeschriebene Größe zum Teil erheblich.

Appell: Menschen im Ort müssen ihren Dorfladen nutzen
Gibt es ein Geheimrezept für erfolgreiche Dorfläden? "Wichtig ist, dass die Menschen im Ort auch das vorhandene Angebot nutzen und die Besorgungen des Alltags in den Dorfläden erledigen. Dazu könnten sich die Vereine an den Läden beteiligen und dort etwa die Brötchen oder andere Lebensmittel für die Fußballheimspiele, Theateraufführungen oder Faschingsveranstaltungen kaufen. Dann funktioniert das auch", sagt Volker Hahn.

Neben den ökonomischen bringen die Hybrid-Konzepte auch ökologische Aspekte mit sich. "Die Kundinnen und Kunden haben mehr Zeit, ihre Einkäufe zu erledigen, was dann natürlich zu weniger Lebensmittelverschwendung führt. Die Haltbarkeit von frischen Produkten bleibt gleich, jedoch habe ich länger die Möglichkeit, diese zu kaufen."