Längst gelten die Ausstellungen des Vereins "Freunde der Kirchenburg" in Ostheim als Geheimtipp. Getreu dem Motto "Klasse statt Masse" lassen sich Kunstbegeisterte bei den Wechselausstellungen im Museum der ehemaligen Kirchhofschule von Werken unterschiedlichster Stilrichtungen verzaubern. Passend zur Jahreszeit wurde nun die Vernissage "natürlich – schön" mit Schafwollbildern, Rhön-Fotografien und Kunst am Ei eröffnet.
Alljährlich erwecken die Kirchenburgfreunde ihre Räumlichkeiten inmitten der Wehranlage kurz vor Ostern aus dem Winterschlaf. Die liebevoll gestaltete Vernissage präsentiert Ostereier in Kombination mit atemberaubenden Fotografien von Naturinterpret Jürgen Holzhausen. Monika Petersen schuf wunderschöne Unikate aus Schafwolle – dank des besonderen Arrangements Ingrid Schmidts eine wahre Augenweide.
Ins rechte Licht gerückt
Nach dem musikalischen Auftakt durch Sängerin Dorothea Petersen ergriff Vereinsvorstand Udo Trabert das Wort. Strahlend begrüßte er seine Gäste, darunter Ehrenvorstand Adolf Büttner und Bürgermeister Steffen Malzer. Traberts besonderer Dank galt Ingrid Schmidt, die wieder gemeinsam mit Maritta Waldsachs alles aufgebaut und ins rechte Licht gerückt hatte.
Ingrid Schmidt betonte, nichts von Menschenhand geschaffene sei derart vollkommen wie die Natur. Gekonnt schlug sie den Bogen zum Ei als Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. 222 Stück, mal bemalt, mal bestickt – alle aus hauseigener Sammlung – können sich sehen lassen.
Als waschechter Rhöner liebt Jürgen Holzhausen die heimatliche Landschaft. Vor einigen Jahren erwarb er das alte Zollhaus im 50-Seelen-Dorf Weimarschmieden und genießt seither die Gesellschaft von Schwarzstörchen, Bussarden und Wanderfalken. Ob Vögel, Wildtiere, Bäume, oder Orchideen; ob Sonne, Wolken, Nebel oder Vollmond: Holzhausen versteht es meisterlich, Tiere, Pflanzen und Stimmungen einzufangen. "Nichts hat mich in meinem Leben nachhaltiger fasziniert und nichts war für mich eine bessere Lehrmeisterin als die Natur, sie ist die eigentliche Künstlerin und ich bin ihr Interpret", sagt er. Besonders hingewiesen sei auf ein Bild, das einen Schwarm Störche bei Fladungen zeigt. Obwohl Holzhausens Passion meistens Geduld braucht, darf dieses Werk als gelungener Schnappschuss bezeichnet werden.
Monika Petersen wurde vom "Wollfieber" gepackt, wie sie lachend erklärte. Ihr Ziel: Möglichst viele Interessierte damit anzustecken. Im Sommer 2020 lernte die Künstlerin den Schäfer Weckbach kennen. Von ihm erfuhr sie allerlei Wissenswertes über Schafwolle. Ihr Interesse an dem besonderen Rohstoff war geweckt, mit einem Sack voll Wolle, jeder Menge Neugier und ganz viel Fantasie schritt sie zur Tat. Der alte Holzwebrahmen wurde vom Dachboden geholt und aktiviert. Eine Handspindel verarbeitete den Grundstoff zum Faden. Zunächst fertigte sie Stricksocken. Später entstanden aus Petersens Hand gefilzte Rhönschäfchen sowie fantasievolle Bilder in recycelten Rahmen und alten Fahrradfelgen.
Kulturzentrum des Streutals
Bürgermeister Steffen Malzer staunte nicht schlecht. Die Kultur sei der Stadt etwas wert, betonte er und bezeichnete Ostheim augenzwinkernd als "größtes Kulturzentrum des Streutals." Sein Dank galt allen, die eine solche Ausstellung möglich machen.
Bezugnehmend auf das Motto "natürlich – schön" fügte Ingrid Schmidt an, man könne den Bindestrich auch durch ein Wort ersetzen. Ihrer Ansicht nach müsste es heißen "natürlich – deshalb schön." Das liegt im Auge des Betrachters.
Öffnungszeiten der Osterausstellung: bis Sonntag, 2. April, geöffnet Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr, ab Freitag, 7. April, bis Sonntag, 16. April, geöffnet täglich von 14 bis 17 Uhr.



