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Oberelsbach: Ein Mikro-Haus komplett alleine gebaut: Familie Martin aus Oberelsbach stemmt ihr Hausprojekt ohne Bauunternehmen

Oberelsbach

Ein Mikro-Haus komplett alleine gebaut: Familie Martin aus Oberelsbach stemmt ihr Hausprojekt ohne Bauunternehmen

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    Alles selbst gemacht: Im Eigenbau zum Traumhaus für die behinderte und blinde Mutter. Silvia und Christian Martin aus Oberelsbach haben es vorgemacht.
    Alles selbst gemacht: Im Eigenbau zum Traumhaus für die behinderte und blinde Mutter. Silvia und Christian Martin aus Oberelsbach haben es vorgemacht. Foto: Marc Huter

    Neugierige Blicke gab es schon jede Menge: Ehepaar Silvia und Christian Martin baut in der St.-Kilian-Straße in Oberelsbach ganz allein ein eingeschossiges, behindertengerechtes Mikro-Haus mit nur 105 Quadratmetern Wohnfläche. Die beiden tun das für Pauline Mock, die schwerbehinderte und blinde Mutter von Silvia. Ihr soll ermöglicht werden, im Alter so lange wie möglich selbstständig zu leben.

    Ein bewegliches "Tiny-Haus", wie es heute in aller Munde ist, ist ihr Projekt allerdings nicht. Silvia und Christian Martin verwenden den Begriff Mikro-Haus für das feststehende Bauprojekt, den sie von ähnlichen Projekten in Österreich kennen.

    Alles alleine gestemmt: Bauherr Christian Martin ist ein Mulitalent

    Das selbst gebaute Haus steht auf dem Nachbargrundstück der Bauherren. Durch die Nähe muss auch weiterhin kein Pflegepersonal für Mutter Pauline in Anspruch genommen werden. "Wir sind so stolz darauf, dies alles nahezu alleine gestemmt zu haben", erklären die selbstständige Praxisinhaberin Silvia und Elektroniker Christian, den seine Ehefrau Silvia liebevoll als "Multitalent" bezeichnet.

    Ein Multi-Talent: Christian Martin hat das Hausbau-Projekt eigenständig geplant und umgesetzt.
    Ein Multi-Talent: Christian Martin hat das Hausbau-Projekt eigenständig geplant und umgesetzt. Foto: Marc Huter

    Über jedes technische Detail des Baus wissen die beiden zu berichten. Jede Entscheidung, die zu treffen war, hatte ihren Sinn bezüglich Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit. Nur für wenige bestimmte Tätigkeiten wie zum Beispiel Erdarbeiten, Verputzen oder Spenglerarbeiten haben die beiden Fachfirmen hinzugezogen.

    Im Sommer 2022 war das Haus errichtet

    Spontan hatte Silvia Martin im Herbst 2021 die Idee, das Nachbargrundstück von der Gemeinde zurückzukaufen. Die hatte das Grundstück einst zum Zwecke eines möglichen Feuerwehrhausneubaus erworben. Ein kleines, aber feines behindertengerechtes Haus für Mama Pauline wollte Silvia Martin errichten. Ihr Mann sagte: "Können wir machen!". Schon ging es los.

    Ein starkes Team: Das Ehepaar Silvia und Christian Martin haben in der St.-Kilian-Straße in Oberelsbach gemeinsam ihren Traum wahr gemacht.
    Ein starkes Team: Das Ehepaar Silvia und Christian Martin haben in der St.-Kilian-Straße in Oberelsbach gemeinsam ihren Traum wahr gemacht. Foto: Marc Huter

    Die Grundstücksverhandlungen mit der Gemeinde waren erfolgreich. Christian kümmerte sich daraufhin um die komplette Planung des Projekts und erstellte selbst den Bauplan, der von einem Planungs- und Statik-Büro geprüft und zum Zwecke des Bauantrags unterzeichnet wurde.

    Passen die Berechnungen? Nächtelang hat Vater Dieter Martin nicht geschlafen.

    Christians Vater Dieter Martin berechnete für das Pultdach mit sieben Grad Neigung die Länge und die Schnittwinkel sämtlicher Balken, die für den Rohbau in Holzständerweise benötigt werden. Das Bauholz wurde bestellt, auf Länge geschnitten und gelagert.

    So ging es los: Christian Martin (rechts) und sein Vater Dieter Martin (links) beim Zusammenstecken der Bodenplatte.
    So ging es los: Christian Martin (rechts) und sein Vater Dieter Martin (links) beim Zusammenstecken der Bodenplatte. Foto: Silvia Martin

    Die Erdarbeiten starteten im Frühjahr 2022. Es folgte die Bodenplatte, die aus Einzelteilen zusammengesteckt und verklebt wurde. Als es dann um die Aufrichtung der Holzständerelemente ging, halfen neben Christians Vater Dieter auch Sohn Leon, Cousin Dirk und die Freunde Harald und Frank mit. Nächtelang habe Vater Dieter Martin nicht geschlafen in der Hoffnung, dass die Berechnungen gepasst haben, und tatsächlich: Jeder einzelne Balken hatte die richtige Länge. Im Sommer war das Haus errichtet.

    Rund 3000 Stunden hat das Ehepaar im Jahr 2022 ins Mikro-Haus investiert

    Jetzt folgte der Innenausbau. Ständerwände wurden gestellt, das Dach gelattet und gedeckt, Elektroleitungen verlegt, Smarthome-Technik verbaut, die Fernwärme-Heizung installiert. Bestimmt 1500 Stunden haben Silvia und Christian Martin jeweils für sich im vergangenen Jahr für ihren Traum gearbeitet, immer mit dem Ziel, der Mutter ein noch langes Leben in den eigenen vier Wänden neben dem eigenen Wohnhaus zu ermöglichen. "Die Mama freut sich schon", strahlt Silvia Martin.

    Ein Kraftakt: Die Aufrichtung der Holzständerwände erfolgte mit vereinten Kräften.
    Ein Kraftakt: Die Aufrichtung der Holzständerwände erfolgte mit vereinten Kräften. Foto: Silvia Martin

    Laut Wohnflächen-Berechnung, die das Landratsamt für die Genehmigungsgebühr verwendet, kostet solch ein Projekt heutzutage 290.000 Euro. Wo Silvia und Christian Martin am Ende landen, wissen sie noch nicht. Allerdings sollen durch die Eigenleistung einige zehntausend Euro gespart werden.

    Ökologische Bauweise und Barrierefreiheit als Ziele

    Im Sinne der Ökologie wurde bewusst Holz als klimaneutraler Baustoff verwendet. Auch eine Photovoltaikanlage ist geplant. Die Dusche ist mit einem Rollstuhl befahrbar und ein WC mit Reinigungsfunktion wurde gewählt. Das Schlafzimmer hat nur eine Schiebetür und zur Terrasse gelangt man ebenerdig. Gewisse technische Funktionen im Haus werden sprachgesteuert funktionieren. Nun stehen die Restarbeiten an.

    Technische Finessen: Christian Martin, von Beruf Elektroniker, legte bei der Elektroinstallation Wert auf SmartHome-Funktionen, damit Schwiegermutter Pauline Mock vieles mit ihrer Sprache steuern kann.
    Technische Finessen: Christian Martin, von Beruf Elektroniker, legte bei der Elektroinstallation Wert auf SmartHome-Funktionen, damit Schwiegermutter Pauline Mock vieles mit ihrer Sprache steuern kann. Foto: Marc Huter

    Silvia und Christian Martin sind stolz und froh, dass während des ganzen Eigenbaus keine gravierenden Fehler passiert sind. "Und es ist ein Segen, dass niemandem etwas passiert ist", so Silvia Martin.

    Viele interessierte Nachfragen gab es schon zu dem Projekt. So viele, dass sich das Ehepaar dazu entschied, an vier Nachmittagen Anfang Januar eine so genannte "Open House"-Veranstaltung anzubieten, die ebenfalls auf reges Interesse stieß. "Das Interesse ist da, klein zu bauen und auch eigenständig zu bauen", berichtet Silvia Martin. Auch in den nächsten Monaten dürften Interessierte gerne vorbeikommen und sich informieren, zeigt sich das Ehepaar offen. 

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