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Strahlungen: Ein neues Konzept macht Schule: Sind Dorfläden die Antwort auf das Sterben der Nahversorger in Rhön-Grabfeld?

Strahlungen

Ein neues Konzept macht Schule: Sind Dorfläden die Antwort auf das Sterben der Nahversorger in Rhön-Grabfeld?

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    Großes Interesse an den Infoständen beim zweiten Dorfladentag 2024 in der Günter-Burger-Halle in Strahlungen.
    Großes Interesse an den Infoständen beim zweiten Dorfladentag 2024 in der Günter-Burger-Halle in Strahlungen. Foto: Markus Büttner

    480 Millionen Kilometer legen die Deutschen für ihre Nahrungsmitteleinkäufe zurück – jeden einzelnen Tag. Diese beeindruckend hohe Zahl ergibt sich aus einer statistischen Hochrechnung, weil im Schnitt sechs Kilometer pro Tag gefahren werden, um die Einkäufe des täglichen Bedarfs zu erledigen. Es können sich also jene Orte glücklich schätzen, die noch einen Supermarkt, einen Discounter oder einen Dorfladen in unmittelbarer Nähe haben.

    Um letztere ging es beim zweiten Dorfladentag in Strahlungen, zu dem Betreiberinnen und Betreiber von Dorfläden, solche, die es werden wollen, sowie Bürgermeister und Gemeinderäte in der Günter-Burger-Halle zusammenkamen. Initiator dieses "Workshop-Tages" war Igros-Geschäftsführer Johannes Graf aus Salz, der mit seinem Team seit vielen Jahren, weit über die Landkreisgrenzen hinaus, Dorfläden in Nordbayern, Baden-Württemberg, Südthüringen und Hessen beliefert.

    Dorfladenexperte Volker Hahn und Igros-Geschäftsführer Johannes Graf
    Dorfladenexperte Volker Hahn und Igros-Geschäftsführer Johannes Graf Foto: Markus Büttner

    Team von RTL begleitete Irene Eggers aus Sommerhausen

    Ein Kamera-Team vom Fernsehsender RTL filmte die Veranstaltung und wählte als Protagonistin Irene Eggers aus Sommerhausen am Main. Mit vollem Engagement ist sie - bis auf drei Tage im Jahr – täglich in ihrem Lädchen für die Ortsbevölkerung und Touristen da. Da sie nun bald in Rente gehen möchte, lotet sie gemeinsam mit Bürgermeister Wilfried Saak etwaige Nachfolge-Konzepte aus. Eines steht aber schon jetzt fest: Jemanden wie Irene Eggers zu finden, sei völlig unrealistisch. Genau deshalb seien sie beide nach Strahlungen gekommen.

    Tante-Emma-Läden im Wandel

    Dass sich die Zeiten von romantischen "Tante-Emma-Läden", welche an sechs oder sieben Wochentagen von einer einzigen Person betrieben werden, ändern, zeigten schon die verschiedenen Aussteller. So kamen neben App-Entwicklern und Experten für digitalen Werbemöglichkeiten auch zwei Vertreter der Firma Ackerpay extra aus dem österreichischen Kärnten nach Strahlungen, um ein sprechendes Kassensystem vorzustellen, bei dem die Kundschaft selbst die Artikel einscannt und den Bezahlvorgang ohne Personal vornimmt.

    Nahversorger, der sieben Tage pro Woche offen hat

    Solch eine Kasse steht seit kurzem im Krämerladen in Wiesenbronn (Lkr. Kitzingen). Dessen Haupt-Betreiberinnen Christiane Pötzl und Claudia Djuren teilten an ihrem Infostand ihre Erfahrungen mit dem neuen Hybridladen. Bei diesem Konzept verwandelt sich der klassische Dorfladen nach den gewohnten, Personal-besetzten Zeiten in einen Personal-losen Nahversorger, welcher rund um die Uhr und an sieben Tagen pro Woche zugänglich ist. Fast wie bei Frau Eggers.

    Ein Igros-Show-Dorfladen wurde extra in der Strahlunger Günter-Burger-Halle aufgebaut.
    Ein Igros-Show-Dorfladen wurde extra in der Strahlunger Günter-Burger-Halle aufgebaut. Foto: Markus Büttner

    Vor allem aus der oberfränkischen und unterfränkischen Ferne kamen Bürgermeister und Gemeinderäte, um sich über die verschiedenen Dorfladenkonzepte zu informieren und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. "Wie habt ihr das gefördert?" "Welche Kosten übernimmt die Kommune?" oder "Welche Organisationsstruktur habt ihr gewählt?" waren dabei häufige Fragen. 

    Welche Organisationsform ist die beste?

    Eine allgemein gültige Lösung, ein Standard-Erfolgsrezept oder eine "Zauberformel" für Dorfläden gebe es laut Volker Hahn, Dorfladenexperte aus Seßlach, nicht. Schließlich hat jeder Ort andere Voraussetzungen und individuelle Gegebenheiten – aber auch als verbindendes Element das gleiche Ziel: Einen Dorfladen zu etablieren. Mal als Genossenschaft und mal als Verein, mal mit einem Team aus Ehrenamtlichen. Mal in einem Container, mal in einer ehemaligen Pizzeria.

    Volker Hahn favorisiert dabei die Organisations-Form der "kleinen GmbH", bei der sich etwa Dorfvereine zusammenschließen und somit als Träger der Dorfläden fungieren können. "Diese juristischen Personen sterben nicht oder ziehen weg. Dazu wird kein Aufsichtsrat wie bei einer Genossenschaft benötigt. Das erspart viel bürokratischen Aufwand."

    Ein Dorfladen stehe und falle aber natürlich mit den Menschen, örtlichen Vereinen und Firmen, die nicht nur theoretisch einen Dorfladen befürworten würden, sondern die ihre Einkäufe auch wirklich dort erledigen. Schließlich gehe es auch um weitere, soziale und nicht-monetäre Mehrwerte, die ein solcher Nahversorger mit sich bringe.

    Wann trägt sich ein Dorfladen finanziell?

    Das sollte man mit einberechnen und auch deshalb könne und sollte man die Dorfladenpreise nicht mit denen der großen Discounter vergleichen. "Ein Dorfladen kann sich finanziell tragen, wenn die Ortsbevölkerung ein Drittel ihrer Einkäufe dort erledigt. Bei durchschnittlich 250 Euro für Lebensmittel, wären das etwa 15 bis 20 Euro in der Woche."

    Regelmäßige, kleine Einkäufe haben, laut Volker Hahn, noch einen weiteren, positiven Aspekt. Gerade die großen Wocheneinkäufe führen dazu, dass mehr Lebensmittel weggeworfen werden. Das sind jährlich 100 Kilogramm pro Person.

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