Cornelia Müller strahlt. Für die 45-Jährige geht an diesem Donnerstag ein Traum in Erfüllung: Sie eröffnet ihre eigene Gaststätte. Und nicht irgendeine: Im Alten Brauhaus in Bastheim gehen nach knapp einem Jahr die Türen wieder auf. Die urige Wirtschaft mitten im Ort erfreute sich schon unter ihrem Vorgänger großer Beliebtheit. Passend zur Biergartensaison bietet sich hier nun also wieder ein geselliger Treffpunkt im Besengau.
In der Wirtschaft groß geworden
Wie lange Cornelia Müller schon von einem Einstieg ins Gastronomiegeschäft träumt, macht ein Eintrag ins Freundschaftsbuch ihres Sohnes Xaver im Jahr 2003 deutlich. Auf die Frage, was ihr größter Wunsch sei, gab sie an: „ein eigenes Café oder Lokal“. Kein Wunder, schließlich ist die 45-Jährige in einer Gastwirtschaft groß geworden. Ihre Eltern Hans und Erni Müller betrieben bis 1978 eine Gaststätte in Hohenroth und übernahmen dann die Klosterschänke in Wechterswinkel. „Ich bin ein echtes Wirtshauskind“, sagt Cornelia Müller augenzwinkernd. „Ich bin als Knirps im Gehfrei im Gastraum umhergefahren, und später habe ich mit meinen zwei Brüdern in der Wirtschaft mitangepackt.“
Als ihre Mutter 2010 die Gaststätte in Wechterswinkel aus gesundheitlichen Gründen schließen musste, hatte Cornelia Müller schon einmal überlegt, sich den Traum von der Selbstständigkeit zu erfüllen. Doch das Projekt „Klosterschänke“ erschien ihr als Neueinsteigerin eine Nummer zu groß. Und schließlich fand sich ein Käufer für das Anwesen, so dass die Bastheimerin, die als kaufmännische Angestellte in einem örtlichen Betrieb ihre Brötchen verdiente, ihre Pläne noch einmal auf Eis legte.
Von der Pike auf gelernt
Im August 2016 schloss Pächter Tadeus Cichon nach einem Jahr Betrieb die Türen im Alten Brauhaus wieder zu , und Cornelia Müller ergriff die Chance, sich ihren Traum zu verwirklichen. Sie traf sich kurz darauf mit Stephan Meier, der das Alte Brauhaus 2005 zusammen mit Norbert Beckmann von der Gemeinde gekauft und restauriert hatte, und brachte sich als neue Pächterin ins Gespräch. Meier griff sofort zu – Cornelia Müller kennt das Gastronomiegeschäft von der Pike auf, hat eine kaufmännische Ausbildung und zeigt in Bastheim als fleißige Helferin bei Festen und Veranstaltungen, dass sie es versteht, Gäste zu bewirten.
Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Heiko Zimmer, ihren drei Kindern, die gerne mitanpacken, und einem Team aus Freunden und Helfern geht die Bastheimerin nun als neue Chefin im Alten Brauhaus an den Start. Als gute Ratgeberin steht ihr Mutter Erni zur Seite, die als langjährige Wirtin natürlich über einen reichen Erfahrungsschatz verfügt. Und auch der Rest der Familie steht voll hinter dem Neuanfang.
Mit den Aufgaben gewachsen
Das Alte Brauhaus, das mit urigem Ambiente und einem idyllischen Biergarten direkt an der Els punkten kann, bleibt baulich, wie es war, doch Cornelia Müller hat ihren Stil eingebracht. „Die Gäste sollen sich bei uns wohlfühlen.“ Sechs Wochen hat die neue Pächterin mit ihrem Team das historische Gebäude umgestaltet und alles vorbereitet, um nun die Gäste bewirten zu können. „Es war eine Herausforderung, aber man wächst mit seinen Aufgaben“, sagt sie rückblickend.
60 Gäste finden im Brauhaus Platz, 50 im Biergarten. Im hinteren Bereich haben Cornelia Müller und Heiko Zimmer den „Dorfstrand von Bastheim“ eingerichtet, eine gemütliche Zone zum Chillen mit Liegestühlen, untermalt vom Plätschern der Els. Die Speisekarte bietet gutbürgerliche Küche, eine Auswahl an Brotzeitplatten, Burger, Schnitzel und vegetarische Gerichte. Die neue Chefin strebt zudem einen Mittagstisch an, einmal im Monat soll es einen Brunch geben, und den Gästen wird selbst gebackener Kuchen serviert.
„Ich bin schon als Kind mit dem Gehfrei im Gastraum umhergefahren.“
Cornelia Müller hat von klein auf Wirtshausluft geschnuppert
Die Speisekarte soll mit der Zeit wachsen, wenn ein Koch für das Team gefunden ist – die Suche nach einem Küchenchef blieb bislang erfolglos. Die Karte ist derzeit noch so gestaltet, dass auch ohne Koch gute Hausmannskost angeboten werden kann. Cornelia Müller und ihr siebenköpfiges Team legen dabei Wert auf Produkte regionaler Vermarkter. Das Fleisch für Wildgerichte kommt vom benachbarten Simonshof, wo sich Jäger aus der Region selbst vermarkten, weiterer Lieferant ist die Metzgerei aus Stetten.
Brot und Burgerbrötchen liefert die Bäckerei in Reyersbach, Spirituosen kommen von Brennern aus Nordheim und Urspringen, Bier liefert eine Brauerei aus Bad Neustadt. „Alles weitere kann wachsen“, sagt Cornelia Müller.
Konzept passt zum Haus
Die Brauhaus-Inhaber Stephan Meier und Norbert Beckmann stehen hinter dem Konzept ihrer neuen Pächterin. Sie hatten zwar Anfragen von Interessenten, die XXL-Schnitzel und mediterrane Küche im Brauhaus anbieten wollten, „doch das hat nicht zum Stil des Hauses gepasst“, waren sie sich einig.
Bürgermeisterin Anja Seifert freut sich, dass es nun wieder eine Gaststätte in Bastheim gibt. Bevor das Alte Brauhaus 2015 neu eröffnet wurde, hatte es 15 Jahre lang keine Wirtschaft im Ort gegeben. „Als das Brauhaus dann nach einem Jahr wieder geschlossen wurde, hat etwas gefehlt“, so die Gemeindechefin. Umso größer sei die Vorfreude auf die Neueröffnung gewesen.
Anja Seufert hatte übrigens schon eine Vorahnung, was die neuen Pächter betrifft: 2013, als Cornelia Müller und Heiko Zimmer Prinzenpaar in Bastheim waren, hatte sie glatt bei der Schlüsselübergabe gesagt: „Noch lieber wäre mir, ihr wärt unser Wirtepaar!“ Vier Jahre später ist ihr Wunsch Realität. Und auch Cornelia Müller stellt für sich fest: „Manchmal werden Träume wahr.“
Das Alte Brauhaus öffnet an diesem Donnerstag um 17 Uhr die Türen für die Gäste. Geöffnet ist künftig Donnerstag und Freitag ab 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag ab 14 Uhr und an Feiertagen.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen unter www.altes-bauhaus-bastheim.de; facebook.com/altesbrauhausbastheim