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Obererthal: Es war doch nicht der Wolf: Schon länger zum Abschuss freigegebener Wolf-Hund-Hybrid riss Reh bei Obererthal

Obererthal

Es war doch nicht der Wolf: Schon länger zum Abschuss freigegebener Wolf-Hund-Hybrid riss Reh bei Obererthal

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    Nicht ein Wolf, wie auf dem Symbolfoto, das ein Tier in einem Gehege in Nordrhein-Westfalen zeigt, sondern ein schon bekannter Wolf-Hund-Hybrid, hat Anfang Mai ein Reh bei Obererthal im Landkreis Bad Kissingen gerissen. 
    Nicht ein Wolf, wie auf dem Symbolfoto, das ein Tier in einem Gehege in Nordrhein-Westfalen zeigt, sondern ein schon bekannter Wolf-Hund-Hybrid, hat Anfang Mai ein Reh bei Obererthal im Landkreis Bad Kissingen gerissen.  Foto: Sina Schuldt/dpa

    Der Riss eines Rehs zwischen Obererthal und dem Wakepark Thulba Anfang Mai sorgte für einige Aufregung und Schlagzeilen, schließlich hatte eine erste genetische Untersuchung ergeben, dass ein Wolf der Verursacher war.

    Die Aufregung war groß, Halter von Weidetieren zeigten sich besorgt. Nach dem Abschluss der Analyse zur Individualisierung des Angreifers hat das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) nun allerdings seine Angaben modifiziert. Demnach hat nicht ein Wolf, sondern der weibliche Wolf-Hund-Hybridnachkomme mit dem Laborkürzel GW3159fH das Reh gerissen.

    "Am 13.05.2023 wurden im Landkreis Bad Kissingen Proben für genetische Untersuchung gesammelt (Rissabstrich Wildtier) bei denen die Untersuchung den weiblichen Wolf-Hund-Hybridnachkommen GW3159fH ergeben hat", so die offizielle Information des LfU . Eine Abkürzung wie GW3159fH ist dabei ein Laborkürzel und steht für: Genetic Wolf (GW), die Labornummer des Tieres sowie das Geschlecht (f/weiblich oder m/männlich) und Hybrid (H).

    Hybriden gefährlicher als Wölfe

    Diese Information ist nicht ohne Brisanz, denn eigentlich soll das Hybrid-Tier schon seit einiger Zeit getötet werden. Seine Mutter, die sogenannte Zellaer Wölfin mit dem Laborkürzel GW1422f, ist in den vergangenen Jahren in der gesamten Rhön auffällig geworden. Im Frühjahr 2022 hat sie sich dann mit einem Hund verpaart, woraufhin im vergangenen Sommer als Ergebnis GW3159fH und vier weitere Hybrid-Nachkommen nachgewiesen wurden.

    Hybriden aber gelten als gefährlicher als Wölfe, da bei ihnen wegen des gemischten Genoms die "wolfstypische Vorsicht" vor dem Menschen weniger ausgeprägt sein kann. Das könnte auch den für einen Wolfsriss ungewöhnlichen Ort des Geschehens an einem viel genutzten Feldweg bei Obererthal erklären. Wegen dieser Eigenschaft steige die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Konflikten mit den Menschen kommt, heißt es in einer Erläuterung des Bundesumweltministeriums. Das ist einer der Gründe, weshalb Wolfs-Hund-Hybride "entnommen", das heißt getötet werden müssen.

    Nach Thüringen ordnet Bayern Abschuss an 

    Nachdem das Thüringer Umweltministerium im vergangenen Herbst entsprechende Maßnahmen eingeleitet hatte, ordnete Mitte Dezember auch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) den Abschuss an. Vorausgegangen waren Risse von Schafen der Nähe von Simonshof. An den Kadavern wurden neben genetischen Spuren des Muttertiers auch die eines Hybrid-Wolfes nachgewiesen. 

    Das Kompetenzzentrum Wolf im Thüringer Umweltministerium erklärte die Maßnahme im März 2023 in Thüringen für vorläufig beendet, nachdem drei der Wolf-Hund-Mischlinge getötet wurden. Gleichzeitig wurde das Muttertier und sein weiblicher Hybridnachkomme GW3159fH in Bayern anhand von Proben nachgewiesen, die wohl bei Sandberg in Rhön-Grabfeld gesammelt wurden.

    Nach Angaben des LfU handelte es dabei sich um Losung und sogenanntes Oestrusblut, einer Ausscheidung, die die Paarungsbereitschaft anzeigt. Daraus ergaben sich natürlich Fragen, welche Konsequenzen eine Verpaarung der Tiere mit einem Hund oder auch einem Wolf haben würde. Nun der erneute Nachweis des Hybridtieres im Landkreis Bad Kissingen, wo mindestens noch ein weiterer Verdachtsfall einer möglichen Wolfsattacke aufgetreten ist, der aktuell noch vom LfU noch untersucht wird.

    Arbeiten die bayerischen Behörden zu langsam?

    Allerdings wurden von auch Vorwürfe laut, die bayerischen Behörden würden zu langsam agieren. Bis in den Mai hinein seien in Bayern noch nicht einmal die für einen Abschuss des Hybriden erforderliche Schulung möglicher Schützen erfolgt.

    Das LfU beantwortet Nachfragen dieser Redaktion zu dieser Thematik allerdings nur sehr allgemein: "Bei der gesetzlich vorgegebenen Entnahme der Wolf-Hund-Hybriden in der Rhön handelt es sich um ein laufendes Verfahren. Neben dem verstärkten Monitoring wurden alle notwendigen Maßnahmen zur Entnahme in die Wege geleitet. Nach Abschluss des Verfahrens werden die Ergebnisse in geeigneter Form bekannt gegeben. Bis dahin bitten wir um Ihr Verständnis für die zurückhaltende Berichterstattung", heißt es in einer Mitteilung vom vergangenen Dienstag.  Ansonsten würden alle Nachweise "zeitnah, wie aktuell geschehen, auf unserer Monitoringseite veröffentlicht".

    Wolfs-Hund-Hybride in DeutschlandHybride bezeichnen Individuen, die von zwei verschiedenen Tiergattungen gezeugt worden sind, zum Beispiel von Hunden und Wölfen. Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf hat seit 2003 bislang nur eine Handvoll Hybridisierungsfälle in Sachsen, Thüringen, Brandenburg und nun länderübergreifend in der Rhön registriert. Einige der Tiere verschwanden spurlos, die restlichen wurden getötet, nach dem Versuche gescheitert waren, sie in Gehegen zu halten.  Als Grund dafür wird unter anderem angeführt, dass Hybride weniger gut an ein Leben in freier Natur angepasst sind als Wölfe. Da bei ihnen unter Umständen die wolfstypische Vorsicht geringer ausgeprägt sein kann, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie häufiger in Konflikt mit dem Menschen geraten, höher als bei Wölfen. So sei es denkbar, dass Hybriden vermehrt Übergriffe auf Nutztiere verüben oder, dass sie häufiger in Siedlungsnähe gesehen werden als Wölfe. In Freiheit aufgewachsene Wölfe und Wolf-Hund-Hybriden könnten sich nicht an ein Leben in Gefangenschaft anpassen, so das LfU. Eine Gehegehaltung würde zu länger anhaltenden und erheblichen Leiden führen. Um zu vermeiden, dass Wölfe als vermeintliche Hybriden geschossen werden, ist für ihr Entfernen aus der Natur jeweils eine naturschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung erforderlich.Quelle: DBBW, LfU

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