Forstfachleute und Interessenten nahmen am Mittwoch an einer Exkursion in den Herbstädter Mittelwald teil, zu der das Biodiversitätszentrum Rhön mit Sitz in Bischofsheim eingeladen hatte. Die letzten größeren Mittel- und Niederwaldvorkommen liegen in Franken, sie umfassen rund 4500 Hektar. Jetzt soll durch ein Monitoring die Artenvielfalt anhand von Tag- und Nachtschmetterlingen sowie Totholz-bewohnenden Käfern wissenschaftlich nachgewiesen werden.
"Letzte Zeugen einer vergangenen Wirtschaftsform" nannte David Vollmuth, zuständig für das Projekt "Lichte Wälder in Franken", die Wälder, die Dorfbewohner mit Holz versorgen. Alle Mittelwälder seien unterschiedlich, erklärte er, deshalb findet das Monitoring auf 1300 Hektar verteilt in ganz Franken statt. Mittelwälder sind für ihn eine "spannende Sache mit breitem Spektrum".

Im lichten Mittelwald sind die Lebensbedingungen besser
Aufgeteilt in zwei Gruppen, machten sich die Teilnehmer auf den Weg. Julian Bittermann von der Universität Würzburg hoffte, einige Schmetterlinge auffinden zu können. Wie er berichtete, haben sie im normalen Hochwald wenig Entwicklungschancen, höchstens an den Waldrändern. Im lichten Mittelwald sind die Lebensbedingungen besser, es gibt mehr Licht und Sonne und die unterschiedlichen Wachstumsphasen bieten Lebensräume besonders für die Raupen.
An den Wegrändern sollten blühende Pflanzen wegen des Nektars stehengelassen und nicht gleich abgemäht werden, empfahl er. Am schlimmsten sei das Mulchen, weil sich unter dem liegengebliebenen Schnittgut Schimmel bilden kann. Die "Käfergruppe" hatte Glück und fand direkt zu Beginn der Exkursion einen Waldbock. Die Käfer sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, sie werden entweder per Hand gefangen oder mit Flugfensterfallen erfasst. Nachtschmetterlinge fliegen beim Monitoring in vorbereitete Lichtfallen.

In Herbstadt gibt es noch 144 Holzrechte
Der Herbstädter Mittelwald befindet sich im FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) "Laubwälder bei Bad Königshofen" und wurde als Lebensraumtyp "Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald" kartiert. Die Bewirtschaftungsform ist abhängig von den Holzrechtlern, die dort überwiegend die Arbeit übernehmen. Wie von Herbstadts Bürgermeister Georg Rath zu erfahren war, gibt es noch 144 Holzrechte in Herbstadt, davon werden rund 80 aktiv genutzt, der Rest ist in Gemeindehand. Für die Biodiversität sei es notwendig, auch im Mittelwald mehr Totholz anzureichern, wird von der Försterin Julia Bischof empfohlen.
Finanziellen Fördermöglichkeiten beim Erhalt der Mittel- und Niederwälder
Das Artenmonitoring ist Bestandteil des Projekts "Lichte Wälder in Franken". Übergeordnetes Ziel ist es unter anderem, die Waldbewirtschafter über die finanziellen Fördermöglichkeiten beim Erhalt der Mittel- und Niederwälder zu informieren, die über das Vertragsnaturschutzprogramm hinausgehen. Das Artenmonitoring ist dabei ein wichtiger Baustein, teilte das Biodiversitätszentrum (BioZ) mit. Wissenslücken werden geschlossen, die Artenvielfalt wird bestätigt und die Bewirtschafter erfahren eine angemessene Wertschätzung für die aufwendige Wirtschaftsform.

Das BioZ gehört zum Bayerischen Landesamt für Umwelt und versteht sich als Bindeglied zwischen Forschung und Praxis, betreibt das Monitoring und entwickelt praxisnahe Modelle zur Förderung der biologischen Vielfalt. Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse werden für verschiedene Zielgruppen aufbereitet.
Warum konzentriert sich das Monitoring auf die drei genannten Arten? Auch das wurde vor Ort bei der Exkursion erklärt. Die Tag- und Nachtschmetterlinge sowie die totholzbewohnenden Käfer haben teilweise sehr hohe Ansprüche an ihren Lebensraum, wenn sie sich wohlfühlen, gilt das auch für andere Arten. Deshalb werden sie Zeiger-Arten genannt.