Zum dritten Mal machte Frank Herrmann in Bad Neustadt Station – diesmal mit dem Fahrrad. Der Reiseschriftsteller, Betriebswirt, Fachmann für Dritte-Welt-Handel war auf Einladung der Lenkungsgruppe Fair-Trade-Town in der Stadt und sprach in der Stadthalle über „Fair einkaufen – aber wie“.
Im Rahmen der deutschlandweiten Fair-Trade-Woche informierte der vielseitige Autor über die Hintergründe des Welthandels und erwies sich dabei als profunder Kenner ökonomischer Zusammenhänge. Er selbst machte gerade eine Deutschlandtour mit dem Fahrrad und hatte am Vortag die 1000-Kilometer-Marke überschritten. Unterwegs hielt er Vorträge.
Am Beispiel des Kaffeehandels schilderte Herrmann die Kehrseiten eines florierenden Warenaustausches, der den Menschen an der Produktionsquelle jedoch kaum Profit einbringt und darüber hinaus erhebliche umweltschädliche Folgen hat. „Fair-Kaffee“ nimmt danach gerade einmal fünf Prozent des Gesamtvolumens des Kaffeehandels ein.
Der Kaffeekonsum habe darüber hinaus die unterschiedlichsten Ausformungen angenommen. Tausende von Tonnen Abfall werden allein durch Plastikbecher und Kaffeeautomatenkapseln verursacht.
Ein weiteres problematisches Feld sind die Arbeitsbedingungen der Textilproduktion und -verarbeitung. Zur Überraschung der Zuhörer berichtete Herrmann, dass etwa in Rumänien und Bulgarien der durchschnittliche Lohn noch niedriger als in manchen Entwicklungsländern sei.
Sein Appell bezog sich daher darauf, Produkte aus fairem Handel zu kaufen. Der Hinweis auf höhere Preise sei nur bedingt zulässig, denn werden bei vielen Produkten die sozialen und umweltrelevanten Folgen mitgerechnet, so seien die konventionell erzeugten Waren oft teurer.