An Schulen, Horten und Kitas spart die Stadt Bad Neustadt nicht: Nach dem Hort am Schulberg, der Mittelschule Bad Neustadt sowie dem Neubau der Kindertagesstätte in Herschfeld, sieht der Stadtrat nun beim Kindergarten im Stadtteil Mühlbach Handlungsbedarf. Einstimmig beschlossen die Räte in der jüngsten Sitzung den vorgestellten Entwurf zu Umbau und Modernisierung des Kindergartens baulich umzusetzen.
Ziel ist es nicht, den Kindergarten zu erweitern, so Kindergartenleiter Norbert Müller auf Anfrage der Redaktion. Tatsächlich wird es künftig statt der nun rund 80 Plätze nur noch 67 Plätze geben, 50 für Regel- und 17 für Krippenkinder. Ziel der Maßnahme sei es vielmehr, das in die Jahre gekommene Gebäude energetisch und baulich auf den neuesten Stand zu bringen.
Sanierung Kindergarten Mühlbach: 3,95 Millionen Euro, eineinhalb Jahre Bauzeit
Die Gesamtkosten dafür werden sich, so Katharina Johannes vom Planungsbüro Kriesche in der Stadtratssitzung, auf circa 3,95 Millionen Euro belaufen. Im zweiten Quartal 2024 sollen die Arbeiten starten, bis August 2025, so Bauamt und Planungsbüro, werde die Sanierung voraussichtlich abgeschlossen sein.
Die beiden großen Ziele, den Standort zu erhalten und das Gebäude nachzunutzen, werden erreicht, so Stadträtin Gudrun Hellmuth. Die Referentin für Frauen, Familien und Kindergärten engagierte sich besonders in Sachen Entwurfsplanung und arbeitete eng mit dem Bauamt und dem Planungsbüro zusammen. "Kosten-Nutzen", so Gudrun Hellmuth, seien sehr gut beachtet worden.
Das sind die großen Pluspunkte der Kita Mühlbach
Generell habe das Gebäude eine solide Grundsubstanz und schöne Außenanlage mit sehr hoher Qualität, so Katharina Johannes. Allerdings sei das Walmdach schadhaft. Es wird durch ein Flachdach mit Photovoltaikanlage ersetzt werden.

Das bisherige Raumkonzept funktioniere sehr gut. Auch künftig soll die Küche zentraler Punkt der Kita bleiben, daran angegrenzt dient ein Speiseraum als Multifunktionsraum. Neu wird ein zusätzlich geschaffener kleiner Therapieraum sein. Die Gruppenräume werden weiterhin mit Bezug zur Außenanlage angeordnet sein. Der Krippenbereich befindet sich im vorderen Bereich zur Straße hin und wird mit Ruheraum und kleinem sanitären Bereich eine für sich abgeschlossene Einheit bilden.
Energetische Sanierung: Sole-Wasser-Wärmepumpe und Photovoltaik mit Stromspeicher
Etwas größer wird die Grundfläche der umgestalteten Kita, indem der jetzige Spielhof überbaut und der Eingangsbereich etwas nach vorne versetzt wird. Dadurch entstehe zum Garten hin eine Art "Schmutzschleuse", in der die Kinder Matschkleidung an- und ablegen können.
Im großen Eingangsbereich finden sich Garderoben und hohe Schrankwände als Stauraum sowie ein Kinderwagen-Abstellplatz. In einem kleinen "internen Bereich" werden ein Büro sowie Mitarbeitertoiletten untergebracht.

Die Außenanlage sei im Großem und Ganzen in einem guten Zustand. Vereinzelt würde hier und da erweitert und Spielgeräte wiederhergestellt. Im Rahmen des Umbaus werde alles an dem Gebäude angefasst, so Johannes: "Dach, Böden, Wände - alles wird gedämmt."
Geheizt werden soll über eine Sole-Wasser-Wärmepumpe und Fußbodenheizung. Auch eine Lüftungsanlage wird installiert. Ergänzend zur Photovoltaikanlage auf dem Dach wird es einen Stromspeicher geben. Außen-Jalousien dienen dem Wärmeschutz.
Die Außenansicht: Holzfassade mit Putzelementen und großen Panoramascheiben
Herausfordernd für die Planer sei es gewesen, das sehr verschachtelte Gebäude mit vielen Rücksprüngen in eine ruhige Struktur zu bringen. Gelingen soll das über Holzverkleidungen, Putzfassaden und große Panoramascheiben.
Als "sehr gelungen" bezeichnete Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner den vorgestellten Planungsentwurf. Baumbestand und Standort bleiben erhalten und hinsichtlich der energetischen Sanierung sei man mit einem "zukunftsfähigen Gebäude" unterwegs.
Warum Passivhaus-Standards im Fall der Mühlbacher Kita zu hoch gegriffen sind
Angestrebt werde laut Planungsbüro und Bauamt eine KfW40-Förderung. Karl Breitenbücher (Grüne) regte an, untersuchen zu lassen, ob die Stadt bei der Sanierung nicht noch einen Schritt weiter gehen und Passivhausstandards anstreben könne.
"Ich stehe hinter dem Konzept, das wir da haben", so Stadtbaumeister Michael Wehner. Bessere Dämmstandards seien nur mit extremem Mehraufwand erreichbar. Schon jetzt kämpfe man mit der Raumhöhe, auch die Bodenplatte müsste dann voraussichtlich ersetzt werden. Wirtschaftlich interessanter würde es rein fördertechnisch auch nicht mehr, so Wehners Einschätzung.
"KfW40 ist ein guter Standard", pflichtete Breitenbücher bei. Er wolle nur neue Sichtweisen an- und in die Köpfe bringen. "Beim nächsten Neubau können wir gerne über die Passivbauweise reden", so Bastian Steinbach (CSU).
Denke man an "all die graue Energie, die bereits in das Gebäude geflossen ist und alle Baustoffe, die nicht zurückgebaut werden müssen", stimme die Gesamtbilanz. Das Ziel des Stadtrats häufiger generalzusanieren, als auf der grünen Wiese neu zu bauen, sei erreicht.
Warum zwei Bäume gefällt wurden und wie pflegeintensiv die Holzverkleidung ist
Bettina Wagner (Grüne) erkundigte sich nach den beiden gefällten Bäumen im Eingangsbereich. Laut Baumkontrolleur seien diese "schadhaft"gewesen und mussten weichen, so Bürgermeister Werner. Es werde nachgepflanzt. Die Stadträtin wollte außerdem wissen, welcher Energieertrag von der Photovoltaikanlage zu erwarten sei: "Trägt es sich selber von der Energie her?" Konkrete Zahlen hierzu wird der Stadtbaumeister nachreichen.
Wie pflegeintensiv die Holzverkleidung für den Bauhof werde, wollte Alexander Barthelmes (CSU) wissen. Wie man mit dem Holz umgehe, werde noch diskutiert, so Michael Wehner. Prinzipiell gebe es die Option, das Holz grau werden zu lassen oder alle paar Jahre mit Lasuren aufzufrischen.
So lange müssen die Kita-Kinder von Mühlbach in ihr Ausweichquartier
Nach dem voraussichtlichen Ende der Baumaßnahme erkundigte sich Johannes Benkert (Neuschter Liste). "August 2025", erklärten Planungsbüro und Stadtbauamt. Nach der Genehmigung durch den Stadtrat wird der Bauantrag fertig gemacht, Förderanträge werden eingereicht.
Im vierten Quartal 2023 sollen Ausschreibungen und Vergaben stattfinden, im ersten Quartal 2024 müsse der Kindergarten dann ausziehen.
Als Ausweichquartier für die rund eineinhalbjährige Bauphase sei das Pfarrheim in Mühlbach angedacht, so Maximilian Pfister, Geschäftsleiter der Stadt, auf Anfrage.