Normalerweise steht Pfarrer Leo Brand am Altar. Er feiert Gottesdienst, verkündet die Frohe Botschaft und predigt zu seinen Gläubigen. Normalerweise. Pfarrer Brand, verantwortlicher Seelsorger der Pfarreiengemeinschaft "Um den Michaelsberg", steht aber nicht nur in der Kirche im Mittelpunkt, er spielt auch gerne Theater und bewegt sich auf den "Brettern", die für so viele die Welt bedeuten.
Nach ersten Bühnenerfahrungen Ende der 1990er Jahre in Trossenfurt, wo der katholische Priester zehn Jahre als Kaplan eingesetzt war, wurde die Theaterlaufbahn des gebürtigen Ramsthalers vor allem von den "Linsenspitzern" in Karlburg, einem Stadtteil von Karlstadt, geprägt. Zehn Jahre lang bereicherte er während seiner Zeit als Leiter der Pfarreiengemeinschaft "Heiliger Jakobus" die Laienspielgruppe von Karlburg mit seinen Auftritten. Am 2. Weihnachtsfeiertag 2016 fiel dort der letzte Vorhang für ihn.
Gespickt mit attraktiven Rollen
Es war ein Bühnenengagement, das gespickt war mit attraktiven Rollen. So spielte er den unterdrückten Ehemann, der über eine turbulente Hochzeitsnacht zu berichten hatte, genauso authentisch wie den schusseligen Hausmeister und den unbeholfenen Wachmann. Kein Wunder also, dass ihm die Bühnenerfahrung vorauseilte, als er am 1. Juli 2017 die Verantwortung für die Pfarreiengemeinschaft in Heustreu antrat. Sofort "krallte" sich die Kolpingsfamilie Heustreu den Geistlichen und integrierte ihn in die Theatergruppe.
"Es ist ja auch unser Pfarrer", sagte sich daraufhin Herbert Büttner, Vorstand des Wargolshäuser Feuerwehrvereins und bekniete den Seelsorger, bis dieser zusagte, auch mal in der Feuerwehr-Theatergruppe von Wargolshausen mitzuspielen. Für einen Seelsorger, der sechs Gemeinden zu betreuen hat, sicher eine Herausforderung. Schließlich standen in Heustreu bereits die Termine für die Proben und für vier Aufführungen des Stücks "Männergrippe" im März 2024 fest. Und das ganze zwischen Gottesdiensten, Seelsorgegesprächen, Sitzungen, Beerdigungen und Taufen.

Aber das Theaterspielen macht dem 67-Jährigen Spaß, sodass er diese Doppelbelastung für eine begrenzte Zeit auch trägt. Dazu kommen gewisse Gemeinsamkeiten. Auf die Frage "Was haben Schauspieler und Pfarrer gemeinsam?" antwortete Pfarrer Brand einmal in einem Main-Post-Interview: "Beide müssen oft spontan sein, sie müssen vor großem Publikum agieren können und das, was sie tun, sollte Freude machen".
Verständnis für die menschliche Natur
Die Fähigkeit, zwischen seiner Rolle als geistlicher Führer und seinem Auftritt auf der Bühne zu wechseln, zeugt von Pfarrer Brands Vielseitigkeit und seinem tiefen Verständnis für die menschliche Natur. Für Pfarrer Brand ist das Theater nicht nur eine Möglichkeit, seiner Leidenschaft nachzugehen, sondern auch Gelegenheit, die Gemeinschaft zu stärken und die Freude am Leben zu teilen.
So werden die Besucherinnen und Besucher in Wargolshausen sicher viel Spaß bei den drei Aufführungen haben. Denn am Samstag, 20. April (19.30 Uhr), am Sonntag, 21. April (16 Uhr), und am Samstag, 27. April (19.30 Uhr), hebt sich im Haus des Gastes der Vorhang zu dem Stück "Einer spinnt immer". Es handelt sich um ein Lustspiel in drei Akten, das in einem Irrenhaus spielt.
Pfarrer Brand, der neben Kosi Fischer und neun weiteren Akteuren auf der Bühne stehen wird, spielt dabei einen Weltreisenden. "Es handelt sich um ein verrücktes Stück, wie schon lange nicht mehr" bestätigt Regisseurin Christl Kirchner und denkt dabei nicht nur an das Irrenhaus, in dem die drei Aufzüge spielen, sondern auch an die abenteuerlichen Verstrickungen der Handlung.
Karten gibt es im Vorverkauf bei Herbert Büttner, Tel.: (0170) 4021333.