Wenn am Freitagabend um 21 Uhr in der Münchner Allianz-Arena das Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft angepfiffen wird, dann sitzt auch Philipp Eschenbach im Publikum. Möglicherweise etwas erschöpft von den letzten Wochen und Monaten, gewiss aber stolz. Seiner Bad Königshöfer Firma Eschenbach - Temporäre Architektur ist wieder einmal ein Auftrags-Coup gelungen. Eschenbach stattet sämtliche zehn Austragungsorte der EM mit seinen Hallen auf Zeit aus.
Gut im Geschäft bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland
"Ich bin in den letzten Wochen über 6000 Kilometer gefahren", sagt Philipp Eschenbach. Erst im Herbst vergangenen Jahres ist er in die Geschäftsführung aufgerückt und leitet den Betrieb mit dem markanten Hochgebäude am Hohen Markstein zusammen mit Vater Alexander Eschenbach. Bei seinen Fahrten quer durch Deutschland hat er die Projekte begleitet, die Eschenbach für die EM ausführt.

Zelte nennt Eschenbach seine Hallenbauten längst nicht mehr, denn die Konstruktionen sind mit stabilen Schalenwänden oder Fenster-Elementen versehen und verbreiten alles andere als Bierzelt-Atmosphäre. Eher trifft bei manchen Modellen ein Showroom-Charakter zu, wenn große Glasflächen viel Licht hereinlassen.
VIP-Bereiche und Medien-Zentren aus Bad Königshofen
Das ist zum Beispiel bei den VIP-Zelten so, die für ein zahlungskräftiges Publikum in Stadionnähe aufgebaut werden für die Party nach den EM-Spielen. Vor allem sind es Pressezentren oder Akkreditierungs-Zentren, die von den Eschenbach-Monteuren aufgebaut worden sind in den letzten Wochen. "Media Hub" nennt sich auf Neudeutsch ein solches Pressezentrum für die internationale Presse, die von der EM in Deutschland in alle Welt berichtet.

Ganz wichtig für den reibungslosen Ablauf eines Großereignisses wie der Fußball-Europameisterschaft sind auch die Akkreditierungs-Center für Journalistinnen und Journalisten oder andere Personen, die Zutritt benötigen zu EM-Schauplätzen. Eine ganze Reihe dieser Akkreditierungs-Center hat das Bad Königshöfer Unternehmen für die EM aufgebaut.
Hallen für die 16.000 Freiwilligen bei der EM
Und dann gibt es noch eine dritte Sorte Bauten: die Volunteer-Center für die freiwilligen Helferinnen und Helfer bei der Fußball-Europameisterschaft. 16.000 davon sind in den Austragungsstätten unterwegs. Rund 2,7 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer aus ganz Europa werden bei den Spielen erwartet, rund 53.000 pro Spiel. Da ist freiwilliger Einsatz angesagt.
"Wir haben für die EM 15.000 Quadratmeter Fläche überdacht", erzählt Philipp Eschenbach über den prestigeträchtigen Großauftrag. Seit Mai 2023, als Eschenbach den Zuschlag bekam, wird am EM-Auftrag gearbeitet. Über 40 Alu-Hallen sind es insgesamt an den zehn Austragungsorten München, Stuttgart, Frankfurt/Main, Leipzig, Berlin, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Dortmund. Da kommen schon ein paar Tausend Kilometer Fahrtstrecke zusammen für den Juniorchef, wenn der Fortschritt der Arbeiten und alle Bauwerke begleitet werden.
Die letzten Hallen wurden in Gelsenkirchen aufgestellt. Denn dort ist der komplette Rasen fahrbar und wird außerhalb des Stadions "geparkt", wenn keine Spiele anstehen. Und genau diese "Parkfläche" ist erst spät frei geworden, um die Eschenbach-Bauten auf diesem Platz montieren zu können.
Elon Musk ist schon so etwas wie Stammkunde
"Unsere Objekte stehen etwa zwei bis drei Wochen vor der EM und noch zwei bis drei Wochen danach", erklärt der Bad Königshöfer Unternehmer. 70 Prozent des Geschäfts, so erklärt Eschenbach, sind Vermietungsgeschäft. Nicht nur Fußballverbände oder Biathlon-Weltcup-Ausrichter gehören zur Kundschaft von "Eschenbach - Temporäre Architektur". Ein ganz besonderer Klient ist kein Geringerer als Elon Musk, der superreiche Tesla-Chef aus Amerika. Wenn er kurzfristig sein Kommen nach Grünheide bei Berlin zur Giga-Factory ankündigt, steht das Eschenbach-Team bei Fuß.

Sechs Tage hatte das Eschenbach-Team kürzlich Zeit, um eine 40 mal 60 Meter große Alu-Halle zu errichten für einen Auftritt des charismatischen Unternehmers. "Das war kurz nach dem Brandanschlag auf das Stromnetz der Fabrik. Elon Musk hatte sich für eine Mitarbeiterversammlung angekündigt", sagt Philipp Eschenbach. Eschenbach sagte zu, in sechs Tagen das Projekt auf die Beine zu stellen – und hielt Wort. Mittlerweile war man schon mehrmals für Tesla im Einsatz.
Die "Bauma"in München und Olympia in Mailand im Visier
Die Großbaustelle Europameisterschaft nimmt derzeit zwar das Team in Beschlag, man denkt aber auch an die nächsten anstehenden Projekte. "Wir bauen Alu-Hallen im Yellowstone-Nationalpark und bereiten uns auf zwei Großereignisse vor: Die Baumaschinen-Messe in München 2025 und die Olympischen Spilee in Mailand und Cortina 2026", freut sich Philipp Eschenbach schon auf die nächsten Herausforderungen.
Eschenbach - Temporäre ArchitekturDie Firma Eschenbach Festzelt GmbH wurde 1972 von Gründer James Eschenbach in der Nähe von Stuttgart gegründet. Aus familiären Verbindungen nach Bad Königshofen und auch wegen der Zonenrandförderung wurde der Unternehmenssitz der Eschenbach Zeltbau GmbH 1981 nach Bad Königshofen verlegt.2012 übernahmen die Brüder Alexander und Mark Eschenbach die Firmenleitung. 2015 erfolgte der Marken-Relaunch unter dem heutigen Namen "Eschenbach - Temporäre Architektur", 2022 konnte das 50. Betriebsjubiläum gefeiert werden.Neben dem Stammsitz in Bad Königshofen gibt es noch Zweigstellen in Chemnitz (Planenfertigung), Berlin (Planenfertigung) und Leipzig (Stahlbau). Insgesamt sind rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Firma Eschenbach im Einsatz.fg