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Bad Neustadt: Pellets, Gas, Wärmepumpe? Zu dieser Heizung rät Heizungsbauer Michael Meukel aus Bad Neustadt momentan

Bad Neustadt

Pellets, Gas, Wärmepumpe? Zu dieser Heizung rät Heizungsbauer Michael Meukel aus Bad Neustadt momentan

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    Heizungsbauer Michael Meukel steht in Bad Neustadt vor einer Wärmepumpe. Warum er diese nicht für jedes Haus empfehlen kann und welche Alternativen er sieht, verrät er im Interview.
    Heizungsbauer Michael Meukel steht in Bad Neustadt vor einer Wärmepumpe. Warum er diese nicht für jedes Haus empfehlen kann und welche Alternativen er sieht, verrät er im Interview. Foto: René Ruprecht

    Soll ich mir noch schnell eine neue reine Ölheizung einbauen lassen, bevor das nicht mehr erlaubt ist? Funktioniert eine Wärmepumpe auch im Altbau? Was mache ich mit meiner noch funktionierenden, aber schon älteren Gastherme? Mit solchen Fragen wird Michael Meukel – er führt den Heizungs- und Sanitärbetrieb Meukel in Bad Neustadt in der vierten Generation – momentan täglich konfrontiert. Denn die Entwürfe zum neuen Gebäudeenergiegesetz sehen vor, dass ab 2024 nur noch Heizungen mit einem Anteil von mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien installiert werden dürfen.

    "Obwohl entsprechende Regelungen in den Regierungsprogrammen absehbar waren, kommen die Entwürfe aus meiner Sicht nun mit der Brechstange: Alles soll innerhalb von neun Monaten passieren", sagt Heizungsbauer Michael Meukel. Im Interview spricht der Experte darüber, wie es seinen Kunden mit den Entwürfen geht und erklärt, welche Heizungsart er bei Neubau und Sanierung empfehlen würde.

    Frage: Wie reagieren Ihre Kunden auf die Pläne zu dem neuen Gesetz?

    Michael Meukel: Sie sind verunsichert. Jeden Tag rufen bei uns sieben oder acht Leute wegen der Entwürfe an. Meist Menschen mit älteren Heizkesseln – ich sage mal, 25 Jahre aufwärts – die sich jetzt eh etwas überlegen müssten. Der, dessen Heizung erst 18 oder 20 Jahre alt ist, hält erstmal die Füße still und wartet ab. Es rufen momentan aber auch viele Kunden an, die Fotovoltaik haben und zusätzlich eine Wärmepumpe möchten. Oder einen Elektro-Heizstab in ihrem Warmwasserspeicher.

    Wollen sich viele noch bis Jahresende eine reine Gas- oder Ölheizung einbauen lassen?

    Meukel: Ja. Viele möchten jetzt noch schnell eine  "normale" Heizung ohne irgendwelchen "Schnickschnack", also eine reine Gas- oder Ölheizung, in ihr bestehendes Gebäude installieren lassen. Wenn ich so viele Mitarbeiter hätte, wie ich bräuchte – mindestens einen oder zwei mehr, ich würde auch drei einstellen – könnten wir alles zeitnah abarbeiten. Aber so geht bei mir vor dem Spätherbst nichts mehr. Da Gas- und Ölheizkessel nun wieder stark nachgefragt werden und mancher Heizungsbauer Hamsterkäufe tätigt, würde es mit einem Einbau in diesem Jahr aufgrund der Lieferzeiten ohnehin knapp werden. Aber es soll ja auch 2024 noch möglich sein, eine fossile Heizung einzubauen und den regenerativen Teil innerhalb von drei Jahren nachzurüsten.

    Heizungsinstallateur Michael Meukel befestigt ein Rohr an einer Gasheizung. Viele seiner Kunden möchten sie noch bis Jahresende eine reine Gas- oder Ölheizung installieren lassen.
    Heizungsinstallateur Michael Meukel befestigt ein Rohr an einer Gasheizung. Viele seiner Kunden möchten sie noch bis Jahresende eine reine Gas- oder Ölheizung installieren lassen. Foto: René Ruprecht

    Warum scheuen manche Ihrer Kunden die Installation einer Wärmepumpe?

    Meukel: Den Aufwand, für die Wärmepumpe ein Loch durch die Außenwand zu machen, möchten viele, vor allem ältere Personen, nicht mehr betreiben. Dann sagen sie sich lieber: Ich beiße jetzt noch mal in den sauren Apfel und kaufe mir eine "normale" Heizung.

    Obwohl die Regierung Fördermittel für nicht-fossile Heizungen angekündigt hat?

    Meukel: Es ist ja noch gar nicht klar, was es an Förderung geben wird. An welchen Mehrkosten die Leute dann wirklich hängen bleiben? Das weiß aktuell niemand. Vielleicht kommt nächstes Jahr eine anständige Förderung. Dann hätten die Kunden mit einer Wärmepumpe zwar mehr Aufwand, bekämen ihn aber bezahlt.

    Das Funktionsprinzip der Wärmepumpe: Der Kältekreislauf der Wärmepumpe wirkt genauso wie in einem Kühlschrank und wird nur umgekehrt eingesetzt.
    Das Funktionsprinzip der Wärmepumpe: Der Kältekreislauf der Wärmepumpe wirkt genauso wie in einem Kühlschrank und wird nur umgekehrt eingesetzt. Foto: Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V.

    Können Sie eine Wärmepumpe denn für jedes Haus empfehlen?

    Meukel: Nein, eine Wärmepumpe passt nicht zu jedem Haus. Da geht es zum einen darum, wie viel Kilowatt Leistung benötigt werden, was stark vom Gebäude abhängt. Eine Wärmepumpe mit mehr Leistung kostet auch mehr Geld. Außerdem läuft eine Wärmepumpe am effizientesten mit Vorlauftemperaturen um die 40 Grad oder weniger. Einige Modelle schaffen inzwischen auch 70 oder 75 Grad. Aber dann erhalte ich aus einem Kilowatt Strom nicht mehr vier oder fünf Kilowatt Wärme, sondern nur noch zwei oder drei.

    Im Bestandsgebäude allein auf eine Wärmepumpe zu setzen, ist aus Ihrer Sicht nicht sinnvoll?

    Meukel: Genau. In einem Bestandsgebäude sind immer Zusatzmaßnahmen nötig. Ich sollte die Gebäudehülle dämmen und eventuell eine Decken-, Fußboden- oder Wandheizung installieren. Oder größere Heizkörper einbauen. Mittlerweile gibt es auch spezielle Wärmepumpen-Heizkörper, die mit niedrigen Temperaturen die nötige Leistung bringen.

    Welche Heizungsart schlagen Sie Sanierern statt einer reinen Wärmepumpen-Heizung vor?

    Meukel: Eine Lösung könnten Hybrid-Anlagen werden: Es wird eine kleine und nicht so teure Wärmepumpe installiert, die etwa ein Drittel der benötigten Leistung abdeckt. Dieses eine Drittel entspricht den geforderten 65 Prozent erneuerbarer Energie. In nicht so kalten Zeiten läuft die Wärmepumpe wunderbar. Für den Rest kann man zum Beispiel einen Gaskessel nutzen, der auch noch bei minus zehn Grad die hohe Temperatur für die Heizkörper liefert und das Wasser warm macht.

    Michael Meukel sieht Pelletheizungen (im Bild) als eine Alternative zu Wärmepumpen.
    Michael Meukel sieht Pelletheizungen (im Bild) als eine Alternative zu Wärmepumpen. Foto: René Ruprecht

    Manchem ist eine Wärmepumpe zu teuer. Welche Alternativen sehen Sie zum Heizen?

    Meukel: Pellets sind definitiv eine Alternative oder auch ein Heizkessel, der mit Hackschnitzeln oder Holzscheiten befüllt wird. Vor allem, weil wir hier viel Wald haben. Was immer mehr ausgebaut wird, sind auch die Nahwärmenetze. Ich denke, es wird in Zukunft einen Mix geben aus Nahwärmenetzen, Hybrid-Heizungen und reinen Wärmepumpen-Heizungen.

    Sehen Sie Wasserstoff auch als eine Lösung für die Heizung der Zukunft?

    Meukel: Wasserstoff wird sicher eine Rolle spielen. Die neuen Gaskessel sind alle schon wasserstofftauglich bis zu 25 Prozent. Das Problem ist aber: Wir haben keinen Wasserstoff, es ist schlicht keiner verfügbar. Das wurde von der Politik verschlafen. Es gibt schon vereinzelte PV-Anlagen, die grünen Wasserstoff herstellen und lagern können. Aber die sind für Otto Normalverbraucher einfach noch nicht finanzierbar.

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