Wichtige Weichen wurden in Bad Königshofen am Dienstagabend im Großen Kursaal der Franken-Therme gestellt: Rund 100 Gründungsmitglieder traten der "KÖNergie e.G." bei, einer Genossenschaft, die sich dem Ausbau der erneuerbaren Energien widmen wird. Mit der Wahl des Aufsichtsrats, der wiederum den Vorstand bestimmt, wurde eine handlungsfähige Struktur geschaffen.
Bürgermeister Thomas Helbling begrüßte rund 150 Interessenten und zeigte sich erfreut, dass die Bürgerinnen und Bürger aus Stadt und Umgebung die Energiewende mittragen und vorantreiben. Die Energie sei zu einer zentralen Frage dieser Zeit geworden, viele Energieträger seien jedoch endlich, kostenintensiv und schädigten die Umwelt.
Die Energiewende verlange große Anstrengungen und die Bündelung vieler Kräfte, Ideen und Gelder. Er wies auf das Nahwärmenetz in der Stadt hin und die große Photovoltaikanlege auf der Franken-Therme. Schon oft habe es Anfragen von auswärtigen Investoren gegeben, die Flächen für ihre Projekte suchen. Man wolle jedoch die Wertschöpfung in der Region behalten, so Helbling. Er wünschte der Genossenschaft einen guten Start.
Stadtrat von Bad Königshofen ergriff die Initiative
"Die Strukturen sind da, aber einer muss die Initiative ergreifen", sagte Mathias Klöffel von der Agrokraft. In diesem Fall war es der Stadtrat, der die Agrokraft mit der Entwicklung des Projekts PV-Freiflächenanlage beauftragte und bis zur Übernahme durch die Genossenschaft auch vorfinanzierte. Zunächst war ein Arbeitskreis gebildet worden, dessen harter Kern aus 15 Leuten plus Grundstückseigentümern bestand.
Im März 2022 fand die erste von insgesamt 13 Sitzungen statt, im September gab es eine Bürger-Informationsveranstaltung. Die Gründung der Genossenschaft ist nun der erste Schritt auf diesem Weg, der noch viele andere Projekte einschließen kann, machte Klöffel klar. Eine mögliche Flächenkulisse im Umkreis von sechs bis acht Kilometern bis zum nächsten Umspannwerk in Kleinbardorf wurde erarbeitet, wobei die Ausschlusskriterien (Bodenschätze, Wiesenweihe) zu beachten waren und möglichst Böden mit schlechter Bonität ausgesucht wurden.
Die Grundstückseigentümer wurden befragt und das mögliche Konzept vorgestellt. Erst am Vortag der Versammlung sei eine Einspeisezusage vom Bayernwerk für 45 MWp eingetroffen, berichtete Klöffel. Ob das bestehende Umspannwerk in Kleinbardorf erweitert werden kann oder ein eigenes Umspannwerk gebaut werden muss, wird noch geklärt. Bauzeit: zwei Jahre.
Neue Mitglieder können jederzeit dazu kommen
Andreas Bauer von der Agrokraft übernahm die Vorstellung der Genossenschaftssatzung und betonte, dass jederzeit noch weitere Mitglieder dazukommen könnten. Hier gibt es kein Limit, im Gegensatz zu einer finanziellen Beteiligung an einem konkreten Projekt, die begrenzt ist. Ein Genossenschaftsanteil kostet 100 Euro, dafür erhielt jedes Mitglied einen gelben Stimmzettel für die Wahlen. Unabhängig von der Anzahl der erworbenen Anteile gilt: ein Mitglied – eine Stimme. Es gibt keine Nachschusspflicht.
Auf den Namen KÖNergie und den Sitz im Rathaus hat sich der Arbeitskreis geeinigt, dagegen gab es keine Einwände. Nach dem Informationsteil, der wenige Fragen offenließ, wurde eine Pause eingelegt, damit die Leute, die sich erst einmal die Informationen anhören wollten, bevor sie beitreten, noch Gelegenheit zum Unterzeichnen bekamen.
So geht es nun weiter
Die Wahl des Aufsichtsrats ging nach der persönlichen Vorstellung der Kandidaten reibungslos über die Bühne. Gewählt wurden Harald Burger, Dominik Dümling, Thomas Helbling, Markus Helmerich, Jutta Jäger, Sabine Rhein und Hubertus Schneider. Bauer lobte die gute Mischung aus Jüngeren und Älteren, Frauen und Männern. Der Aufsichtsrat zog sich zurück und bestimmte mit Christoph Helfrich und Tobias Dümling zwei Vorstände, die Amtsdauer beträgt drei Jahre.

Wie geht es jetzt weiter? Das erste Projekt der Genossenschaft, die PV-Anlage, muss jetzt schnellstens auf den Weg gebracht werden. Ein biologisches Gutachten für zwei Flächen mit rund 37 Hektar bei Althausen und Merkershausen wurde schon in Auftrag gegeben. Die Stadt Bad Königshofen muss in ihrer nächsten Sitzung die Bauleitplanung freigeben, damit der Bebauungsplan aufgestellt werden kann, außerdem muss der Netzanschlussvertrag mit dem Bayernwerk unterzeichnet werden. Weitere Infos gibt es auf der Website der Stadt unter Stadt Bad Königshofen – Bürgerservice – Ver- und Entsorger.