Durch die Nachrichten eines geplanten Eigentümerwechsels des Kreiskrankenhauses erhielt die Jahresversammlung des CSA-Kreisverbandes besondere Brisanz. Ausschlaggebend dafür war die Anwesenheit von Landrat Thomas Habermann, der nach den Gründen für einen Verkauf befragt wurde.
Das Stichwort hatte Habermann selbst geliefert, als er über zukunftsorientierte Politik des Landkreises sprach. Zunächst fragte er sich, was Menschen von der Zukunft überhaupt erwarten und wo sie ihre Ziele sehen. Bald kam er zu dem Ergebnis, dass das Thema Gesundheit auf der Skala der Faktoren, die die Menschen als „Glück“ empfinden, ganz oben steht, materielle Wünsche folgen erst später. Gesundheit ist aber gerade unter dem Aspekt, welche Krankenhausstruktur zukunftsfähig ist, ein aktuelles Thema im Landkreis.
Georg Lierheimer und Regina Arens, Personalrätin der Kreisklinik, wollten Näheres dazu vom Landrat in Erfahrung bringen. Die Personalvertreterin berichtete von großer Unruhe in der Belegschaft, „520 Mitarbeiter haben Angst um ihren Arbeitsplatz“. Sie fürchtet, dass „es nur noch eine Gesundheitspolitik gibt, die die Dollar-Zeichen in den Augen hat“.
Der Landrat machte jedoch darauf aufmerksam, dass es keine Garantie für einen sicheren Arbeitsplatz gibt. Das gilt auch für ein öffentliches Haus. Die Entwicklung ziele auf die Ansiedlung großer zentraler Einrichtungen. Ein kleines Haus, wie das Bad Neustädter Krankenhaus, könnte dann Opfer einer viel stärkeren Konkurrenz werden. Es sei an der Zeit, die beiden Kliniken zusammenzuführen, um eine breit aufgestellte Einrichtung zu schaffen.
Eine große Sorge gelte auch der Möglichkeit eines Weiterverkaufs, nachdem das Kreiskrankenhaus geschluckt worden ist, fuhr die Arbeitnehmervertreterin fort. Mit größtem Unbehagen werde unter der Belegschaft die Möglichkeit diskutiert, dass sie sich eines Tages unter der Regie des „Helios-Konzerns“ wiederfinden könnte, bei dem das Personal nach ihrer Meinung unter übelsten Bedingungen arbeiten müsse. Habermann konnte diese Bedenken nicht ganz entkräften. Er forderte seine Zuhörer aber auf, Konzerne nicht pauschal zu verdammen, denn sie würden Großes für die deutsche Wirtschaft leisten. Seine Zuhörer forderten dagegen den Landrat auf, bei den Übernahmeverhandlungen Härte zu zeigen.
Ein Thema, bei dem Habermann viel Beifall erntete, waren seine Ausführungen zu der umstrittenen Sendung des Bayerischen Fernsehens über den Landkreis. Er berichtete dazu von einem Gespräch mit den Spitzen des Bayerischen Rundfunks, bei dem er einerseits die Sendung und vor allem die falschen Akzente der Berichterstattung bemängelt habe. In den Beiträgen werde stets nur die ländliche Kultur behandelt. Zu kurz komme in der allgemeinen Berichterstattung die wirtschaftliche Entwicklung, bei der der Landkreis gerade in den vergangenen Jahren große Erfolge aufweisen könne. Mit dem volkstümlich geprägten Angebot könne der Bayerische Rundfunk aber keine jungen Leute ansprechen. Aber Sendungen wie die, die im Landkreis so starke Reaktionen ausgelöst hat, „sind geschäftsschädigend“, habe er deutlich hervorgehoben.
Ähnlich sieht er Initiativen, die Bürgerbegehren gegen die Einrichtung von Asylbewerberheimen anzetteln. „Wie kann man sich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen stellen. Das geht einfach nicht.“ Ohne Orte zu benennen, zeigte er keinerlei Verständnis für derlei Aktivitäten, die außerdem ein schlechtes Außenbild erzeugen. Wenn solche, oft emotional und mit gegensätzlichen Positionen versehenen Themen auch noch in die Gemeindegremien getragen werden, entstehe ein ungesundes Klima. „Uneinigkeit im Gemeinderat führt jedoch dazu, dass sich Orte nicht entwickeln“.
Der Satz lieferte auch das Stichwort zu einem weiteren Aspekt zukünftiger Themen. Die Innenentwicklung in den Gemeinden werde ein Arbeitsfeld sein, das die Verantwortlichen vor große Herausforderungen stellt. Auf diesem Gebiet müssten vor allem Bürgermeister von kleineren Kommunen erhebliche Anstrengungen unternehmen, damit Orte nicht von innen heraus sterben.
Einen kurzen Bericht der Aktivitäten des Arbeitnehmerflügels der Kreis-CSU, lieferte CSA-Vorsitzender Konrad Tripp. Er erinnerte daran, dass er mit zwei neuen Stellvertretern ins neue Arbeitsjahr gegangen ist. Geprägt waren die Aktivitäten von den Wahlen. Höhepunkt war eine Podiumsdiskussion mit zahlreichen Schwergewichtigen aus Politik und Wirtschaft in Bad Königshofen. Ferner erinnerte er an eine Exkursion zur Maschinenbaufirma Schindler. Er bedauerte die Absage eines Besuchs von Staatsministerin Emilia Müller, er hoffe, dass sich die Visite nachholen lasse.
Nach dem Kassenbericht von Wolfgang Seifert nahm Tripp Ehrungen langjähriger Mitglieder vor. Auf 45 Jahre Treue zur CSA kommen Hermann Endres, Georg Lierheimer und Alois Heinisch. Vor 35 Jahre unterzeichneten Kurt Mauer, Helmut Ressel und Adolf Büttner die Beitrittserklärung. Fünf Jahre später folgten Fridolin Link, Emil Sebald und Johann Böhm. Hans Werner Abe und Günter Neunhöfer wurden vor 25 Jahren Mitglieder.