Lange wird der Rhönkauz nicht mehr die Rhön seine geliebte Heimat nennen, wenn es so weitergeht. Es gibt keinen Platz mehr für ihn und seinesgleichen. Und schuld ist der Mensch. Und um genau zu sein: Es sind die Rhöner Kinder und ihre umweltvernarrten Eltern.
Gerne zieht sich der Rhönkauz zurück in die Rhöner Wälder, wenn ihm das menschliche Tun und Trachten einmal zuwider ist. Und das ist oft der Fall bei diesem Menschengeschlecht.
Aber, wie gesagt, bald werden diese Zeiten vorbei sein. Denn die Rhöner Wälder sind kein ruhiger Ort mehr. Der natürliche Feind des Rhönkauzes soll nämlich wie Pilze aus dem Boden wachsen: der Waldkindergarten.
Alle wollen sie einen Waldkindergarten haben
Im Salzforst in Hohenroth gibt es ja schon einen. Schon meldet auch Unsleben Interesse, solch einen Waldkindergarten zu schaffen. Und ein paar Tage später heißt es nun auch aus Ostheim: "Wir wollen einen Waldkindergarten!"
Der Rhönkauz weiß ja nicht, was die Kinder dort Besonderes lernen können. Jedes durchschnittliche Rhöner Kind sitzt doch sowieso im Alter ab etwa vier Jahren hinten auf dem Traktor vom Opa und lernt unter lebensgefährlichen Bedingungen die Grundsätze des Balancierens auf ruppigen Waldwegen. Das Messen der Holzfeuchte, die Berechnung von Ster und Raummetern geht ihnen mit sieben Jahren bereits leicht von der Hand. Die wichtigsten Baumarten für ein knisterndes Winterfeuer haben die Kids sowieso schon drauf.
Warum nicht auch ein Wald-Krankenhaus?
Es soll Befürworter von Waldkindergärten geben, die die enorme Kostenersparnis hervorheben gegenüber gemauerten Kindergärten, die Millionen Euro verschlingen würden. Der Rhönkauz empfiehlt solchen Denkern, lieber über ein Waldkrankenhaus nachzusinnen. Schon in den Anfängen der Menschheit hat der Wald, haben zerstoßene Baumrinden oder der Saft aus alten Birken, ihren Beitrag zur Genesung der Menschen geleistet. Es geht also auch ohne börsennotierte Gesundheitskonzerne. Und wozu teure Schwimmstätten finanzieren, wenn man auch am kostenlosen und wassersparenden Waldbaden schon seine Freude haben kann?
Die Einsparmöglichkeiten sind wirklich enorm. Es gibt aber ein Problem: Für den Rhönkauz gibt es immer weniger Platz. Und das gilt auch für die anderen Bewohner des Waldes, die doch ihre Ruhe wollen. Allen voran der Neuling zwischen Salzforst und Hochrhön, der Wolf. Er wird aus seiner neuen Heimat vom Geplärre der Dreikäsehochs vertrieben. Findet er einen neuen Lebensraum auf den verwaisten Spielplätzen generalsanierter Innerorts-Kitas? Es wäre ein geeignetes Refugium für den Isegrim.
Wenn sich der Wolf in die Enge getrieben fühlt
Sollte sich der Wolf aber irgendwann zu sehr in die Enge getrieben fühlen, könnte die Waldpädagogik in eine unerwartete Richtung gehen: Kinder lernen, mit großen Ängsten umzugehen, was sie zu stabilen Persönlichkeiten macht. Oder aber es gibt einen Aufschwung in Sachen Sportlichkeit der jungen Generation: So schnell ist schon lange kein Kindergartenkind mehr ganz ohne Bus nachhause gerannt!