Die typisch deutschen Tugenden zählen in der konservativen Heimat noch etwas. Fleiß beispielsweise. Wer als Rentner (m/w/d) auf sich hält, räumt früh um fünf – also mitten in der Nacht - Schnee, auch wenn’s wenig zu räumen gibt. Interessanterweise wird die „Klugheit“, die man seit der Antike sogar zu den Kardinaltugenden rechnet, nicht so hoch geschätzt.
In der Heimat gilt „blöd“ traditionell mehr als „faul“, was zahlreiche Redensarten belegen. „Dummheit siegt“, zum Beispiel. Die Wahlergebnisse beweisen es. Der Grund dafür leuchtet ein: „Die Dumme hömm’s Glück.“ Praktiker zählen mehr als Theoretiker. Denn: „Blöd dörf mer sei, mer muss sich bloß zu hölfe wiss“. So tickt die Heimat.
Oft wird Blödheit sogar als Voraussetzung für spezielle Talente angesehen. „Dumm küsst gut“, lautet die jugendfreie Version einer uralten Bauern-„Weisheit“. Und wer hat die „größte Kartoffel“? Wer? Na also. Warum steht der Ureinwohner der Intelligenz so skeptisch gegenüber? Die Gründe dürften wohl in der Volksfrömmigkeit längst vergangener Zeiten liegen.
Im Gegensatz zur „Trägheit“ stellt die „Dummheit“ für Katholiken keine Todsünde dar. Im Gegenteil. „Selig die armen im Geiste“, heißt es in der Bergpredigt. Und sehen sich Bischöfe nicht bis heute als die Hirten von „Schäfchen“? In Fabeln verkörpert der Fuchs Schläue. Das Rhönschaf nicht. Määh! In einem solchen Umfeld vermag nur das Licht der Aufklärung die schwarze Finsternis zu erleuchten.
Gott sei Dank verfügt Bayern über das beste Bildungssystem der Welt. Dumme Schüler gibt es nicht mehr. Dafür viele verhaltensauffällige „Hochbegabte“. Schon vor der digitalen Mobilmachung jagte eine Schulreform die nächste. Denken Sie an das schon wieder abgeschaffte „G8“ oder an „Schreiben nach Gehör“, jene geniale Lehrmethode, die man mittlerweile verboten hat. „Schüla schraibä Wiese Wolle“. Alles Riesenerfolge!
Die Hauptschule wurde durch schlichte Umbenennung in „Mittelschule“ kostenneutral aufgemotzt. Dafür verdienen die meist weiblichen Lehrkräfte an Grundschulen trotz Lehrermangel immer noch viel weniger als ihre Kollegen an „höheren Anstalten“. Und das, obwohl die ersten Klassen die wichtigsten sind. Die gleichen Politiker, die vor Handwerksmeistern die Bedeutung beruflicher Bildung preisen, messen ihren Erfolg vor der Kultusministerkonferenz an der Abiturientenquote. Moderne Heli-Eltern greifen das auf.
Er, sie, es (das Kind) muss doch „wenigstens“ Abitur machen! Masse statt Klasse. Obwohl sich in Bayern in den letzten zehn Jahren die Zahl der 1,0-Abiture verdreifacht hat, klagen Hochschullehrer über die mangelnde Studierfähigkeit vieler Gymnasiasten. Schein und Sein. Auch Ausbildungsbetriebe behaupten, mit ihren „Stiften“ sei immer weniger los.
Jedes dritte Studium wird abgebrochen, jede vierte Lehre hingeschmissen. Droht uns am Ende digitale Demenz? In der Hand das Smartphone und im Kopf die Steinzeit. Wie kann es sonst sein, dass im 21. Jahrhundert 400 Menschen durch die Straßen unseres schönen Industriestädtchens „spazieren“, die allen Ernstes an „tausende von Impftoten“ glauben und die in der Corona-Impfung das Werk finsterer Mächte sehen, die uns über „Mikrochips“ manipulieren?
Wie kann es sein, dass sich in den USA eine Gruppe formiert, die sich „QAnon“ nennt, Impfungen ablehnt und behauptet, dass eine einflussreiche Elite weltweit Kinder missbraucht, um aus ihrem Blut ein „Verjüngungsserum“ zu brauen? Wie blöd kann der Mensch sein? Albert Einstein wusste es. „Es gibt zwei Dinge, die unendlich groß sind: die menschliche Dummheit und das Universum. Von Letzterem weiß man es allerdings nicht genau.“ Unsere letzte Hoffnung: Künstliche Intelligenz (KI). Man muss sich das vorstellen.