Für Grabungsleiterin Dr. Petra Wolters gilt es in den kommenden Woche über vieles nachzudenken. Die Funde und Erkenntnisse der diesjährigen Grabungen auf dem Veitsberg zwischen der Stadt, Salz und Hohenroth führten zu mehr Fragen als zu Erkenntnissen. Vier Wochen lang wurde auf dem Veitsberg mit Unterstützung von Studentinnen und Studenten der Universität Jena gegraben und sogar ein ganzes Mauerfragment freigelegt. Welchem baulichen Zweck die nach rund 1000 Jahren wieder ans Tageslicht beförderten Mauerreste aber dienten, können die Archäologen derzeit noch gar nicht beantworten.
"Da muss ich erst mal eine ganze Weile drüber nachdenken", sagte Petra Wolters bei der Abschlusspräsentation der Grabungskampagne. Im vergangenen Jahr hatten die Archäologen noch die vermeintlichen Reste einer Kapelle freigelegt, eingebettet in Mauerreste die auf dem Foto der Form eines Teddybären ähnelten. Diesem "Teddybären" wollte Petra Wolters in diesem Sommer einige Rätsel entlocken, doch der zeigte sich hartnäckig schweigsam und macht es den Wissenschaftlern nun alles andere als einfach, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Nachnutzung nach dem Jahr 1000
Fest steht auf jeden Fall, dass die aktuell freigelegten Mauerfragmente nicht zur karolingischen und nicht zur ottonischen Kaiserpfalz gehören, sondern jüngeren Datums sind. Sie müssen also zu einer Zeit entstanden sein, in der die Pfalz längst anderweitig genutzt und später zurückgebaut wurde. "Wir wissen jetzt zumindest, dass es eine Nachnutzung nach dem Jahr 1000 gab", sagte Petra Wolters. Obendrein waren die Mauern mit Holzpfosten versehen, was ebenfalls den Schluss zulässt, dass es sich hierbei um zwar mittelalterliche Mauern, keinesfalls jedoch um Mauern aus der Zeit Karls des Großen handelt.

Neben den Mauerresten haben die Archäologen natürlich auch viele kleinere Funde gemacht. Zahlreiche Knochen von (gegessenen) Tieren ebenso wie Nägel. Bedeutsam ist hierbei aber lediglich ein vergoldeter Teil wohl einer Schuhschnalle. Dem Fragment sollen jetzt im Labor seine Geheimnisse entlockt werden.
Viel Arbeit in den Schreibstuben
Auf Petra Wolters und ihr Team wartet nun viel Arbeit in den Schreibstuben, um die notwendigen Schlüsse aus der diesjährigen Grabung zu ziehen. Das wird etliche Monate in Anspruch nehmen. Im Oktober sollen noch geoelektrische Messungen rund um die jetzigen Grabungen vorgenommen werden, um weitere Mauerreste im Boden zu lokalisieren.

Für Professor Dr. Ettel von der Universität Jena muss die Arbeit auf dem Veitsberg aber auf jeden Fall weitergehen. Aber nicht im kommenden Jahr. Dann soll in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege zunächst an anderen Orten im Neustädter Becken nach Spuren der karolingischen Vergangenheit geforscht werden.
Wo, steht noch nicht fest. Erst im Jahre 2024 soll erneut auf dem Veitsberg gegraben werden. Die Stadt Bad Neustadt und die Anrainerkommunen Salz und Hohenroth wollen die Forschungsarbeiten weiterhin unterstützen. Auch wenn, wie es Peter Ettel formulierte, Karl der Große noch ein Jahr warten muss.