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Großmutters Irrtum

Bad Königshofen

Großmutters Irrtum

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    Immer wenn sie sich nicht so ganz wohl fühlte, sagte Großmutter gerne, es sei ihr ein wenig blümerant zumute. Obwohl keiner von uns so recht wusste, was dieses ominöse Wort bedeutete, kapierten alle rasch, dass es einfach besser war, die alte Dame in diesem Fall in Ruhe zu lassen und sie nicht mit irgendwelchen Anliegen zu belästigen, denn wenn ihr blümerant zumute war, dann wussten wir, kränkelte sie.

    Das Wort in dieser Bedeutung ist mir viele Jahre lang nicht mehr begegnet, ich habe es auch selbst nicht vermisst oder gar verwendet, bis es vor Kurzem plötzlich in der Liste der bedrohten deutschen Wörtern auftauchte. Das Wort hatte es dort immerhin auf den zweiten Platz geschafft – hinter dem Kleinod und noch vor dem Dreikäsehoch.

    Blümerant, da war er wieder dieser merkwürdige Ausdruck, auch wenn ich dunkel in Erinnerung hatte, dass Großmutter eher von plümerant als blümerant sprach. Ich war neugierig geworden und machte mich auf die Suche nach der Herkunft des Wortes. Meinten plümerant und blümerant dasselbe oder gab es irgendwelche Unterschiede?

    Inzwischen weiß ich, dass das schöne und gefährdete Wort seine Wurzeln in der französischen Sprache hat. Bleu-mourant, eigentlich sterbend blau, bezeichnet den ungesunden Farbton des blassen Blaus, der gerne das Gesicht überzieht, wenn man sich „neben der Kappe“ fühlt, sei es weil man sich den Magen verdorben hat, mal einfach schlecht geschlafen hat oder einem das Wetter zusetzt.

    Mir ist so blümerant, ein treffender Ausdruck, der den Zustand des Unwohlseins besser als alle anderen beschreibt und dabei nichts mit Blümchen zu tun hat, sondern mit der Farbe blau.

    Die Variante plümerant dagegen klingt zwar interessant, doch leider muss ich zugeben, dass Großmutter sich irrte, auch wenn sie plümerant sagte, war ihr wohl blümerant zumute.

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