Fasching ohne die Uhstemer Fosenöchter (UFOs) kann man sich in Ostheim gar nicht mehr vorstellen. Erfreulicherweise muss das auch niemand. Nach der Pandemie ist der rund 250 Mitglieder starke Verein zurück auf der närrischen Bühne – und präsentierte sich dort mit einer geballten Ladung krimineller Energie. Ja, Vorsicht war geboten, denn unter dem Motto "Großstadt-Dschungel" ging es nicht immer jugendfrei zu.
Wo sind all die Indianer hin? Darf man den Begriff Indianer überhaupt noch in den Mund nehmen? Ostheims Bürgermeister Steffen Malzer pfiff auf solche Debatten. Das vorübergehend entmachtete Stadtoberhaupt kam als "Häuptling schwarze Socke" und war inmitten seiner Stellvertreterinnen Karina Werner und Jasmin Reuter der Hahn im Korb. Später gesellten sich seitens der Midi-Garde weitere Gleichgesinnte dazu.

Von der Garde flankiert zogen die Prinzenpaare ein. Derer gibt es in Uhste zwei. Unter frenetischem Jubel wurden Prinzessin Kristina II. und Gemahl Ingo I. (Fischer) sowie ihre kleinen Pendants Prinzessin Amelie und Prinz Samuel willkommen geheißen. Deren Schlachtruf "Die Metropole bebt heut' Nacht, wir feiern ohne Pause" durfte wörtlich genommen werden. Doch achteinhalb Stunden Programm – wie von Moderator Frank Fetzer angekündigt – schafften selbst die feierfreudigen UFOs nicht.
Martina Schmitt und Eva Böhm blickten musikalisch auf die Corona-Zeit zurück. Sie befanden, für "Made in China" war das Virus extrem langlebig. Beim Song "Da hat sich in den vergangenen Jahren viel getan" hielt das Duo dem Publikum augenzwinkernd den Spiegel vor. Denunziantentum und Internetkäufe stießen auf Kritik. Wenn Geschäfte und Kneipen schließen müssen, dürfe man wenigstens stolz auf die beste Brauerei Deutschlands sein, gaben sie sich schließlich versöhnlich. Alles nur halb so schlimm.

Halb so schlimm? Von wegen! Mirko Seifert, der selbsternannte "Aktive Klima-Kleber" fand jede Menge Gründe zur Aufregung. Mürrisch macht er klar, was er vom Fasching hält ("Auf einen Schlag sind alle dämlich!"). Da die Macht der Doofen zu stark ist, blieb ihm nur, bis Aschermittwoch durchzuhalten. Durchhalten musste übrigens auch Kollege Frank Fetzer, dessen bessere Hälfte ihren Göttergatten mit spitzfindigen Wortklaubereien schier in den Wahnsinn trieb.
Es blieb keine Zeit für schlechte Laune, da die Minigarde zum "Großeinsatz in Uhste" blies. Schnell schmolzen alle Herzen dahin. Eltern und Großeltern des Nachwuchses waren ebenso Feuer und Flamme wie der Rest des Publikums. Großes Kompliment an die Trainerinnen Diana Hofmann-Zehner und Daniela Hahn. Sicher wäre es einfacher gewesen, einen Sack Flöhe zu hüten, als diesen zuckersüßen Rabauken eine solche Choreografie beizubringen.

Nach der Pause ging es ebenso heiß weiter. "Black Beddi" (Bettina Graumann) schwang gefährlich ihre Peitsche und drohte sogleich dem Techniker nach mehrfachen Mikrofonausfällen Hiebe an. Der Begriff schlagfertig war demnach wörtlich zu nehmen. Beddis Mission: Zucht und Ordnung in den Saal bringen. Für 300 Euro pro Stunde wäre sie zu Einigem bereit gewesen. Einen Tipp, wie die Stadtkasse aufgebessert werden könnte, gab es dafür kostenlos: "Wir übernehmen Stockheim!"
Andrea Petritz und Christina Braungardt alias Anna und Berta kämpften beim Beauty-Nachmittag mit den Tücken der Technik. Schnell war klar, dass sie längst noch nicht jenseits von Gut und Böse sind. Ob die Singlebörse im Internet zum Erfolg führte, blieb offen. Auf jeden Fall brachte ihnen der hochkarätige Auftritt in sexy Tigerschürzen kräftigen Beifall und rote Rosen nebst Küsschen vom Häuptling ein.

Höhepunkt des Abends war die sehnlichst erwartete Hitparade. Hier gaben sich Superstars wie Queen-Frontmann Freddie Mercury, Tina Turner und Abba ein Stelldichein. "We are the Champions" und "Simply the Best" standen synonymisch für ein abwechslungsreiches, frech-frivoles Programm.
Um diesem zweifelhaften Ruf bis zum Ende gerecht zu werden, erschien die Männergarde als "Drag-Queens und Zuhälter". Gegen Mitternacht machte der umstrittene Ballermann-Hit "Layla" das Kraut ohnehin nicht mehr fett.