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Bad Neustadt: Helmut Vorndran: Wie viel Autobiographie steckt im neuen Krimi?

Bad Neustadt

Helmut Vorndran: Wie viel Autobiographie steckt im neuen Krimi?

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    Kabarettist und Krimi-Autor Helmut Vorndran auf seinem Grundstück in Rattelsdorf. Am Donnerstag kommt er in seine Heimatstadt Bad Neustadt zu einer Lesung aus seinem neuen Buch "Natternsteine".
    Kabarettist und Krimi-Autor Helmut Vorndran auf seinem Grundstück in Rattelsdorf. Am Donnerstag kommt er in seine Heimatstadt Bad Neustadt zu einer Lesung aus seinem neuen Buch "Natternsteine". Foto: René Ruprecht

    Preisfrage: Was haben Egenhausen, Brendlorenzen und der Kemnitzenstein bei Lichtenfels gemeinsam? Antwort: Auf den ersten Blick nichts! Wer aber ein Freund von Helmut Vorndrans Krimi-Skurrilitäten ist, dürfte allerspätestens auf Seite 172 seines neuen Buches "Natternsteine", den letzten Hinweis gefunden haben, dass da wieder sehr viel Autobiografisches des in Brendlorenzen geborenen Autors steckt: 

    "Martin war tot, umgebracht von dem dunklen Schatten aus ihrer Vergangenheit, den sie aus ihrem Bewusstsein verbannt hatte. Nun war alles wieder da. Die Angst, die Panik, all die entsetzlichen Dämonen. Er hatte sie gefunden!"

    Doch gemach. Blicken wir auf den Anfang dieses unterhaltsamen Franken-Krimis, es ist immerhin der elfte Fall für die Haderlein-Ermittlertruppe. Zwei Tote auf einen Schlag am Kletterfelsen Kemnitzenstein, der zweithöchsten Erhebung im Landkreis Lichtenfels. Kurz danach ein toter Corona-Impfgegner in Bamberg samt einem tödlichen Autounfall bei Breitengüßbach. Da sollte sich der geneigte Vorndran-Fan wieder eine Landkarte zur Lektüre zur Seite legen.  

    Pressack, das neue Ermittlerschwein aus dem Riemenschneider-Wurf

    Auch das seit dem Makarov-Puzzle angewachsene Ermittler-Team braucht höchste Aufmerksamkeit an den verschiedensten Brennpunkten. Denn das berühmte "Schnüffler"-Ferkel Riemenschneider kann sich so langsam auf die Pension mit Honeypennys Honigbroten vorbereiten. Pressack, ein aufgewecktes Nachwuchs-Schweinderl aus ihrem Wurf, übernimmt. Und versucht mit Lagerfeld, der normalerweise Bernd Schmitt heißt, Licht in die verschiedenen Dunkelheiten dieses irrwitzigen Falles zu bringen. Schließlich müssen drei mysteriöse Morde geklärt werden. Und die baumeln für den Leser nicht immer an einem Handlungsstrang.    

    Zumindest anfangs nicht. Denn wer aufmerksam wie Kommissar Haderlein die Vorndranschen Tempowechsel und Zeitsprünge genau verfolgt, miteinander verbindet und versucht, sie auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, der wartet sehnlichst Seite für Seite auf die Erlösung. 

    Ex-Kripomann Gütling spinnt die Fäden zusammen

    Die kommt - als leichte Ahnung - so ungefähr kurz nach der Mitte des Buches. Der pensionierte Schweinfurter Kriminalhauptkommissar Klaus Gütling kramt die Verbindungen zwischen Egenhausen und Brendlorenzen hervor. Sie vereinen sich in Amelie Imhof. Eine junge Frau, die nicht mehr fähig ist, tiefe Beziehungen mit Männern, so gut sie auch immer zu ihr sind, einzugehen. 

    Doch Autor Vorndran spannt seine Leser weiter auf die Folter. Bringt ganz aktuelle Geschehnisse der Corona-Krise, der Verschwörungsmythiker und der biotechnologischen Forschung äußerst unterhaltsam unters Volk, lässt Tiger-Stechmücken die leidige Krankheit "Genitalherpes" in Bamberg ausrotten. Man grinst, lacht und fragt sich: "Was bringt jetzt den Fall weiter?" 

    Gewollte Seitenhiebe auf Corona-Leugner

    "Nichts von alldem", sagt Autor Helmut Vorndran. "Ich hab' das Buch im Lockdown der Pandemie geschrieben. Es war ein großes Bedürfnis für mich, diese Corona-Leugner und Aluhutträger mit ihren Denkweisen aus meiner Sicht darzustellen!" Erst als das Priesterseminar in Würzburg auf der Krimi-Landkarte ertastet wird, kommt plötzlich die ersehnte Wendung in diesem spannenden, sich über Jahre hinziehenden Mehrfach-Fall. 

    "Bilderfetzen ihrer gemeinsamen Zukunft irrlichterten an ihrem inneren Auge vorbei. Bilder von heimlichen Treffen, von Einsamkeit, Kinderlosigkeit und öffentlichem Getuschel. So liefen solche Beziehungen doch ab."

    Helmut Vorndrans elfter Franken-Krimi, der Titel wie immer in der alphabetischen Reihung: Natternsteine!
    Helmut Vorndrans elfter Franken-Krimi, der Titel wie immer in der alphabetischen Reihung: Natternsteine! Foto: Michael Nöth

    An diesem Punkt muss man als Leser der ersten Versuchung widerstehen, schnell noch mal zurückzublättern. Alle bisherigen 269 Seiten noch einmal zu lesen mit diesem Kenntnisstand. Aber die Neugierde siegt, die weiteren Seiten werden verschlungen. Wie geht das tragische Geschehen um Amelies Freunde weiter? Wer war der ominöse Unbekannte, dessen Blutspur unausweichlich mit Amelies Lebensweg verbunden war? Das Ende versöhnt. Irgendwie. Trotz der Grausamkeiten. Und man erfährt, was es mit den Natternsteine auf sich hat, die Pressack bei den Ermordeten gefunden hat.

    Vorndrans Hang zum Absurden verlangt nach dem Titel mit O!

    Vorndran hat es zum elften Mal geschafft, den Leser zu fesseln, zu unterhalten, durch die Untiefen der Zeiten, Tatorte und politischen Gegebenheiten zu lotsen. Mit seinem unwiderstehlichen Hang zum Absurden. Und mit seinen autobiografischen Streifzügen: Egenhausen ist der Geburtsort seiner Mutter, mit seinem Opa streifte er durch den dortigen Steinbruch; in Brendlorenzen am Langen Hans hat er seine Kindheit verbracht. Man kann sich schon auf den zwölften Krimi freuen. Sicher ist: Der Titel beginnt mit O. 

    Die Natternsteine-Lesung mit Helmut Vorndran am Donnerstag, 30. September, um 19 Uhr im großen Saal des Gemeindehauses Mariä Himmelfahrt in Bad Neustadt ist ausverkauft. Die Plätze sind nummeriert und mit Adresse hinterlegt. Der Impfnachweis muss vorgezeigt werden. Einlass ist ab 18 Uhr möglich.

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