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Herbstadt: Hightech in Herbstadt: So wird in der BioRest-Anlage aus Essensresten Energie gewonnen und Dünger hergestellt

Herbstadt

Hightech in Herbstadt: So wird in der BioRest-Anlage aus Essensresten Energie gewonnen und Dünger hergestellt

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    BioRest-Geschäftsführer Matthias Klöffel: "Die BioRest-Anlage ist ein Vorzeigemodell der Kreislaufwirtschaft."
    BioRest-Geschäftsführer Matthias Klöffel: "Die BioRest-Anlage ist ein Vorzeigemodell der Kreislaufwirtschaft." Foto: Markus Büttner

    Am äußersten Zipfel des Grabfelds, am Waldrand kurz vor der Thüringischen Grenze, versteckt sich zwischen Herbstadt und Breitensee, in der Nähe der Müll-Umladestation des Landkreises, die BioRest, eine der modernsten Bioabfall-Biogasanlagen Deutschlands. Seit 2021 werden dort aus rund 18.000 Tonnen Speise- und Lebensmittelabfällen sechs Megawatt Öko-Strom produziert.

    In Matthias Klöffels Brust schlagen zwei Herzen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Denn zum einen ist der Großbardorfer leidenschaftlicher Landwirt und Kreisobmann des Bauernverbandes Rhön-Grabfeld. Er baut Getreide an, pflegt seine Felder und freut sich über jedes geerntete Korn und jede Sonnenblume. Lebensmittel, welche nicht genutzt, weggeschmissen oder entsorgt werden müssen, tun ihm in der Seele weh. Schließlich weiß er als Bauer ganz genau, wie viel Arbeit dahintersteckt.

    In der Entpackungsanlage wird die angelieferte Ware von der Verpackung getrennt. 
    In der Entpackungsanlage wird die angelieferte Ware von der Verpackung getrennt.  Foto: Markus Büttner

    Was wird in der BioRest-Anlage entsorgt?

    Zum anderen nutzt Klöffel, als Geschäftsführer der BioRest-Anlage, die Lebensmittel, die nicht in den Mägen, sondern in den Mülltonnen landen. 2021 wurde die Anlage, die zu den modernsten Bioabfall-Biogasanlage Deutschlands zählt, in Betrieb genommen. Seitdem werden 50 Tonnen mit acht LKW-Ladungen pro Tag aus einem Umkreis von 100 Kilometern, nach Herbstadt geliefert.

    Das sind Küchenabfälle und Speisereste aus Gastronomie, Pflegeheimen und Krankenhäusern, Kantinen und Hotelküchen, aber auch Produktionsabfälle und Reststoffe, die bei den verschiedensten Lebensmittelherstellungen – zum Beispiel in Molkereien - anfallen. Etwa Waschwässer, Fettabscheidungen oder Rückstände, die nicht für den Verzehr geeignet sind.

    Nach dem Entpacken wird die Ware zerkleinert, kommt in den großen Zwischenspeicher und geht direkt in die eigene Biogasanlage, wo Bakterien das Material zersetzen.
    Nach dem Entpacken wird die Ware zerkleinert, kommt in den großen Zwischenspeicher und geht direkt in die eigene Biogasanlage, wo Bakterien das Material zersetzen. Foto: Markus Bütnner

    Dazu kommen noch Produkte und Waren, die aus verschiedenen Gründen nicht oder nicht mehr verkauft werden dürfen. Weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist oder die gesetzlich vorgeschriebene Kühlkette unterbrochen wurde. Wenn in einem Supermarkt, in einem großen Zwischenlager oder bei der Produktion der Strom und die Kühlräume ausfallen, dann müssen diese Lebensmittel umgehend entsorgt werden. Sie dürfen laut Gesetz nicht mehr auf den Markt gebracht werden. Ebenso, wenn durch Produktionsunfälle, durch Scherben oder lockere Schrauben, die Sicherheit der Lebensmittel nicht mehr gewährleistet ist.

    "Jede Ladung Brot oder Käse tut mir im Herzen weh."

    Geschäftsführer Matthias Klöffel über die angelieferte Ware

    "Wir haben in Deutschland ein strenges Lebensmittelgesetz, und das ist auch gut so. Wenn dann aber palettenweise Brot oder tausende Kilo Joghurt angeliefert werden, tut der Anblick schon manchmal weh. Gerade wenn man weiß, dass aus dem Getreide, welches wir mit viel Liebe und Herzblut anbauen, Mehl und Brot hergestellt wird, dann gehen wir in unsere Konsumgesellschaft schon manchmal zu leichtfertig damit um. Jede Ladung Brot oder Käse tut mir im Herzen weh."

    Es sei auch ein Produkt der Überflussgesellschaft, dass selbst am Abend die Frischeregale noch voll sein müssen und immer alles verfügbar sein muss. "Der verrückteste Anblick waren bisher 800 Paletten, knapp zwei Millionen Dosen, von einem Energydrink, der nicht mehr in den Verkauf ging."

    Nach der Hygienisierung - eine Stunde bei 70 Grad Erhitzung - wird das übrige Gärsubstrat als Dünger auf die umliegenden Äcker und Felder ausgebracht.
    Nach der Hygienisierung - eine Stunde bei 70 Grad Erhitzung - wird das übrige Gärsubstrat als Dünger auf die umliegenden Äcker und Felder ausgebracht. Foto: Markus Büttner

    Wie wird aus Bioabfällen Strom oder Dünger?

    Klöffel ist froh, dass aus dem Material regionaler Öko-Strom und Dünger produziert werden kann. Und das funktioniert so: Beispielsweise altes, abgelaufenes, eingeschweißtes Baguette wird auf Paletten angeliefert und in der Entpackungsanlage schonend von der Verpackung getrennt. Dort wird es zerkleinert, kommt in den großen Zwischenspeicher und geht direkt in die eigene Biogasanlage, wo Bakterien das Material zersetzen.

    Dabei entsteht Methan, aus welchem Strom produziert und in das Netz eingespeist wird. Die Gärsubstrate bleiben als hochwertiger und zertifizierter Flüssigdünger, ähnlich wie Gülle, übrig und werden nach der Hygienisierung – eine Stunde bei 70 Grad Erhitzung – auf die umliegenden Äcker und Felder ausgebracht. Der letzte Rest, ein kleiner Haufen abgesondertes Mikroplastik, wird separiert und in die Müllverbrennungsanlage gebracht.

    "Wir produzieren so viel Öko-Strom, um 1300 Vierpersonen-Haushalte das ganze Jahr zu versorgen."

    Matthias Klöffel über die Leistungsfähigkeit der Anlage

    "Die BioRest-Anlage ist ein Vorzeigemodell der Kreislaufwirtschaft. Wir verwerten biogene Abfälle und produzieren so viel Öko-Strom, um 1300 Vierpersonen-Haushalte das ganze Jahr zu versorgen. Als wertvolles Nebenprodukt entsteht dazu noch Qualitätsdünger, der direkt wieder in der Region eingesetzt wird. Die enthaltenen Nährstoffe können dort synthetischen Mineraldünger ersetzen. So schließt sich der Kreis."

    Der letzte Rest, ein kleiner Haufen abgesondertes Mikroplastik, wird separiert und in die Müllverbrennungsanlage gebracht.
    Der letzte Rest, ein kleiner Haufen abgesondertes Mikroplastik, wird separiert und in die Müllverbrennungsanlage gebracht. Foto: Markus Büttner

    Bioabfälle aus der Braunen Tonne waren verunreinigt

    Eigentlich war zu Beginn noch angedacht, dass die Inhalte der Braunen Tonne gesammelt nach Herbstadt geliefert werden und dort ebenfalls genutzt würden. Jedoch fanden sich darin zu viele Fremdgegenstände, welche die Entpackungsanlage und die Maschinen blockierten und schädigten. "Viele Dinge, die eigentlich auf den Grünabfallplatz oder in den Restmüll gehören, haben uns immer wieder Probleme bereitet. Dicke Wurzeln oder Turnschuhe haben in der braunen Tonne einfach nichts verloren."

    20 Gemeinden aus dem Landkreis, 75 landwirtschaftliche Betriebe sowie private Investoren sind an der BioRest beteiligt. Fünf Personen sind dort beschäftigt.

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