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Gollmuthhausen: Hilfstransport aus Rhön-Grabfeld in Richtung Ukraine: Überall war Militär unterwegs

Gollmuthhausen

Hilfstransport aus Rhön-Grabfeld in Richtung Ukraine: Überall war Militär unterwegs

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    Auf dem Rückweg waren Mütter und Kinder aus der Ukraine an Bord. Tomac und Nataliya haben ganz offensichtlich rasch Vertrauen zu Stefan Härter gefasst.
    Auf dem Rückweg waren Mütter und Kinder aus der Ukraine an Bord. Tomac und Nataliya haben ganz offensichtlich rasch Vertrauen zu Stefan Härter gefasst. Foto: Stefan Härter

    Eine unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft löste die Ukraine-Hilfsaktion von Stefan Härter und seiner Partnerin Dominika Grebner aus. 29 Transporter, Kleinbusse und ein Lastwagen hatten sich vergangene Woche mit knapp 50 Tonnen Hilfsgütern von Gollmuthhausen auf den Weg nach Polen und in die Nähe der ukrainischen Grenze gemacht. Auf dem Rückweg nahm er 16 Flüchtlinge mit. Wir fragten Stefan Härter nach seinen Erlebnissen und Eindrücken.

    Frage:  Sind alle wieder gesund heimgekehrt?

    Stefan Härter:  Alles ist gut gegangen, alle kehrten gesund zurück. Nur ein Fahrzeug hatte einen Schaden. Ein später folgender weiterer Hilfstransport aus Sulzdorf brachte aber das Ersatzteil mit, so dass das Fahrzeug relativ schnell wieder flott gemacht werden konnte.

    Auch in Polen war die Hilfsbereitschaft riesengroß, stellte Stefan Härter fest.
    Auch in Polen war die Hilfsbereitschaft riesengroß, stellte Stefan Härter fest. Foto: Stefan Härter

    Wie war die Stimmungslage unterwegs, worüber haben Sie sich am meisten Gedanken gemacht?

    Härter: Beim Verpacken hat man sich gefragt, ob das Material auch das richtige ist, tatsächlich benötigt wird und an die vorgesehene Stelle gelangt. Es hatte sich zum Beispiel herausgestellt, dass keine Kleidung benötigt wird. Erst beim Start ist dann die Spannung gewichen, dann hat man sich aber Gedanken gemacht, ob es Schwierigkeiten an der Grenze gibt, ob genügend Tankstellen vorhanden sind, ob Maut bezahlt werden muss und wie wohl die Sicherheitslage vor Ort ist.

    Sind Sie problemlos durchgekommen?

    Härter: Es hat alles prima geklappt, die polnische Grenze konnte direkt passiert werden, auf eine Maut verzichteten die polnischen Behörden. Aber die Kriegsauswirkungen waren schon zu spüren, überall war Militär unterwegs, Panzer begegnete man ständig. Es war sehr beklemmend.

    Auf dem Weg in die Sicherheit.
    Auf dem Weg in die Sicherheit. Foto: Stefan Härter

    Als Sie angekommen sind, wie waren die ersten Eindrücke?

    Härter: Wir waren überrascht, wie gut alles organisiert war. Dank zahlreicher Helfer vor Ort und anderen Hilfsorganisationen war die Verteilung perfekt vorbereitet. Da die Pakete vorsortiert und in Polnisch und Ukrainisch beschriftet waren, konnte teilweise direkt in wartende Lastwagen umgeladen werden, die gleich weiter in das Kriegsgebiet fuhren. Erschüttert waren wir, dass sie vielfach von Frauen gelenkt wurden, die gar keinen Führerschein dafür besaßen. Es ging wohl nicht anders, weil die Männer an der Front sind.

    Wie sind Sie empfangen worden?

    Härter: Dadurch, dass meine Partnerin aus Polen stammt, gab es keine Sprachbarrieren. So konnten wir schon im Vorfeld vor der Abfahrt viele Dinge klären und wussten genau, wo wir unsere Ladungen abliefern konnten. Daher wurden wir auch schon erwartet und herzlich begrüßt.

    Bestens vorbereitet waren die Empfänger in Polen.
    Bestens vorbereitet waren die Empfänger in Polen. Foto: Stefan Härter

    Wie lange waren sie vor Ort und was haben sie dort gemacht und gesehen? Konntet ihr schon mit Flüchtlingen sprechen?

    Härter: Wir sind am Samstagnachmittag angekommen und haben sofort mit dem Entladen begonnen. Zwischendurch wurde mit Hilfe meiner Partnerin besprochen, welche Flüchtlinge mitkommen. Abends ging es ins Hotel und am Sonntagmorgen wieder zurück.

    Auf der Rückfahrt hatten sie dann Flüchtlinge dabei. Wie ging es ihnen, welchen Eindruck machten sie?

    Härter: Wir hatten zunächst 21 Flüchtlinge dabei, fünf blieben auf eigenen Wunsch bei befreundeten Familien in Polen, 16 lieferten wir bei Familien in Münnerstadt und Bad Kissingen ab. Die Flüchtlinge waren alle verstört und körperlich wie seelisch am Ende. Sie hatten eine zweitägige Odyssee hinter sich, waren teilweise beim Transport beschossen worden und kamen aus zerbombten Städten. Eine Frau zeigte uns ein Foto von ihrem zerstörten Haus in der stark umkämpften Millionen-Stadt Charkiw. Die erste Begegnung hat uns alle emotional tief bewegt. Manch einer von uns konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Erst als die Flüchtlinge realisierten, dass sie jetzt in Sicherheit und auf direktem Weg zu ihrer Unterkunft sind, fiel die Anspannung von allen etwas ab. Die Flüchtlinge haben schließlich die gesamte Rückfahrt geschlafen.

    Dank einer Packliste war die Verteilung später kein Problem.
    Dank einer Packliste war die Verteilung später kein Problem. Foto: Stefan Härter

    Wollen Sie noch einmal eine Aktion durchführen?

    Härter: Nächste Woche geht noch einmal ein kleiner Transport ab, bei dem auch wieder Flüchtlinge abgeholt werden. Langsam scheint die gesamte Hilfsmaschinerie anzulaufen, man sieht sogar, dass die Packlisten der Hilfsorganisationen durch unsere ersetzt wurden. Daher wollen wir erst einmal sehen, wie sich die Lage entwickelt.

    Was hat Sie an dieser Aktion am stärksten berührt?

    Härter: Hier war es die unglaubliche Hilfsbereitschaft. Das Telefon stand seit Tagen nicht mehr still. Beim Verpacken waren über 80 Helfer inklusive einer Ukrainerin beteiligt. Der Zusammenhalt war beeindruckend. Vielleicht hat eine solche schlimme Situation auch etwas Positives und schweißt die Gesellschaft wieder ein wenig zusammen. Das wäre zumindest mein Wunsch. Auf der anderen Seite hat uns das Leid der Flüchtlinge tief erschüttert. Diese Aktion hat mich tief geprägt.

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