Menschen, die in finanzielle Not geraten sind, benötigen – unabhängig von ihrer Einkommenssituation – kompetente Unterstützung. Darauf weisen die Schuldnerberaterinnen des Diakonischen Werkes in Bad Neustadt anlässlich der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung 2021 hin. Die Aktionswoche steht dieses Mal unter dem Motto "Der Mensch hinter den Schulden".
Verschuldung schränke die Lebensgrundlage vieler Menschen ein. Das sei nicht nur ein finanzielles Problem. "Uns geht es um die Menschen hinter den Schulden, so wie es auch das Motto der bundesweiten Aktionswoche ausdrückt. Verschuldung ist immer auch eine menschliche Katastrophe", so die Schuldnerberaterinnen.
Nach Schätzungen sind – auch in Folge der Corona-Pandemie – bundesweit zwei Millionen Solo-Selbstständige und Freiberufler von Überschuldung bedroht. Viele Existenzen seien finanziell prekär aufgestellt. Dies betreffe mittlerweile nicht mehr nur Empfänger von Grundsicherung und im Niedriglohnsektor Beschäftigte. Jetzt drohen auch Menschen in Verschuldung zu geraten, die es vorher niemals für möglich gehalten hätten.
Hilfe ist keine Schwäche
Sich Rat und Hilfe zu holen sei keine Schwäche – vielmehr könnten die Beratungsstellen wertvolle Hinweise geben, um nicht nur die Coronakrise finanziell gut zu überstehen. "In der Schuldner- und Insolvenzberatung sehen wir uns als Wegbegleiter mit dem Ziel, Klienten wieder so zu stabilisieren, dass ein Weitergehen alleine möglich ist", sagen die Schuldnerberaterinnen. Die Beratung erfolgt übrigens kostenfrei!
Die Bad Neustädter Beratungsstelle begrüßt die jüngste Reform des Insolvenzrechtes, nach der es möglich ist, nach drei Jahren eine Schuldenbefreiung zu erhalten. Doch nun seien weitere Reformen notwendig: "Die Speicherfristen von Schuldendaten bei Auskunfteien müssen deutlich kürzer werden. Dass bei der Schufa Schuldendaten weitere drei Jahre nach Ende des dreijährigen Insolvenzverfahrens gespeichert bleiben, erschwert ehemals Verschuldeten den Neustart. Für sie ist es zum Beispiel schwer bis unmöglich, unter diesen Bedingungen eine neue Wohnung zu finden", heißt es vonseiten der Beratungsstelle. Wohnen aber sei ein Menschenrecht, das Überschuldeten oder von Armut Bedrohten nicht vorenthalten werden dürfe. Daher fordern die Beraterinnen eine Speicherfrist bei der Schufa von höchstens einem, besser einem halben Jahr.
Die Aktionswoche Schuldnerberatung wird veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV). In ihr haben sich Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege auf Bundesebene, der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen.
Weitere Infos zum Thema Schuldnerberatung erhalten Interessierte bei der Schuldner- und Insolvenzberatung des Diakonischen Werkes in Bad Neustadt, Marktplatz 11, oder im Internet unter www.diakonie-nes.de. Die Beratungsstelle ist von Montag bis Freitag in der Zeit von 9 bis 12 Uhr telefonisch unter (09771) 63097-0 erreichbar. Termine können nach Vereinbarung auch nachmittags stattfinden.