Der Zufall hat geholfen, wieder ein Stück Wechterswinkler Historie offenzulegen. Vor wenigen Tagen ist man auf das Widerlager der früheren Brücke gestoßen, die in das ehemalige Frauenkloster geführt hat. In gemeinsamer, fruchtbarer Zusammenarbeit des örtlichen Heimatforschers Herbert Odenwald, Klaus Dippel (ehemalige Propstei Wechterswinkel) und einer Mitarbeiterin des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege fand damit Bestätigung, was der frühere Bürgermeister von Wechterswinkel, Bruno Hauck, schon vor Jahren vermutet hatte.
Der inzwischen verstorbene Altbürgermeister und Autor des Buches "Wechterswinkel - einst und jetzt" hatte anhand von alten Karten und Aufzeichnungen des Staatsarchivs in Würzburg die Position der Brücke genau da lokalisiert, wo die Reste nun auch entdeckt wurden. Eigentlich hatte der vor einigen Tagen vom zuständigen Wasserwirtschaftsamt eingesetzte Bagger nur den Auftrag gehabt, das Bachbett des Elsbaches nach einigen Jahren wieder einmal gründlich zu säubern.
Reste könnten aus dem Mittelalter oder früher Neuzeit stammen
Im Zuge dieser Arbeiten haben dann aufmerksame Bürger im Bachbett außergewöhnliche Steinformationen festgestellt, die bisher im Geröll verborgen waren. Schnell kam die Vermutung auf, dass es sich um Relikte aus der Klosterzeit handeln könnte. Der hinzugezogene Wechterswinkler Heimatforscher Herbert Odenwald konnte anhand alter Karten den Verdacht erhärten. Die Besprechung unter den Wechterswinkler Nachbarn endete in einer bebilderten E-Mail an das Landesamt für Denkmalpflege mit der Bitte um Unterstützung und um eine fachliche Einschätzung der historischen Spuren.

Die zuständige Außenstelle Schloss Seehof bei Bamberg meldete sich. Und nach einigen Rückfragen kam die für Ober- und Unterfranken zuständige Grabungstechnikerin Julia Groll schließlich persönlich nach Wechterswinkel. Schon nach kurzem Blick auf die Mauerreste bestätigte die Fachfrau die Hoffnungen der Laien. Ja, es handelt sich tatsächlich um alte Fundamente, die deutlich älter sind als die heutige Propstei. "Sie sind sehr alt, mutmaßlich Mittelalter oder frühe Neuzeit", so ihre Einschätzung.
Wo befand sich das Torhaus des Klosters?
Die beiden Wechterswinkler Grabungshelfer Herbert Odenwald und Klaus Dippel sind aufgrund dieser Entdeckung und der fachlichen Einschätzung felsenfest davon überzeugt: "Das ist das Widerlager der früheren Klosterbrücke, des damals einzigen Zugangs ins Frauenkloster Wechterswinkel". Julia Groll vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Magistra der Grabungstechnik, grub selbst und beherrscht auch die Technik, per GPS satellitengestützt die Wechterswinkler Brücke zu vermessen.
Die Daten werden nun im Landesamt für Denkmalpflege mit früheren Messungen auf dem Gelände der Propstei zusammengeführt. So hofft man, aus den isolierten Messergebnissen weitergehende Schlüsse zu ziehen, etwa zur Lage des Torhauses des Klosters. Heimatforscher Odenwald ist zufrieden: "So hat der Einsatz des Baggers am Ende doch etwas Gutes gehabt. Er hat dazu beigetragen, weitere Erkenntnisse über das mittelalterliche Kloster Wechterswinkel zu gewinnen. Früher erfolgte der Zugang zum Kloster über das jetzige Anwesen Fries und diese alte Brücke".
Kein Bauschutt vor 200 Jahren
Klaus Dippel von der Propstei Wechterswinkel sah es als ein gelungenes Beispiel dafür, wie Bürger und Fachleute aus dem Landesamt gemeinsam zur Denkmalpflege und Bewahrung der Kulturlandschaft beitragen. Dr. Andreas Büttner, Referatsleiter für die Bodendenmalpflege in Ober- und Unterfranken, weist noch ergänzend darauf hin, dass "aufgrund der neuen Erkenntnisse das Bodendenkmal nun auch in diesem Bereich ausgedehnt wird und damit die Brückenreste künftig besser geschützt sind".

Wie so oft bei Bautätigkeiten in der Propstei haben sich die Aufzeichnungen des Altbürgermeisters Bruno Hauck vortrefflich bestätigt. Nur vermuten lässt sich, so Klaus Dippel, ein Zusammenhang zwischen der Klosterbrücke und dem steinernen Bogen des sogenannten "Nonnenbades" auf dem Gelände der Propstei. Diese Steine aus der Bauzeit der heutigen Elsbrücke könnten eine Erinnerung der Brückenbauer an ihre mittelalterlichen Vorgänger gewesen sein.
Vielleicht wollten sie der Nachwelt die Position der Klosterbrücke anzeigen. Sehr wahrscheinlich ist auch eine Wiederverwertung der Brückensteine bei dem Bogen des Nonnenbades. Vor zweihundert Jahren gab es keinen Bauschutt, alles wurde wiederverwertet.